
und Mädchen dem Müssiggang ergeben;sie liegen fast den
ganzen Tag auf, von Lederriemen geflochtenen, Ruhebänken,
die bei Tagszeit in den Zimmern stehen, mit der einbrechenden
Nacht aber der Hitze wegen zum Schlafen in
die Hofräume getragen werden. Niemand schläft hier auf
flacher Erde, sondern immer auf einer dieser Ruhebänke,
welche Serir heissen, und zwar sonst ganz bequem, aber
auch häufig durch Myriaden von Ungeziefer bevölkert
sind. Die wenigen hier ansässigen Handwerker sind ins-
gesammt Ausländer, und theils aus Egypten, theils aus
Arabien gebürtig; sie treiben der Mehrzahl nach die zum
Schiffsbau erforderlichen Gewerbe, und ausserdem befinden
sich zu Massaua nur ein Waffenschmied, ein Silberarbeiter,
zwei Barbiere, die zugleich Aerzte sind, ein Schuhmacher
und ein Schneider. Die Mädchen beschäftigen sich zuweilen
mit dem Flechten von Matten, flachen Schüsseln, wasserdichten
Körben und kleinen fähnchenähnlichen Wedeln,
die aus den von Jemen kommenden dürren Blättern der
Fächerpalme verfertigt und verschieden gefärbt werden;
einen solchen Wedel führt in der heissen Tagszeit fortwährend
jeder Erwachsene bei sich, und wenn ein Fremder
einen Besuch macht, so bietet der Hauseigenthümer
demselben, wenn er nicht bereits damit versehen ist, sogleich
einen an. *) Nur von Zeit zu Zelt beschäftigen
sich die freigebornen Frauenzimmer mit dem Zubereiten
der Speisen, wobei aber das Brodbacken und Mehlreiben
*) Auf der vier und zwanzigsten Kupfertafel der Reise des Lord
Valentia befindet sich unter der Aufschrift: „Abyssinian at Masso-
wah“, die vortreffliche Abbildung eines Beduinen von Arkiko, der auf
einer Ruhebank von Ledergeflechte sitzt und einen solchen Windwedel
in der Hand hat.
stets von Negersklavinnen besorgt wird. Das Letztere geschieht,
wie in Nubien, vermittelst geglätteter Steinplatten
von ungleicher Grösse. Zum Behuf des Brodbackens sind
in jedem Hofraume mehrere grosse Cyiinder von Thon
eingegraben , die unten und oben in eine Kuppel ausgehen;
diese werden dadurch, dass man Reiserholz in ihrem
Inneren verbrennt, glühend gemacht, und hierauf befestiget
die Sklavin die einzelnen Teigklösse an die Wände,
und schliesst dann die Oeffnung; nach einer halben Stunde
ist das Brod gebacken. Dieses ist meist ungesäuert, und
wegen des schlecht geriebenen Mehls schwer zu verdauen.
Man backt in jeder Haushaltung nie mehr als zwei Brode
für jedes Individuum derselben, damit ja nicht mehr als
die gewöhnliche kärgliche Kost ausgetheilt werde. Ausser
ihnen besteht die tägliche Nahrung nur noch in getrockneten
Datteln, die hier ausnehmend wohlfeil sind, und
gebackenen Fischen, die zum Abendbrod gegessen werden,
und die man in dem Backofen zubereitet; der Herr des
Hauses isst ausserdem häufig noch ein Gericht von gekochtem
Reis mit Butter. Fleisch wird in der Regel bloss von
den türkischen Soldaten und den arabischen Handelsleuten
gegessen. Die abyssinischen Christen enthalten sich bekanntlich
des Genusses von Fleisch, wenn dasselbe nicht
von einem Thiere abstammt, das von ihren Glaubensgenossen
geschlachtet wurde.
Die gewöhnliche Tracht der Handelsleute ist ein lei—
nenes Hemd mit weiten Aermeln, über welchem ein Leibrock
(Kaftan) von Baumwolle mit etwas Seide durchwirkt,
getragen wird; dieser geht bis an die Waden, hat keine
Aermel, und wird durch ein schmales Stück Cambric um
den Leib festgebunden; auf den Lenden liegt ausserdem
noch, unter dem Hemde, ein drei Spannen breites, weisses,