
Felsberge mit Dornsträuchen, und nur längs des Baches
standen einzelne hohe Bäume von auffallender, mir ganz
neuer Art, die aber leider damals nicht in Bliithe waren.
Im Norden von unserm Lagerplatz soll auf der Höhe das
Dorf M eita liegen.
Gleich nachdem jene Schüsse gefallen waren, hatten
die Kaufleute unseren Gefangenen und einen zu unserer
Karavane gehörigen Diener mit einem Tuche an den Armen
zusammen gebunden. Dieses Anbinden einer Person an
eine andere ist eine übliche Formalität, durch welche der
Angeschuldigte die Verbindlichkeit übernimmt, sich vor
der Entscheidung der Streitsache nicht zu entfernen, und
im Falle er es doch thut, als der Schuld eingeständig
betrachtet wird *). Es versammelten sich nach und nach
wohl einhundert und fünfzig Landleute der Gegend um
unsern Lagerplatz, welche alle bewaffnet waren, und mit
Drohungen und Schmähworten uns zu Thätlichkeiten zu
reizen suchten. Ihre Zahl würde uns indessen nicht eingeschüchtert
haben; allein die des Weges Kundigen unter
uns erklärten, dass ein gewaltsames Durchdringen von
unserer Seite ganz unmöglich sey, und wir mussten uns
desshalb zu einer Uebereinkunft bequemen. Nach langen
Verhandlungen, während welcher die Eingebornen keinem
von uns sich zu entfernen gestatteten, so dass Menschen
und Vieh anfingen Mangel zu leiden, setzten wir unsern
Gefangenen in Freiheit und gaben unsere Ansprüche wegen
des verwundeten Maulthiers gegen den Erlass des Durch*)
Das bei meiner Beschreibung von Arkiko pag. 218 erwähnte
Aneinanderketten zweier Personen ist verschieden davon, und dient
dazu, das Entweichen eines, bereits. öberführten Delinquenten zu verhindern.
gangszolls auf, den man unverschämter Weise auf fünfzig
Thaler anschlug. — Die ganze Provinz zwischen dem Tä-
kazzö und dem Bergpasse Selki, von welchem ich weiter
unten sprechen werde , heisst T a lem t; die hiesigen Bewohner
derselben, welche noch zu dem Volksstamme der
Agow’s gehören, werden von den übrigen Abyssiniern
mit sehr gehässigen Farben geschildert, unfehlbar in Folge
eines früheren religiösen Fanatismus, indem diese Agow’s
am spätesten dem Heidenthume entsagt haben.
Am 23. Juni führte uns der Weg, der fortwährend anstieg,
bald nach unserm Aufbruch, wieder über Sandsteinlager,
welche plateauartig die Thonschiefer-Formation überdeckten.
Eine halbe Stunde lang marschirten wir über diese Fläche
in nordwestlicher Richtung, um dann südwestlich den steilen
Berg G asd arb izu besteigen, welcher unten aus horizontalem
Sandstein, oben aber aus Dolerit-Lava bestand. Der von
der vulkanischen Kraft wild zerrissene Sandstein bildet
tiefe und jähe Abgründe, an deren Rand zuweilen der
schmale, geschlängelte Pfad in sehr gefahrvoller Weise
hinlief. Stellenweise musste man alle Lastthiere abladen,
und die Ladungen durch Menschen tragen lassen, was
natürlich vielen Aufenthalt veranlasste. Erst nach zwei und
einer halben Stunde erreichten wir glücklich die Höhe
dieses Vulkans, obgleich die Entfernung von unserm Nachtlager
sicher weniger als die Hälfte betrug. Der Boden
dieses Gipfels war mit compacten, aus der Lava-Masse ausgewitterten
Knollen von himmelblauen Chalzedon und Achatgeoden
bedeckt. Beim Herabsteigen von diesem Vulkan
gingen wir in nordwestlicher Richtung, und kamen dabei
aleichfalls auf die Scheidungslinie zwischen der Lava und
den ihr als Basis dienenden horizontalen Sandsteinschichten,
welche Letztere hier durch der Hitze Kraft stellen-
25*