
gesucht haben, wie ich Aehnliches an dem Vorgebirge
Gimsche, südlich vom Golfe Setie an der egyptischen Küste,
fand *).
Eine specielle Mittheilung der kärglichen Bemerkungen,
welche auf einer Küstenfahrt und in einem Schiffe,
über welches man nicht unbedingt zu verfügen hat, gemacht
werden können, ist zwar für die Mehrzahl der Leser nichts
weniger als unterhaltend, und gewährt an und für sich selbst
der geographischen Wissenschaft nur in Hinsicht auf isolirte
und fragmentarische Notizen Nutzen; aber die nützliche
Anwendung, welche Professor Reichard von ähnlichen durch
Niebuhr gegebenen und durch spätere Reisenden nur wenig
vermehrten Mittheilungen gemacht hat, bestimmt mich, auch
von meiner Fahrt durch das rothe Meer die täglichen Bemerkungen
bekannt zu machen. Nach einem kurzen Aufenthalt
im Hafen Tor, wo wir meine daselbst zurückgelassenen
Gehülfen an Bord nahmen, segelten wir am 16. Juli mit
frischem Nordwest-Winde zwischen den vielen gefährlichen
Corallenbänken hindurch, welche südlich von Tor längs
beiden Meeresküsten bis zum Vorgebirge Ras Mehamet
sich ausbreiten. Als der Wind sich legte, gingen wir westlich
von diesem Vorgebirge, mitten unter Klippen vor
Anker. Die Corallenbänke dieser Gegend sind alle in steter
Vermehrung durch die Thätigkeit der sie erzeugenden
Polypen begriffen, erheben sich aber durchaus nur bis zur
Oberfläche des Meeres; die benachbarten Küsten sind flach
und grossentheils sandig, oder, wenn sie aus Corallenkalk
bestehen, meist um einige Fuss über die Wasserfläche erhaben
und allmählich sich unter dieselbe verlaufend. Kaum
ist man aber um das Vorgebirge Ras Mehamet gesegelt, so
*) Siehe meine Reise nach Nubien, pag. 182.
findet man, dass hier Corallenbänke als Küstensaum in wag-
rechten Flächen an dem Fusse der entfernteren Granitgebirge
angelehnt sind, und sich dreissig bis vierzig Fuss
über die Meeresfläche erheben. Diese ziemlich constante
Höhe der horizontal geschichteten Corallenbänke mit einem
zum Wasserspiegel beinahe senkrecht abfallenden Rande
beobachtete ich zu Scherum el Moje, Scher um el Aad, um
den Hafen Jahar, südlich von Mohila, bei Wuschk und an
vielen ändern Hafenplätzen. Alle diese Corallenbänke sind
das Erzeugniss der nämlichen Zoophyten-Arten, die noch
gegenwärtig die unter dem Wasser vegetirenden Gebilde
bis zu den ausgedehnten, aber, wie eben bemerkt, sich nie
über den niedrigsten Stand des Wassers erhebenden Felsbänken
aufbauen. Auf der obern Fläche jener hohen, jetzt
ganz trocken liegenden Corallenlager findet man viele
calcinirte Muschelschalen, zuweilen auch die durch Kalk-
spathmasse gebildeten Steinkerne zerstörter Muscheln;
immer sind es aber Arten, die noch heut zu Tage in dem
benachbarten Meere leben. In einer mehr südlichen Breite,
etwa vom sechs und zwanzigsten Breitegrad an, sind die
horizontalen trocken liegenden Corallenbänke, welche den
Küstensaum bilden, durchaus nur zwölf bis fünfzehn Fuss
höher als der jetzige Meeresspiegel, wie man namentlich
in der Gegend von Scherum Jambo, zu Abhor nördlich von
Djetta und bei Massaua beobachten kann.
Da jene jetzt gleichförmig über das Meer hervorragenden
Corallenbänke an keinem der angegebenen Orte durch
vulkanische Thätigkeit emporgehoben wurden, und doch
die ursprüngliche Höhe derselben nur bis an die Oberfläche
des Wassers reichen konnte, indem hier die Polypen absterben
: so liefern diese Küsten des rothen Meeres den untrüglichen
Beweis, dass in einer unbestimmbaren Periode das