
misstrauischen Danakil’s längere Zeit nicht nach Dahalak,
und mein Jäger musste unverrichteter Sache abreisen.
§. 10.
Excursion nach den Ruinen von Adulis und fernerer
Aufenthalt in Massaua bis zur Abreise
nach Simen.
Die Ruinen des alten Emporiums A dulis zu besichtigen,
war bisher keinem europäischen Reisenden geglückt,
obgleich ihre Lage durch den gelehrten Dr. Vincent, in
seinem classischen Werke: P e rip lu s of th e red sea,
schon längst sehr richtig in den Hintergrund der Anes-
ley-Bai versetzt worden war. Das allzu grosse Verlangen,
welches Herr Stuart, Reisegesellschafter von Salt, an den
Tag legte, diese Ruinen zu besichtigen, veranlasste wohl
hauptsächlich das Misstrauen der Landeseingebornen, in
Folge dessen er seinen Zweck ganz verfehlte. Diese Klippe
wohlbedächtig vermeidend, äusserte ich iü einem Gespräch,
scheinbar ganz zufällig, dem Naib Jahia den Wunsch, bei
einer nach Süden zu machenden Jagd-Excursion gelegentlich
auch die Ruinen der alten Stadt Adulis, von deren
Existenz ich gehört habe, besuchen zu können; er ging
auf die Sache ein, und bot mir gegen eine billige Geldvergütung
seinen Sohn Mehamet zum Begleiter und Beschützer
in jener Gegend an. Zwei Diener des Naib und
einer meiner Neger bildeten die ganze übrige Gesellschaft,
mit der ich am 29. Januar 1832 Arkiko verliess, um nach
jenen Ruinen zu reisen. Der Weg ging in direct südlicher
Richtung, über die etwa eine halbe Stunde breite, wagerechte
Fläche, welche hier den Küstensaum am Fusse der
abyssinischen Hochgebirge bildet. Ein Theil der Ebene
wird periodisch von der Springfluth überschwemmt; das
Uebrige ist sparsam mit Acazien und Asklepiadeen bewachsen,
die früher an einzelnen Stellen ausgerodet w'orden
waren, um, wenn besonders viel Regen in der Winterjahreszeit
fiel, Mais zu cultiviren.
Dicht bei Arkiko, nach Südwest zu und mit diesem
Orte fast zusammenhängend, liegt das Dorf D abba; eine
Stunde weiter und südlich am Fusse der Berge das Dorf
H ab ib , und in gleicher Entfernung und Richtung das
Dorf A tra. Die beiden letzteren Ortschaften sind eigentlich
bloss periodische Ansiedelungen, da sie nur in der
Winterjahreszeit von den Hirten bewohnt werden, welche
die zahlreichen, hier weidenden und theils nach Arkiko,
theils nach Zula gehörenden Herden von Kameelen, Rindvieh
und Ziegen beaufsichtigen. Wir verfolgten immer
die südliche Wegsrichtung zwischen der Meeresküste und
der Basis der westlichen Gebirgskette hin, und kamen nach
zwei Stunden Marsch nabe an die im Osten liegende imposante
Gebirgsgruppe Ge dam, deren höchsten Gipfel wir
eine Stunde später in gleicher Breitenparallele hatten.
Dieses ziemlich steile Gebirg besteht durchaus aus Glimmerschiefer,
und erhebt sich bis zu fünftausend Fuss über’s
Meer *). Die ganze Gebirgsmasse erscheint wie gewaltsam
abgerissen von der westlich liegenden abyssinischen
Bergkette; das dazwischen liegende Thal ist kaum eine
*) Unlängst fand ein Beduine in demselben ein zwei Loth schweres
Stück gediegenes Gold, welches der Kaimakau ihm abnahm und angeblich
nach Cairo schickte.