
Pharos mit dem Festlande durch eine breite Fläche von aufgeschwemmtem
Gebilde vereinigt, auf welcher die ganze
moderne Stadt erbaut ist. Dadurch sind aus dem frühem
Hafen zwei abgesonderte Buchten entstanden, deren östliche
der sogenannte neue Hafen ist. Dieser war in alten
Zeiten der ausschliesslich benutzte, ist aber jetzt voller Untiefen,
und wird daher nur selten von Schilfen besucht, indem
dieselben nur dann, wenn das Wetter sie verhindert, in den
vortrefflichen westlichen Hafen einzulaufen, in ihm vor Anker
gehen. Die durch die Ausmündung des alten Nil-Canals
veranlasste ungeheuere Schlammablagerung hatte grossen-
theils die bedeutenden Local-Veränderungen veranlasst,
welche seit zwanzig Jahrhunderten in Alexandrien Statt
fanden; doch mag auch das grosse Erdbeben, welches im
Jahr 375 v. Chr. diese Stadt so schrecklich verheerte, dazu
beigetragen haben. Die Schlammablagerung des neugegrabenen
Nil-Canals, welche sich seit 14 Jahren vor dessen
Mündung im dem sogenannten alten Hafen bildet, würde
wahrscheinlich in den nächsten Jahrhunderten nach und nach
unvermerkt eben so sehr zunehmen, bis sie zuletzt für die
Bequemlichkeit und Sicherheit dieses vortrefflichen Seeplatzes
von einer traurigen Wichtigkeit geworden wäre,
wenn nicht die übergrosse Menge desselben sich schon jetzt
allzu bemerkbar gemacht, und die Regierung zu Vorkehrungen
veranlasst hätte, deren Nothwendigkeit dem Scharfblick
der in Egypten angestellten Gelehrten entgangen war.
Die Schlammniederschläge waren nämlich in dem Theile
des Canals, welcher dem Nil am nächsten ist, .so stark, dass
bereits zehn Jahre nach der Erbauung desselben eine grosse
Strecke nur während der Ueberschwemmungs-Periode schilf-
bar war. Man hat nun mit wielen Kosten diese Stellen wieder
ausgegraben, und um ähnlichen Verschlämmungen für
die Zukunft vorzubeugen , durch einen Damm das permanente
Zufliessen des Wassers aus dem Nil in den Canal gehindert.
Dadurch ist man aber fortan genöthigt, alle Guter
über diese Dammstrecke aus einem Schiff ins andere tragen
zu lassen, und gleichzeitig verschwand der Vortheil, dass
die an den Ufern des Canals befindlichen Ländereien fortwährend
künstlich bewässert werden konnten: wiewohl das
Letztere beidem gegenwärtigen Mangel der gehörigen Bevölkerung,
um das bewässerte Land auch zu bebauen, nicht
sehr in Anschlag zu bringen war, und, sobald diese in grösserer
Zahl vorhanden seynwird, durch Anlegung von einem
neuen seitlich verlaufenden Canal ersetzt werden kann.
Die Regsamkeit des Verkehrs auf diesem neuen Canale
ist jetzt ungemeiir gross. Alle Consumtionsartikel für die
Bevölkerung von Alexandrien, welche Egyptens Boden
erzeugt, alle Ausfuhrartikel des Landes, die man in Alexandrien
verschifft, und alle Waaren, die Europa für den
Bedarf Egyptens einführt, werden auf diesem Canale verschifft,
dessen ganze Länge man in achtzehn Stunden zu
durchfahren pflegt, indem der vorherrschende Nordwind
vermittelst der grossen lateinischen Segel nach beiden
Richtungen hin benutzt werden kann. Dem Europäer, der
vor zwanzig Jahren Egypten besucht hat und. jetzt wieder
dahin kommt, fällt es ganz besonders auf, dass die bei
weitem grössere Anzahl der Passagiere auf diesem Canal
junge Weiber sind, die in kleinen Gesellschaften wandern,
um entweder Victualien auf den Markt von Alexandrien
zu bringen, oder um einige Zeit bei ihren Ehemännern
zu verweilen, welche der Militärdienst, die Beschäftigung
im Arsenal oder sonst eine Veranlassung in Alexandrien
festhält. D ieses freie Umherziehen der Weiber, und zwar
mehrentheils ohne männliche Begleitung, ist eine Neue