
von Cultur verschwanden, und ringsum sah man nichts als
_niederes Gebüsch auf Sandsteinfelsen, welche sich stellenweise
zu. isolirten Hügeln erhoben. Dritthalb Stunden
vom Dorfe Goja zeigte man mir auf einem links vom
Wege liegenden Hügel einen mit einer Ringmauer versehenen
Ort Namens T a l S am ata, der als eine künstliche
Festung in diesem Lande eine wahrhaft seltene Erscheinung
darbot. Zweidrittel Stunden weiter ging unser
W eg sehr steil über Schieferfelsgebilde hin bergab; die
Lastthiere hatten - dabei viel zu leiden,, indem wir eine
Höhe von wenigstens zweitausend Fuss auf einem durch
Regenabflössungen ganz zerrissenen Pfade hinabstiegen.
Nach einem Marsche von sechsthalb Stunden, von unserm
letzten Nachtlager an gerechnet, kamen wir ahdieUfer des
Geba-Stromes, der in einem engen Felsenthal nach Nord-
nordwest zum Takazze hinfliesst, und fünf Stunden von
hier in den Warie-Sljrom mündet.*) Der Geba war, als
wir ihn sahen, sehr reissend, und da, wo wir ihn passir-
ten, bei zwanzig Fuss breit und allenthalben im Durchschnitt
zwei Fuss tief. Er wird als die Grenze zwischen
den Provinzen T em b en und A v erg ale betrachtet, von
denen die letztere sich von hier aus westlich bis an die
Ufer des Takazze-Stromes erstreckt. Der Geba hat gleich
dem Takazze sein Bette zwischen hohe, schroffe Bera'e
von Urthonschiefer eingewühlt; die Ufer waren mit dichtem
Gesträuch bewachsen, das aber erst theilweise frisches
Laubwerk hatte. An eigentlichem Futtergras für die Last-
*) Ich vermuthe, dass der Geba ein und derselbe Strom mit dem
auf Salt s Karte A re q u a benannten Flusse ist; ’ von einem besonderen
Strome des letzteren Namens habe ich auf meiner Reise durchaus
nichts erfahren können.
thiere war in seiner Umgebung grösser Mangel. Der Reiz
dieser durch eine bedeutende schäumende, Wdssermasse
belebten Berggegend ward durch die Anwesenheit von
vielerlei bunten Vögeln erhöht; namentlich gab es hier
verschiedene Eisvögel und Webersperlinge (Ploceus). Auch
einige grosse buntfarbige Schmetterlinge wetteiferten durch
ihren schillernden Glanz mit dem Regenbogenstreifen, der
sich über der Brandung der schäumenden Fluth im Nebeldunste
gebildet hatte. Wir erfreuten uns nicht lange an
dem Anblick dieses schönen Naturspiels; denn kaum hatten
wir, a u f dem ändern Ufer des Flusses angelangt, uns gelagert
und unser Gepäck ein wenig gegen Regen geschiimt,
als ein schweres Gewitter sich zu ergiessen begann, und
durch einen mehrstündigen Regen die im engen Felsbette
wogende Wassermasse schnell um zwei Fuss erhöhete,
so dass der Strom nicht mehr zu passiren war. Ich fand
in der Folge, dass es hier zu Land bei Reisen eine streng
eingehaltene Regel ist, das Uebersetzen eines Stromes
nie willkührlich aufzuschieben, weil plötzliche Anschwellungen
dem Saumseligen einen grossen Aufenthalt bereiten
können.
Am nächsten Morgen (20. Juni) wäre es zwischen
unserer Karavane und den Eingebornen beinahe zu einem
ernstlichen Gefecht gekommen. Anderthalb Wegstunden
von unserm Nachtlager nämlich, an dem Fuss eines Hügels,
auf dem der Ort B er A gow gelegen ist, welchen
wir nordöstlich liegen Hessen, wurden wir bei zwei pyramidalen
Steinhaufen, welche den durchziehenden .Salzhändlern
zum Zeichen dejs hier zu entrichtenden Zolles
dienen sollen, von einem grossen Haufen Eingeborner
angehalten. Sie verlangten — ob mit Recht oder Unrecht,
weiss ich nicht — diesen Zoll auch von unserer Gesellschaft.