
erwerben, indem er ihrer Eitelkeit schmeichelte, und als ihr
Beschützer gegen WillkÜhr auftrat.
Mehemet Ali besitzt in hohem Grade das doppelte
Talent, die Personen aufzufinden, die ihm zur Ausführung
seiner weitsichtigen Pläne jedesmal nötliig sind, und dieselben
so zu stimmen, dass sie sich mit einer ungeheuchelten
Hingebung für seine Person interessiren; ein unschätzbares
Talent, durch welches auch Napoleon sich auszeichnete,
und durch das beide Männer so ungemein viel erlang-ten
und ausrichteten. Bei dem egyptischen Pascha ist es übrigens
thatsächlich, dass gar manche von denen, die ihm als die
stärksten Stützen zu seiner Erhebung gedient hatten, wenn
sie gefährlich zu werden drohten, eines plötzlichen Todes
starhen, wovon ich später mehrere Beispiele anführen werde;
und dabei wusste er es immer so einzurichten, dass bei seiner
Umgebung nur selten der Verdacht aufkam, als habe er zu
diesen Todesfällen mitgewirkt.
Zu den unwandelbar treuen Anhängern, die Mehemet
Ali durch scheinbar offenes Benehmen und wohlherechnete
Vertraulichkeit an sich zu fesseln wusste, gehörte unter
ändern die ganze Familie des Taher Pascha, der, wie oben
bemerkt, durch rebellische Soldaten in Cairo ermordet worden
war. Der Sohn desselben, der noch lebende Achmet
Pascha, sein Neffe, den im November 1804 zum Pascha
erhobene Hassan Beg, und die beiden Brüder des Letzteren,
Abdyn Beg und Omar Beg, spielen eine wichtige Rolle in
Mehemet Ali’s Geschichte. Schon um jene frühe Zeit dachte
man in Constantinopel daran, Mehemet Ali auf eine gute
Art aus Egypten zu entfernen, indem man ihn nämlich zum
Pascha von Djetta ernannte, aber er wusste es durch Ränke '
dahin zu bringen, dass die einflussreichen Scheiks von Cairo
eigenmächtig- den in Constantinopel zum Pascha von Egypten
ernannten Kurscliid Pascha für abgesetzt erklärten, und
Mehemet Ali an seiner Stelle zum Statthalter ausriefen
(Anfang Mai 1805). Ersterer wurde nun von Mehemet Ali
in der Citadelle von Cairo förmlich belagert, und die
schwache Regierung von Constantinopel wusste diese Rebellion
nicht anders zu enden, als dass sie den ihr treuerge-
benenKurschid Pascha zurückrief, und gleichzeitig den Usurpator
Mehemet Ali als dessen Nachfolger bestätigte. Bei
dieser Gelegenheit war es, dass der, seitdem als vertrauter
Minister Mehemet Ali’s bekanntgewordene Jousuf Boghoss
sein Geschick mit dem des ehrgeizigen Emporkömmlings
enge zu verbinden oder vielmehr von demselben ganz
abhängig zu machen begann. Boghoss, ein armenischer
Christ, und zu Constantinopel gebürtig, war als der von der
Pforte dem Kurschid Pascha beigegebene amtliche Dolmetscher
nach Egypten gekommen, und hatte durch die
seinem Herrn gegebenen zweckwidrigen Rathschläge nicht
wenig zu den Missgriffen beigetragen, welche die Vertreibung
dieses der Pforte treu ergebenen Paschas nach sich
zogen. Mit durchdringendem Verstände und ruhiger Selbst-
verläugnung begabt, und als ein in jeder Beziehung ausgefeinter
Hofmann, hat er nun schon seit 33 Jahren als ein
geschätzter Diener von Mehemet Ali, sich in dessen unbegrenztem
Vertrauen zu behaupten gewusst.
Kurze Zeit, nachdem Mehemet Ali durch die von Constantinopel
erhaltene Bestätigung in seiner usurpirten Würde
anerkannt worden war, begann er eine geheime Nebenbedingung
dieser Bestätigung zu erfüllen, gemäss welcher
er zur gänzlichen Vertilgung derMammelucken-Partei alle
Kräfte aufbieten sollte. Im August 1805 wurde eine Anzahl
dieser leichtfertigen Krieger, die unter friedlichen Versprechungen
in Cairo’s Mauern gelockt worden waren, unver