
Getränk, welches von den Abyssiniern Chamer benannt
wird. Beim Weggehen begleitete uns der Sohn des Hausherrn
mit einigen seiner Diener bis zum Lagerplätze; die
Letzteren erhielten dafür ein kleines Geschenk von ein
Paar Unzen indischem Pfeffer.
An einem der folgenden Tage wurden^wir von einem
angesehenen Geistlichen aus der Provinz Simen besucht,
der auf einer Reise zum Detjatsch Ubi nach Adowa hier
durch kam. Er war in Folge seiner früheren Gefangenschaft
auf einem unglücklichen Kriegszug verschnitten und
hatte so eben eine ganz junge Tochter Ubi’s zu OeledRufael,
Detjatsch der Provinz Enderta, der sie heirathen sollte,
nach Antalo gebracht. Getana Meriam machte mich darauf
aufmerksam, dass dieser Mann in Simen in grossem
Ansehen stehe, und das besondere Vertrauen Ubi’s genösse,
in dessen näherer Umgebung er als ein erfahrner
Rathgeber sich gewöhnlich befinde; und diess veranlasste
mich, ihm ein Stück indischen Musselin zu schenken, als
ein Zeichen, dass ich einen Werth darauf lege, ihn.persönlich
kennen zu lernen und mich seinem Andenken zu
empfehlen. Zugleich zeigte ich ihm die schöne Glocke,
die ich zu einem Geschenk für Ubi bestimmt hatte,, und
bat ihn, meine bereits früher brieflich ausgesprochenen
Wünsche bei diesem Häuptlinge zu unterstützen. Auch
hielt ich es für erspriesslich, einen neuen Boten mit einer
zweiten Depesche an Detjatsch Ubi abzuschicken, in welcher
ich das in meinem Briefe, vom 5. Juni Enthaltene
wiederholte; denn der Ueberbringer dieses, der Abyssinier
G e b ro n , der mir durch Herrn Gobat als ein zuverlässiger
Mann empfohlen worden w'ar, hatte ungeachtet des
Versprechens einer schleunigen Antwort seit seiner Abreise
von Magab nichts von sich hören lassen. Er hatte,
wie sich später zeigte, sich an einen militairischen Raubzug
angeschlossen, wobei er als früherer Bewohner der
Provinz Tigre durch seine Localkenntniss sich sehr verdient
machen konnte; und erst fünf und zwanzig Tage
nachher kam er bei den Schneegebirgen von Simen wieder
zu uns, mit einer Luntenflinte und einigen baumwollenen
Tüchern,¿seinem Antheil der unterdessen gemachten
Beute; meinen Brief an Ubi hatte er ganz vergessen!
Mein zweites Schreiben an diesen Häuptling vertraute ich
einem Mahommetaner an, und dieser erfüllte die versprochene
Besorgung desselben treulich, wie ich später berichten
werde.
Die Provinz Temben, deren Nordgrenze die Districte
G irald a und Z ana bilden, stösst im Westen an die Landschaft
A v erg ale und im Süden an einige kleine, zu
E n d erta gehörige Bezirke. Sie stand noch vor Kurzem
unter der Verwaltung von K a sa i, dem dritten Sohne des
Detjatsch Sabagadis, welcher daher den Titel Schum
T em ben führte; Ubi aber gab dieselbe einem seiner
Verbündeten , Namens S o le n g e ta , dessen etwaige Ansprüche
darauf, sowie seine Familienverhältnisse, mir unbekannt
sind. Vermuthlich war diese neue, noch sehr precaire
Herrschaft Schuld daran, dass man von mir hier einen
höhern Durchgangszoll, als herkömmlich ist, erpresste;
denn ich musste, während derselbe eigentlich nur zwei
Speciesthaler für jede Maulthierladung beträgt, mehr als
das Doppelte nebst einem Stück Scharlachtuch und zwei
Stück indischem Musselin geben, und bei meiner Abreise
erpresste man unter allerlei Vorwand noch mehrere Glasflaschen
mit Pfeffer von mir. Zu Tackeraggiro machte ich
zum Behuf der geographischen Ortsbestimmung einige
astronomische Beobachtungen, bei denen mir aber der
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