
in Ausführung gebracht werde, und zwar nicht etwa bloss
um nichtssagenden Formen zu-genügen, sondern in der
wirklichen Absicht, der leidenden Menschheit zu Hülfe zu
kommen. Die Einimpfung der Schutzpocken, welche beim
Militair durchgehends eingeführt ist, hat sich bereits auch
unter den ändern Bewohnern von Egypten sehr ausgebrei-
tet, jedoch, wenn ich recht berichtet wurde, nur in Folge
von Privatspeculationen einiger europäischer Feldscherer,
und keineswegs als eine philanthropische Anordnung von
Seiten der Regierung. Sonstige Sanitätsanstalten kenne ich
*n Egypten nicht; denn die Quarantaine-Einrichtungen
gegen die Pest sind noch so wenig genügend, dass sie kaum
einer Erwähnung verdienen.
In neuester Zeit hat Mehemet Ali noch folgende neue
Unterrichtsanstalten gegründet, welche sämmtlich unter
der speciellen Leitung von tüchtig befundenen Europäern
stellen : eine Schule für die Artillerie und das Geniewesen
im Lager bei Toura, südlich von Cairo; eine nautische Lehranstalt,
in welcher die Cadetten für die Marine unterrichtet
werden, in Alexandrien; eine Veterinairschule zu Abu-Sabel
für den Dienst der Cavallerie und im Interesse der Pferdezucht,
welche man in Egypten wieder einzuführen beabsichtigt,
nachdem sie durch die inneren Kriege und die
allgemeine Verarmung allmählich ganz zu Grunde gegangen
war.
Unter den grösseren Werken, welche in Egypten während
Mehemet Ali’s Verwaltung projectirt und ausgeführt wurden,
muss noch der Canalbau erwähnt werden, vermittelst
dessen man eine das ganze Jahr hindurch ununterbrochene
SchifFfahrtsverbindung zwischen dem Nil und-dem Hafen
von Alexandrien zuStande zu bringen beabsichtigte. Dieses
Unternehmen verdankt seine Entstehung der Theuerung,
w elche im Jahr 1816 und 1817 einen grossen T h eil von
Europa heim suchte; zahlreiche Handelsschiffe kamen damals
nach Alexandrien, um so schnell als möglich Getreide einzukaufen
; aber die Sandbänke vor den Nilmündungen machten
es bei stürmischem W etter mehrere Monate lang unmöglich
, die auf Lieferung gemachten Früchte Verkäufe zu
effectuiren, wodurch sehr beträchtliche Verluste entstanden;
und diess bewirkte den Beschluss, jenen Canaibau zu unternehmen.
Im Jahr 1820 wurden in U nteregypten gewaltsam
an hunderttausend Bauern zusammengebracht, w elche in
kurzer Z eit einen für ziemlich grosse Flussschiffe das ganze
Jahr hindurch fahrbaren Canal gruben; er verlässt beim
Städtchen Foua in U nteregypten den N il, und mundet im
westlichen Hafen von A lexandrien ins Meer. D ie schlechte
Vorsorge für die Ernährung der A rbeiter und für ihre B e-
schützung gegen feuchte und kalte W itterung war Ursache,
dass mehr als zwölftausend dieser A rbeiter in w eniger als
Jahresfrist starben, , der vielen Menschen, die dabei blind
geworden sind oder auf sonstige W eise ihre Gesundheit
verloren,.nicht zu gedenken. Das ganze Unternehmen erforderte
keine effectiven Ausgaben von Seiten der R egierung,
w eil man sich damit half, dass den Arbeitern an Zahlungsstatt
um eine M illion spanische T haler an den rückständigen
Steuern ihrer Ortschaften erlassen wurden! D a übrigens
die Dämme des Canals grossentheils aus Erde bestehen,
und das Nilwasser selbst fortwährend vielen Schlamm mit
sich führt, so war im Jahr 1831, zehn Jahre nach Erbauung
des Canals, bereits ein D rittel desselben den grössten T h eil
des Jahres ganz unbrauchbar gew orden. D ie A nlegung oder
W iederherstellung einiger anderer grösserer Canäle zur
Erleichterung der Bewässerung mancher Landesdistricte
wurde in der A bsicht unternommen, mehr steuerbare GruinJ