
Mammelucken, welche ihr Glücksstern davor bewahrt hatte,
den friedlichen Vergleichsvorschlägen Ibrahims zu trauen,
zogen sich nach der Provinz Dongola zurück, fest entschlossen,
lieber in den Wüsten durch Hunger umzukommen, als
jemals der heiligsten Versprechung Mehemet Ali’s oder
irgend eines seiner Anhänger Gehör zu geben;
Durch diese verschiedenen, mit so vieler List und Con-
sequenz glücklich durchgeführten Meuchelmorde kam endlich
Mehemet Ali in den unbestrittenen Besitz von ganz Egypten,
und konnte nun seine ganze Aufmerksamkeit und Thätigkeit
dem Feldzuge gegen die Wehabiten widmen, was um so
nöthiger war, da eben jetzt sein Sohn Tussum Pascha
in den Engpässen bei Safra in Arabien eine vollkommene
Niederlage erlitten hatte. Vorerst aber benutzte er das
hoffartige, ordnungslose Betragen mehrerer Häuptlinge
albanesischer Truppen, um unter einem guten Vorwand dieselben
aus dem Dienste zu entlassen, sie aus Egypten zu entfernen,
und so die gefährliche Verbindung der Soldaten-
anführer zu schwächen, welcher er selbst grösstentheils seine
Erhebung zur Pascha-Würde zu verdanken hatte. Einer
dieser unruhigen albanesischen Häuptlinge, ein gewisser
Achmet Beg, der in drohender Weise die ihm schuldige
rückständige Soldzahlung verlangte, starb nach einem dem
Mehemet Ali gemachten Besuch eines plötzlichen Todes;
ein anderer, Namens Achmet Aga Las, der mit seinen Truppen
in der Provinz Kenne aufgestellt war, und sich dort
gegen des Pascha’sRegierung auflehnte, wurde durch schmeichelhafte
Einladungen in die Citadelle von Cairo gelockt,
und daselbst ohne Weiteres geköpft. Mehrere andere Häuptbung'
seiner beinahe gleichzeitig unternommenen Reise in Nubien pag.
23. der deutschen Uebcrsetzung.
Tinge dieser Truppen, namentlich Saleg Koch und Chalil
Aga, wusste man durch Bezahlung grösser Geldsummen zu
bewegen, friedlich Egypten zu verlassen, wo nach und nach
eine geordnete Verwaltung eingeführt werden sollte; und
so wurde theils dürch zur rechten Zeit angeordnete Frei-
giebigkeit, theils durch Kopfabschneiden oder Vergiftungen
ein vollkommener Ruhestand in ganz Egypten hergestellt.
In Arabien bahnten reichliche Geldbestechungen dem
unterdessen verstärkten Heere des Tussum Pascha den Weg
zum Siege; die heiligen Städte Mekka und Medina wurden
wieder von türkischen Truppen besetzt, und mit diesen
Sieo-snachrichteu schickte Mehemet Ali einen seiner ver-
trautesten Mammelucken, Latif Aga, zum Grossherrn nach
Constantinopel, während er selbst in Egypten die Rüstungen
zur Fortsetzung des Kriegs eifrig betrieb, in der Absicht,
in dem neuen Feldzug gegen die Wehabiten persönlich den
Oberbefehl zu übernehmen. Bald bewirkten neue Siege
seines Sohnes Tussum die Eroberung der wichtigen Stadt
Taifa, wovon die Bothschaft Mehemet Ali’s jüngster Sohn
Ismail Bey nach Constantinopel überbrachte; er sowohl als
Latif Aga erhielten bei dieser Gelegenheit den Titel und
Rang eines Pascha, und kehrten mit Geschenken überhäuft
nach Egypten zurück (Juli 1813). Um die Zeit ihrer Rückkehr
langte Mehemet Ali bei der arabischen Armee in
Mekka an. Das Erste, was er hier that, war, dass er Scherif
Galeb, das erbliche Oberhaupt dieser Stadt, welcher der
türkischen Armee im Kriege gegen die Wehabiten so wesentliche
Dienste geleistet hatte, nebst seinen Söhnen gefänglich
einzog, und nach Constantinopel abschickte; zum Schein
ward zu einem Nachfolger von Galeb dessen Neffe Scherif
Jahia als Regent von Mekka und von den davon abhängigen
Provinzen eingesetzt; Mehemet Ali behielt aber
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