
Species-Thalern als Steuer an den Statthalter zu Adowa,
die Zahlung derselben wird übrigens, wegen des kriegerischen
Geistes der Bewohner, öfters verweigert, und diess
durch Waffengewalt auch durchgesetzt.
Die Gegend um unseren Lagerplatz war ganz ohne
Gras; dieses findet sich nur in den schmalen Thalniederungen,
wo Bäche während der Regenzeit abfliessen. Auf
dem steinigen Boden der wellenförmigen Hügel dagegen
standen vereinzelte Gebüsche von Acazien, Salbei und
Rosen, deren Blüthen einer Menge von Bienen Nahrung
gewährten, daher uns auch hier viel guter Honig zum
Verkauf angeboten wurde. Der hier entrichtete Zoll bestand
in Pfeffer, und betrug eben so viel als zu- Halai; wir
verloren aber wegen desselben wieder einen ganzen Tag.
(12. Mai). Ueber den Himmelszustand bemerke ich, dass
wir an beiden Tagen bis zur Mittagsstunde heiteres Wetter
mit Süd-Ost-Wind hatten; dann kam ein Nord-Luftzug,
der um drei Uhr ein Gewitter herbeiführte, welches aber
über unsern Lagerplatz nur schwachen Regen ergoss;
Abends und Nachts ward es bei östlichem Winde wieder
heiter, und es fiel starker Thau. Alles war schon zur Weiterreise
auf den dreizehnten festgesetzt, als ich ganz zufällig
von den Eingebornen die höchst unerwartete Nachricht
erhielt, dass drei starke Wegsstunden von hier in
nord-nord-östlicher Richtung ein grösser Platz von Ruinen,
welche aus grossen Quadersteinen beständen und theilweise
mit Inschriften versehen wären, bedeckt sey. Dieser Ort
hat bei den Eingebornen vielerlei ganz verschiedene Namen,
nämlich: Kahito, Wokeiro, Safra und Adischum.
Spätere wissenschaftliche Reisende werden hoffentlich diese
meine Mittheilung nicht unberücksichtigt lassen, und durch
Autopsie auszumitteln suchen, in welche Zeit die Gebäulichkeiten
dieser Ruinen gehören, und welche Wichtigkeit
sie für das Studium der Landesgeschichte haben. Vielleicht
liefern sie ein Seitenstück zu den alten abyssinischen
Ruinen des Klosters A bba Asfö, unfern Je h a , wo Salt
(zweite Reise pag. 431.) von grossen, schön gearbeiteten
Sandsteinquadern Bruchstücke alt-ethiopischer Inschriften
abschrieb, oder zu denen, welche Lieutenant Wellsted im
südlichen Arabien bei N akäb al H a ja r entdeckte *).
Am 13. Mai führte uns der Weg gleich Anfangs während
einer Viertelstunde in Süd-Süd-Ost-Richtung durch
eine nach Osten zu ablaufende Niederung. Ich bemerke
bei dieser Gelegenheit, dass der Wasserabfluss aller Thäler
von Halai auf der Höhe des Tarantagebirgs bis westlich
von Ategerat,_dem Hauptorte der Provinz Agame, durchaus
eine östliche Richtung hat, und dass sämmtliche Thäler
sich nach dieser Weltgegend bis zum rothen Meere hin
senken. Das Wassersystem dieser Gegend ist also auf allen
bis zu diesem Tag erschienenen Karten von Abyssinien
ganz falsch dargestellt, obgleich Salt auf seinem Wege
von Dixan nach Antalo, und später Goffin und Gobat auf
eben demselben einen grossen Theil jener Landschaft
durchkreuzt haben. Wir stiegen bald bergan, über Schichten
von Sandsteinbrekzie, welche mit Kalkmergel überdeckt
waren und, wie dieser, eine horizontale Lage hatten,
bis wir nach dreiviertel Stunden eine steil gestaffelte Terrasse
mit Buschwerk erreichten, deren höchste Fläche wir
auf beschwerlichem Wege in einer Stunde erstiegen. Hier
bestand der Boden der wellenförmigen Hochfläche aus
losen Felsstücken von Kieselbrekzie; und die Gegend war
weithin mit niederem, dichtem Gebüsche bedeckt und
*) Journal of the royal geographical society. Vol. VII. pag. .20.
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