
ten Anbau des Bodens das allzu rasche Steigen des Flusses
gefährlich, indem das Grundstück überfluthet wird , ehe
die Saat gehörig gereift ist. Zur Cultur der Baumwolle
- und des Zuckerrohrs, welche bleibende und einer fortwährenden
künstlichen Bewässerung bedürfende Anpflanzungen
bilden, benutzt man meist solche Ländereien, die
durch kleine Dämme gegen die Unregelmässigkeit der
Ueberschwemmung geschützt sind. Auch der reine Ertrag
der Ernte im Yerhältniss zu der Aussaat wird manchmal
in europäischen Berichten auf eine lächerliche Weise übertrieben.
Nach meinen Erkundigungen verhält er sich bei
den vier Ackerpflanzen, welche vorzugsweise in Egypten
angebaut werden, durchschnittlich etwa folgendermassen:
Ein gleich grosses Grundstück liefert unter den nämlichen
Verhältnissen in e in e r Ernte: beim Weizen das Fünfzehnfache,
bei der Gerste das Achtzehnfache, bei Bohnen das
Vierundzwanzigfacbe,beiBüschel-MaisdasFünfunddreissig-
fache der Aussaat.
Wenn das Steigen des Nilstromes nicht die gehörige
Höhe erreicht, um die Felder überschwemmen zu können,
so muss jedes Grundstück, welches man bestellen will,
künstlich bewässert werden, wobei jedoch immer eine für
die ganze Bevölkerung Egyptens hinreichende Ernte heranwächst,
falls man jedem Einzelnen überlässt, das Ackerland
bloss mit Cerealien zu bestellen. Nur der Yiehstand leidet
in solchen Jahren des Mangels. Das Empörende in der
Regierung des Mehemet Ali bestehet ganz besonders darin,
dass, wenn beim Nicht-Eintreten der gehörigen Ueberschwemmung
dem grösserea Theil des Landes die natürliche
Befruchtung fehlt und also durch eine künstliche Bewässerung
ersetzt werden müsste, die Unterthanen nichts desto
weniger angehalten werden, ihre materiellen Kräfte zur
Bewässerung der Baumwolle- und Zuckerpflanzungen zu
verwenden, weil der Pascha dann einestheils die Erzeug
nisse derselben vortheilhaft verkaufen, und anderntheils
zugleich wegen der geringen Ausbeute der Cerealienernte
die grossen Vorräthe in den Regierungsmagazinen
gegen sehr erhöhete Preise an die Einwohner des Landes
absetzen kann. So geschah es unter Ändern, dass im Jahr
1829 viele Menschen in Oberegypten aus wirklichem Mangel
an Nahrung starben, während man gleichzeitig in
Europa den zunehmend blühenden Zustand Egyptens
rühmte, weil sich der Ertrag der Baumwollen-Ernte bedeutend
vermehrt hatte. Die jährliche Menge der Natur-
producte Egyptens hängt also theils von dem quantitativen
Yerhältniss der Nil-Ueberschwemmung, theils von der
Arbeit ab, welche der Landmann freiwillig oder gezwungen
verrichtet.
Die nächste Umgebung von Cairo hat in neuerer Zeit
grosse und sehr vortheilhafte Veränderungen erlitten. Diese
Stadt war früher ringsum von hohen Schutthügeln umgeben,
welche im Lauf der Jahrhunderte durch das fortwährende
Aufhäufen des Kehrichts und des Schuttes von niedergerissenen
Bauten entstanden waren, und die man beinahe bei
jeder bewohnten Stätte in ganz Egypten findet. Diese
Schutthaufen verhindern nicht allein die freie Aussicht,
sondern sie stören auch in ihrer nähern Umgebung die freie
Circulation der Luft, und desshalb hatte schon in alter Zeit
die Regierung die Einkünfte gewisser Districte dazu verwendet,
fortwährend einen Theil der Schutthügel um Cairo
abtragen und auf Barken den Nil abwärts bringen zu lassen.
Selbst noch unter der Herrschaft der Mammelucken-Begs
wurden regelmässig bestimmte Summen für diesen Zweck
verausgabt; seit dem Beginn des gegenwärtigen Jahrhun