
etwas auswärts gebogene Nase; ein proportionirter Mund
mit etwas verdickten Lippen, ein schwacher Bart am Kinn,
stark gekräuseltes, aber nie wolliges Haar, grosse, schöne
Augen, meist etwas lange Ohren und ein wohl gebauter
Körper, sind die typischen Formen dieses Volksstammes.
Uebrigens findet man in Modat auch Beduinen, die aus
Arabien eingewandert sind. Die im Thale herrschende
Sprache ist die in Arkiko und Massaua gebräuchliche,
und besteht in einem Gemisch von Amhara-Tigrö-Arabisch-
Schoho- und dem Habab-Dialect *). Bei den Bewohnern
von Modat sah ich zum erstenmal wieder die halbwächsigen
Mädchen um die Hüften den aus schmalen Lederstreifen
gefertigten Gürtel tragen, der bei den Bewohnern der
Provinz Dongola für jenes Alter allgemein üblich ist.
Mit ebendenselben haben sie auch den Gebrauch der Ex-
cision. der. Genitalien gemein. Viele von den Männern
rasiren sich das Haupthaar ab und tragen kleine Käppchen,
wie zu Massaua; alle Hirten aber lassen ihr dichtes Haar
wachsen, und tragen es so, dass auf dem Vorderkopf
ein unordentlich gekräuselter, conischer Büschel hervor-
ragf, und der Rest der Haare, entweder als natürlich gelockte
dichte Masse oder in kleine Zöpfchen geflochten
um das Hinterhaupt und die Gegend der Ohren
herabhängt; dieser Theil des Kopfes^ist dadurch von
einer halb - kegelförmigen Masse von Haaren umgeben,
welche zuweilen so dick ist, dass das Haupt mehr als
das Doppelte seines natürlichen Volumens hat. Das gehörige
Quantum von Fett oder Butter darf an dieser
*) Ich hatte von allen diesen Sprachen Verzeichnisse gefertiget, die
aber mit vielen ändern Papieren in einem Schiffbruch an der französischen
Küste verloren gingen; Salt publicirte übrigens bereits ähnliche
Wörter-Verzeichnisse.'
Frisur nicht fehlen, und öfters steckt in der Haarmasse :
die lange Borste eines Stachelschweines, um sich damit
gelegentlich zu kratzen. Alle Einwohner des Modat-Thales
sind Mahommetaner; aber schon acht Stunden Wegs weiter
westlich, auf der'Höhe des Gebirgskammes, bekennen sich
viele zum Chnistenthum. Diese verschiedenen Glaubensbekenner
leben dermalen sehr friedlich neben einander, aber
doch o h n e gegenseitige nähere Berührung. Die Hauptursache
des zwischen ihnen bestehenden Friedens ist vermuthlich
das für die in den Niederungen der abyssinischen Küste «
wohnenden Nomaden, unabweisbare Bedürfniss, während
der trockenen Sommerzeit (Mai bis November) ihre Viehherden
auf den Berghöhen weiden zu lassen, wo alsdann
die Regenzeit ist, während dagegen die christlichen Abys-
siuier mit ihren Herden im Winter nicht herab in die
Thäler kommen. Zu solchen regelmässigen Wanderungen
aus dem tief liegenden Küstendistricte in die höhern Ge-
birgsregionen sind* während der heissen Jahreszeit alle
Nomaden jener Gegend gezwungen; sie haben ihren Grund
in dem Umstand,_ dass die periodische Regenzeit in dem
höheren und dem tieferen Lande zu ganz verschiedenen
Zeiten des Jahres eintritt, in welcher allein das für die
Viehherden nöthige Futtergras wachsen kann, keineswegs
aber in der Furcht vor einem vermeintlichen Insect,
das ganze Viehherden vernichten soll, und welches Bruce
Vol. 5, Taf. 39 unter dem Namen Tsaltsalya abbildete. Ich
habe über dieses Thier, von welchem dem genannten Reisenden
die wunderlichsten Geschichten erzählt wurden, nie
die geringste authentische Auskunft erhalten können, welche
die von Bruce gemachten Mittheilungen im mindesten
bestätigte. Auch Salt erwähnt in der Beschreibung seiner
beiden Reisen nach Adowa nichts, das sich auch nur im
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