
des mittelländischen Meeres dagegen ist das Clima Egyptens
von November bis Ende Januar öfters auf eine höchst
unangenehme Weise regnerisch; die Strassen in Alexandrien
und Rosetto, ja zuweilen selbst in Cairo, sind alsdann wahre
Schlammpfiitzen und manchmal ganz ungangbar. Zwei Tage
vor meiner Ankunft in Souez (14. April 1831) hatte es bei
westlichem Winde und abwechselnder Windstille in dieser
Stadt und deren Nachbarschaft so stark geregnet, dass in
allen Häusern und Höfen grosse Wasserpfühle sich angesammelt
hatten, und dass in mehreren Zimmern die Decken
einstürzten und viele Waaren in den Magazinen durch die
Nässe sehr beschädigt wurden. In den Bergzügen des pe~
träischen Arabiens und auf beiden Ufern des rothen Meeres
fallen ziemlich regelmässig in der Winterjahreszeit mehrere
sehr starke Regenschauer, die zuweilen unter der Baumvegetation
der schmalen Thäler jener Gegenden grosse Verwüstungen
anrichten, wie ich diess namentlich bei meiner
Excursion in das Sinai-Gebirge zu beobachten Gelegenheit
hatte. Bei Souez selbst hattezu jener Zeit ein wilder Regenwasser
Strom sehr schnell ein tiefes Bette in die sandige Niederung
eingewühlt, und führte Massen von Kies in den bereits
ungemein versandeten Hafen der Stadt. Solche Regengüsse
scheinen sich daselbst öfters zu wiederholen, und sie
verursachten auch hauptsächlich die lange Bank, welche
an der Küste südlich von Souez liegt, obgleich die Küste
selbst sich nicht wesentlich verändert hat, wie diess aus der
Lage der Ruinen des alten Kolsum und den Spuren des
Canals, der einst das rothe Meer mittelst des Sees Men-
zale mit dem Nil verband, ersichtlich ist. Eine kleine hälbe
Stunde nördlich von Souez ist das Bette dieses Canals eine
weite Strecke hin noch sehr erkennbar, und es soll sich
seinem ganzen ehemaligen Laufe nach noch genau verfolgen
lassen. Nirgends zeigt sich aber die Spur eines
Schleussenbaues, und der von den französischen Gelehrten
angeblich aufgefundene Niveau-Unterschied zwischen dem
mittelländischen und rothen Meere beruht daher vermuth-
lich auf einem Irrthume. Wegen der angegebenen Sandablagerung
im Hafen von Souez können gegenwärtig selbst
die kleineren arabischen Fahrzeuge nicht unmittelbar in
der Nähe der Stadt ihre volle Ladung einnehmen, sondern
sie müssen halb befrachtet auf die Rhede fahren, die
zwar für Schiffe jeder Grösse vollkommen sicher ist und
Vortrefflichen Ankergrund hat, aber dagegen auch wegen
ihrer Entfernung vom Landungsplätze höchst unbequem
ist; auch können die zum Aus- und Einschiffen der Waaren
dienenden Fahrzeuge nur eine einzige Fahrt täglich machen,
weil sie das Fluthwasser benutzen müssen,'um zwischen
den Sandbänken hindurchzukommen.
Der ganze Handel von Souez beschränkt sich dermalen
auf einiges Schiffsbauholz für den Verbrauch des Plaz-
zes selbst, auf Eisen, Eiei und Schwefel für die Ausfuhr
nach Indien, und auf GlaSwaaren, Seide , Seife und andere
syrische Producte für die Märkte von Arabien, wogegen
einige wenige indische Producte, wie Pfeffer und andere
Gewürze, persischer Tombak und Erzeugnisse des rothen
Meeres, wie Perlenmutter und Schildplatt, über diese Stadt
nach Egypten eingeführt werden. Der Getreidehandel nach
Arabien und die Rückladungen von Caffee waren ehemals der
wichtigste Gewerbszweig der hiesigen Kaufleute ; beides
ist aber jetzt ein Monopol der Regierung, und das Getreide
wird überdiess in neuerer Zeit vorzugsweise über Corseir
verführt. Was, die Handelsleute von Souez durch directe
Waaren-Verkäufe an die nach Mekka reisenden Pilger gewinnen,
ist gegenwärtig von geringem Belang, weil diese