
absolute Niveau des Stromes in jener Provinz auszumit-
teln, da meine Barometer durch die Plünderung- meiner
Effecten in Esne verloren gegangen waren; und weder
frühere noch spätere Reisende haben meines Wissens über
die interessante Frage des Nil-Niveaus in Dongola oder
Senaar Beobachtungen angestellt; aber ich bin wegen jenes
ausser der Ueberschwemmungszeit so zu sagen permanenten
Mangels einer Strömung überzeugt, dass die Hum-
boldtsche Höhenschätzung der Senaar-Terrasse irrig seyn
muss.
Der Takazzö hat an dfer, unter 13y2 0 Breite gelegenen,
untern Furth nach meiner vorstehend erwähnten Beobachtung
eine absolute Höhe von zwei tausend sechs hundert
französischen Fuss. Von da bis zu der unter 171/ a° Breite
gelegenen Stadt Damer, unfern welcher er sich mit dem
Nil vereinigt, hat dieser Fluss wegen seiner vielen Krümmungen
einen Lauf von wenigstens acht geographischen
Breitegraden oder etwa zweihundert Wegstunden Länge. ™ o y wovon der von den abyssinischen Höhen eingeschlossene
Xheil, wie das tief eingewühlte Bette bezeugt, gewiss
noch ein bedeutendes Gefälle hat. Man muss daher den
Niveau-Unterschied zwischen Damer und der von mir
passirten untern Furth des Takazze auf allerwenig-stens
fünfhundert Fuss anschlagen, und der Nil kann daher bei
Damer nicht höher als zwei tausend einhundert Fuss über
dem Meere liegen. Zwischen dieser Stadt und Senaar hat
dagegen der letztere Strom ein höchst unbedeutendes Gefälle.
Die Entfernung zwischen beiden Orten beträgt nur
etwa fünf Breitegrade oder hundert fünf und zwanzig
Stunden, innerhalb welcher Strecke die W^assermasse nur
an einer einzigen Stelle, bei Gerri, durch Stromschnelle
einen etwas stärkeren Fall hat; und ich glaube daher,
dass der Unterschied des Niveaus zwischen Damer und Senaar
schwerlich mehr als zweihundert fünfzig Fuss beträgt,
mithin letzterer Stadt eine absolute Höhe von höchstens
zwei tausend drei hundert fünfzig Fuss zugeschätzt werden
kann. Nur mit dieser Annahme lässt es sich auch erklären,
dass das Wasser des Nils langsam steigt, und sich,
nachdem es so vieles Land überschwemmt hat, eine geraume
Zeit hindurch auf einer ziemlich gleichförmigen
Höhe erhält; denn nur das durch den mechanischen Druck
der Wassermasse und nicht durch das Gefalle des Terrains
hervorgebrachte Anschwellen kann sich auf einer regelmässig
und progressiv erlangten gleichförmigen Höhe behaupten.
Wären die Gelehrten von dieser einfachen, aber
unumstösslichen Thatsache ausgegangen, so hätte man sogleich
a p rio ri folgern müssen, dass der Niveau-Unterschied
zwischen dem Nil-Bette zu Senaar und der Meeresfläche
nicht sehr beträchtlich seyn kann. Jenes Flussbette
liegt, wie das Vorstehende beweist, unter dem 13y2
Breitegrad höchstens zweitausend dreihundert fünfzig Fuss
hoch, ist aber vielleicht noch beträchtlich niedriger. Wie
weit sich die vollkommen stagnirende Wasserfläche des
Bahher-Abbiad nach Südwest und West erstreckt, und ob
sie, wie die von Clapperton an Ort und Stelle eingezo-
genen Erkundigungen andeuten, wirklich mit dem Tzaad-
See in Verbindung stehet, mag immerhin vorerst als ein
Problem betrachtet werden. *) Mir bleibt es jedenfalls
*) Ich wiederhole das, was ich vor zehn Jahren auf meiner Reise
nach Kordofan (päg. 171) geschrieben habe, dass weder Mehemet Beg
noch ich über die Quellen und den Verlauf des Bahher-Abbiad in
Kordofan oder sonst wo etwas Bestimmtes erfahren konnten, und dass
die detaillirten Notizen, welche namentlich der französische Reisende
C d im Jahr 1821 hierüber in Senaar von den Eingebornen gesammelt
haben will, als Mährchen zu betrachten sind.