
Pascha, und legten in zwei an der abyssinischen Küste zu
Arkiko errichtete Castelle eine Besatzung' von vier hundert
bosnischen und asiatischen Soldaten. Wahrscheinlich
beabsichtigte man damals einen Eroberungszug nach dem
christlichen abyssinischen Reiche, das gleichzeitig von ändern
benachbarten mahommetanischen Völkerschaften hart
bedrängt wurde, gab aber diese Ideen bald wieder auf,
weil das gebirgige Terrain des Landes zu grosse Hindernisse
entgegensetzte. Jene Besatzung verschmolz nach und
nach durch eheliche Verbindung mit dem mehr nördlich
an der Küste wohnenden Beduinen - Stamme der Habab,
deren Sprache und Sitten sie auch annahmen; aber sie
behauptete sich dessenungeachtet in gewisser Beziehung
als eine besondere Corporation, und wusste sich eine monatliche
Soldzahlung von 1400 Unzen Silber, welche ihnen
auf die Zolleinnahme von Massaua angewiesen war, zu
erhalten, wogegen sie die Obliegenheit hatte, die Brunnen,
aus welchen Massaua mit Trinkwasser versehen wird,
zu schützen, und den Handelsverkehr mit Abyssinien gegen
Beraubungen in dem unbewohnten Küstenstriche sicher zu
stellen. Der in Massaua residirende Pascha belehnte das
Oberhaupt der Habab- Beduinen mit der Regierungsverwaltung
der ganzen benachbarten Küste, unter dem Titel
Naib, ein persisches Wort, das so viel als Stellvertreter
heisst, und dem türkischen Worte Kaimakan gleichbedeutend
ist. Als in der Folge der Divan von Constantinopel
es nicht mehr der Mühe werth erachtete, an der entfernten
abyssinischen Küste ganz nutzlos tpnen eigenen Pascha
zu unterhalten, übergab man dem Häuptlinge der Habab
auch die Regierungsverwaltung der Insel Massaua, gegen
einen an den Pascha von Djetta alljährlich zu zahlenden
Tribut. Zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts hatte die
zunehmende Macht der Abyssinier und das gleichzeitige
Sinken des Ansehens der Pforte in Arabien zur Folge,,
dass der Naib von Massaua die jährliche Tributzahlung
nach Djetta ganz unterliess und sich gegen den Beherrscher
von Abyssinien, von welchem er wegen der Zufuhr
der nöthigen Lebensmittel und des aus dem friedlichen
Handelsverkehr entspringenden Zollertrags gewissermassen
schon lange abhängig war, verbindlich machte, stets die
Hälfte der Zolleinnahme an den Befehlshaber der Provinz
Tigre abzuliefern. Wie lange diese Art von Tribut nach
Abyssinien entrichtet wurde, habe ich nicht ausmitteln
können. Iu der Familie dieser Habab-Häuptlinge, die als
Naibs Massaua regierten, waren später wegen der Nachfolge
grosse Zwiste ausgebrochen und viele Mordscenen
vorgefallen, bis sich endlich die zwei Hauptlinien dahin
verständigten, dass immer abwechselnd aus einer derselben
der älteste Sohn die Naibs-Stelle bekleiden solle. Da bei
den Habab, gleichwie bei den alten Egyptern *), der Enkel
immer den Namen des Grossvaters führt, und in der einen
der beiden Familien, aus welchen die Naibs von Massaua
hervorgehen, die Namen Etman und Idris, in der ändern
die von Achmet und Jahia eingeführt sind, so
enthält die Namenliste der Naibs von Massaua nur diese
vier Namen in regelmässiger Abwechselung. Gegen das
Ende des vorigen Jahrhunderts rissen die Scherife von
Mekka die ganze Regierungsgewalt von Arabien an sich,
und wussten ihr Ansehen auch bis nach Massaua hin geltend
zu machen, so dass der dortige Naib im Jahr 3806
gezwungen wurde, die ganzen Zolleinkünfte nach Djetta
*) Champollion Système hiéroglyphique des anciens Egyptiens, 2e
Édition, pag. 260.