
den desselben waren häufig in ihrer Farbe, Dicke und
Aufeinanderfolge so sehr mit einander übereinstimmend,
dass ihr ehemaliger Zusammenhang und ihre Trennung in
Folge .einer Erderschütterung ganz unverkennbar war. Bald
erhob sich der Weg in jähem Aufstieg, wobei die Masse
des Gebirgs sich aus grauem, feinkörnigem Granit bestehend
zeigte, und einzelne Trümmer von Gneis mit eingewachsenen
zolldicken Granatkrystallen zerstreut da lagen. Auf
der Höhe des Bergpasses angelangt, hatten wir vor uns
in nordwestlicher Richtung die Zackengruppe des hohen
G ebel-S erbal, und etwas mehr nördlich lag das wasserreiche
Thal F ira n , in welchem sich die Trümmer der alter-
thümlichen Stadt P haran befinden*). Bergabwärts führte
uns unser Weg in allmählichem Abstieg nach Osten zu in das
mit Futtergras reichlich versehene Thal A bu-Sel. Den
nördlichen Horizont sahen wir auf diesem W ege stellenweise
von Bergen ganz frei; im Süden aber erhoben sich fortwährend
senkrecht auftauchende Gneisschichten. Nach vierstündigem
Marsch ging es wieder steil bergauf zwischen
wilden Massen des nämlichen Gesteins hindurch; hier sind
deutliche Spuren einer vor Alters gepflasterten Strasse, die
noch als Weg dient, und deren Erbauung vermuthlich in
die Mitte des sechsten Jahrhunderts fällt, wo die Stadt
P h aran als Sitz eines christlichen Bischofs blühte. Wir
gebrauchten zwei Stunden, um durch den ziemlich beschwerlichen
felsigen Hohlweg zu kommen, überschritten dann
eine Art von Bergjoch, welches quer über das Thal hin
ziehet, und gelangten hierauf, immer in östlicher Richtung
gehend, in ein anderes geräumiges Thal, El-S ch e ik genannt,
*) Eine kurze Beschreibung derselben gab ich in meiner früheren
Reise nach Arabien p. 263.
an dessen beinahe senkrechten Felswänden die Gneisschichten
mehrere tausend Fuss anzusteigen schienen. Von
hier bis zu dem nördlich vom Berge Sinai gelegenen
Kloster der Verkündigung *) sind, es nicht ganz zwei Stunden
in südöstlicher Richtung. Da ich in demselben früher
(1826) mich ziemlich lang aufgehalten hatte, so beschloss
ich diessmal lieber in dem Hospitium der vierzig Märtyrer
(El-Arbain) einzukehren, das in einem anmuthigen Garten
eines schmalen, nur auf einer Seite offenen Thaies auf der
Westseite des Berges Sinai gelegen ist. Die Entfernung
von dem zuvor erwähnten Bergjoche bis zu diesem Hospitium
beträgt zwei einhalb Stunden.
Am 7. Mai in der Frühe bestieg ich die Höhe des
Berges Sinai,-von den Arabern G ebel-Mursa genannt.
Man braucht vom Hospitium bis zu der auf der Spitze des
Bergs stehenden Capelle fünfviertel Stunden; der' Weg
ist zwar ziemlich steil, aber nicht sehr beschwerlich; die
ganze Länge des Pfads hindurch sind Felsstücke stufenartig
gelegt; dieselben sind aber untereinander so ungleich
an Grösse, dass ich es nicht wagen würde, nach ihrer Zahl
eine Höhenberechnung des Berges zu machen, wie Seetzen
bei seiner Besteigung des Sinai im Jahr 1806 gethan hat.
Der ganze Berg besteht aus verticalen Schichten eines
feinkörnigen, grauen Granits, der aus gleichen Theilen von
Feldspath und Quarz und sehr wenigem beigemischtem
Glimmer zusammengesetzt ist; überall sprosst zwischen den
Felsstücken niederes Gesträuch hervor, den Ziegen eine
beliebte Nahrung darbietend. Der Gipfel des Berges ist
eine isolirte Kuppe mit einer schmalen abgeplatteten Stelle,
*) Ich habe auf meiner Karte das Kloster der' Verkündigung irriger
Weise St. Catharina benannt.