
von Magab entfernt lag, links von unserm Wege, am Fuss
der Sandsteinterrasse der Flecken G or aro, und eine halbe
Stunde weiter kamen wir über ein schönes, permanent
fliessendes Gewässer, das mir G edgeda benannt wurde.
Dieser Bach, welcher drei Stunden südöstlich von hier
entspringt, kömmt aus einer engen Felsenschlucht jener
Terrasse hervor, und fliesst da, wo wir ihn passirten, in
direct westlicher Richtung, soll sich aber später nach
Nordwesten wenden, und dann in den Takazzé laufen ;
er berührt auf seinem Laufe das anderthalb Stunden von
hier gelegene Städtchen G e lib e tta ,#) welches zur Provinz
G ira ld a gehört, und der Geburtsort des bekannten
Beherrschers von Tigré, Ras Oeled Selassé, ist. Ich Ver-
rauthe, dass jener Bach Gedgeda der Fluss C orror des
Alvarez ist**), den Salt auf seiner Karte mit dem Warie-
Strom verwechselt hat, von welchem ich weiter unten
reden werde, Wir verfolgten anderthalb Stunden lang den
Lauf dieses Flüsschens und kreuzten dann eine stark
besuchte Heerstrasse, welche direct von Adowa über den
Flecken Mugga nach der Stadt Antalo in Enderta führt,
und die Salt im Jahr 1810 gegangen seyn muss. — Bis
hierher ermangelte die Gegend aller Cultur, und bestand
in einem trockenen, felsigen Boden, der nur mit wildem
Gesträuch bewachsen war; bei unserm weiteren Marsche
aber verwandelte sich die Einöde allmählich in eine schöne,
mit einzelnen üppigen Baumgruppen versehene Wiesenfläche,
an deren Rand, am Fusse der fortwährend mit dem
Wege parallel südlich hinziehenden Sandstein-Hügel,
mehrere Dorfschaften lagen. Acht Stunden von Magab
*) Salt erwähnt dieses Städtchens unter dem Namen Gullibudda,
in seiner zweiten Reise, pag. 399.
**) Alvarez Edition von 1566. Cap. 44. pag. 172.
passirten wir den Fluss W arie , der nach Nordwesten
strömt, und in Bezug auf seine Grösse mit der Reuss bei
Altorf in der Schweiz zu vergleichen ist. Er kömmt von
Ostsüdost aus den südlich von Agamö gelegenen Gebirgen,
und vereinigt sich etwa sieben Stunden von hier mit
dem mehr westlich gelegenen Flusse G eba, von welchem
ich weiter unten sprechen werde. Der Warie bildet die
Grenze zwischen den Provinzen Giralda und Temben,
von denen jene auf seiner östlichen, diese auf seiner Westlichen
Seite liegt.#) Wir marschirten noch eine ganze
Stunde weiter, immer in westsüdwestlicher Richtung, bis
wir endlich spät am Abend, sehr ermüdet auf einem schönen
Wiesengrunde uns lagerten. Hier trafen wir mehrere
Reisegesellschaften von Männern und Weibern an, welche^
insgesammt mit Salz beladen waren. Dieses ward von
Antalo nach dem Markte von Tackeraggiro gebracht, von
wo aus andere Händler es in die Provinz Simen und
Dembea verführen; in der jetzigen Jahreszeit wird gewöhnlich
ein besonders lebhafter Verkehr mit Salz getrieben,
weil später die vom Regen angeschwollenen Flüsse
den Transport desselben sehr erschweren und theilweise
ganz unmöglich machen.
Am nächsten Morgen (7. Juni) brach ganz in der Stille
ein Theil der Karavane mit vielen beladenen Maulthie-
ren auf, um durcb einen grossen Umweg den Flecken
Tackeraggiro, in welchem ein starker Durchgangszoll entrichtet
wird, zu umgehen. Diese Defraudation ward mit
Hülfe eines zu unserer Reisegesellschaft gehörenden, zu
*) Salt hat irrthümlicher Weise die Lage dieser beiden Provinzen
in Bezug auf den Warie (oder den bei ihm Corror genannten Strom)
umgekehrt angegeben, und dieser Fehler ist auf alle später erschienene
Karten übergegangen.