
aus in direct südwestlicher Richtung, so dass sie Dixan
ganz umgehen *). In der ganzen Umgegend befindet sich,
ausser der Regenzeit, nur eine einzige, noch dazu sehr
spärliche Trinkwasserquelle, die in einer tiefen Felsschlucht
aus Glimmerschiefer entspringt, und bei welcher die ganze
Mädchenschaar der benachbarten Orte oft stundenlang versammelt
ist, um nach einander ihren Wasserbedarf einzunehmen.
Dieses enge Felsthal hat durch dichtes grünes
Gebüsch etw'as Liebliches, und ¡zeichnet sich dadurch vor
der ganzen Gegend aus. Das Gebüsch selbst besteht
grösstentheils aus einem Strauch, welchen die Abyssinier
Septe benennen, und dessen getrocknete Samenkapseln
die Eingebornen statt der Seife zum Waschen der baumwollenen
Tücher verwenden **). Diese Samenkapseln werden
zwischen Steinen zu Mehl gerieben, und dann auf
einem concav ausgebreiteten grossen Leder mit kaltem
Wasser gemengt; das zu waschende Tuch wird hierauf in
dieser Mischung- mit den Füssen gestampft, wobei sich ein
aufgebläheter Schaum wie bei der Seifenmischung bildet;
diese Operation wird einige Mal wiederholt und darauf
das Tuch mit reinem Wasser ausgewaschen, und dieses ist
nun, wenn die gehörige Menge von Septe angewendet
*) Es ist merkwürdig, wie sehr sich Salt von dem heuchlerischen
Bahernegash Jasu imponiren liess. Man vergleiche die pathetische
Schilderung, die | er von diesem Häuptlinge pag. 239 und besonders
pag. 445 machte, um dessen Portrait (Taf. 16.) zu commentiren. Mir
kömmt es vor, dass Jasu die ganze Comödie nur spielte, um, nachdem
er von Salt alle übereingekommene Zahlungen und die Geschenke
empfangen hatte, demselben noch hundert Thaler Geld abzuzwäcken
(pag. 446).
**) Septe ist nach des Dr. Fresenius Bestimmung eine Phytolacca,
vermuthlich Phytolacca abyssinica.
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w'urde, von jeglichem Schmutz befreiet. Dieses Waschmittel
ist für die Baumwollen-Stoffe, die hier zu Land gefer-
tjget werden, weit weniger nachtheilig, als der Gebrauch
der Seife. Die Bewohner von Arkiko und der Küste, wo
es keine Septe gibt, bedienen sich zum Waschen des Leib-
geräths der getrockneten Excremente der Kameele. Gelegentlich
bemerke ich, dass in ganz Abyssinien nie eine
weibliche Person sich mit dem Waschen der Kleidungs^-
stücke beschäftiget, sondern dass dieses ausschliesslich von
Männern besorgt wird.
Einer der unverschämtesten Bettler, die mich auf meiner
Reise in Abyssinien um Geschenke angingen, war der
christliche Priester des Orts, den es so zu sagen nach
allem, was er bei mir sah, gelüstete. Der hier dem christlichen
Religionscultus gewidmete Versammlungsort ist eine
einfache, in dem höchsten Theile des Dorfes gelegene
Hütte, zu welcher die Bewohner durch das Anschlägen
schwebend hängender dünner Steinplatten zusammen gerufen
werden *). Die Bewohner von Halai sehnten sich schon
lange nach dem Besitz einer Glocke, deren es in Abyssinien
nur einige wenige gibt, und hatten auch, da sie
für die mancherlei seit Jahren vollbrachten Frevelthaten
Busse zu thun wünschten, vor kurzem endlich ein Paar
hundert Thaler zusammengebracht, für welche ein nach
Egypten gehender Priester eine Glocke erkaufen sollte;
dieser Mann war aber zu Djetta ein Mahommetaner geworden
und hatte das ihm anvertraute Geld verprasst.
Der gewöhnliche Preis der Last-Maulthiere ist zu Halai
*) Zu Alvarez Zeiten waren bereits Steinplatten in Ermangelung
von Glocken in Abyssinien gebräuchlich. Siehe dessen: Warliaftiger
Bericht von den Landes des Priester Jolian. Eisleßen 1566. Cap. 44.
pag. 173.