
Herrschaft zog aber den Ruin des Handels und Wohlstandes
von Dahalak nach sich.
Die Insel wird gegenwärtig nur periodisch von einigen
indischen und persischen Handelsleuten, welche feine Perlen
aufkaufen, besucht; die Fischerei derselben ist fast der
einzige Erwerbszweig der Einwohner. Die Fahrzeuge,
deren man sich zur Perlenfischerei bedient, sind kaum
fünfzig Fuss lang, wie diejenigen derDanakil’s geformt, und
gleichfalls mit viereckigen Segeln aus Strohmatten versehen;
auf jeder Seite des Schiffes befindet sich ein zwei
einhalb Fuss breiter und acht Fuss langer Vorsprung- von
starken Balken, der mit Strohmatten umstellt ist und drei
Abteilungen, jede für einen Taucher, hat. Die Taucher
sind sämmtlich Negersklaven; sie werden von dem Eigentüm
er eines Fahrzeuges als Knaben gekauft, und zu der
beschwerlichen und gefährlichen Beschäftigung abgerichtet,
bei deren Gewinn sie nicht im mindesten beteiliget
sind. Sie werden mit einem Stein am Fusse, an einem um
die Brust befestigten Seile, von jenem Vorsprung in’s Meer
hinab gelassen; ein zweiter Strick ist an den einen Arm
gebunden, und dient dazu, der Schiffsmannschaft das Zeichen
zu geben, dass der Taucher wegen des Ausgehens des
Athems in die Höhe gezogen seyn will. Jedem ist ein
Korb mit schmaler Oeffnung auf die Brust gebunden, und
in der rechten Hand hält er ein kurzes, krummes Messer,
um den Byssus, mit welchem die Muscheln an dem Boden
befestigt sind, abzuschneiden. Die Perlenfischerei findet
nur in den Wintermonaten December bis April statt, und
zwar immer nur, nachdem einige starke Regengüsse gefallen
sind. Diese Witterung hat, nach der bewährten Erfahrung
aller Bewohner von Dahalak, einen Einfluss auf die
Krankheit, in I?olge deren die Mollusken die Perlenmasse
absondern. In wie fern sie aber damit in Verbindung
steht, ob die Absonderung der Perlen in Folge des Schlammes
statt findet, den die vom Regen gebildeten Ströme
von den Inseln ins Meer wälzen, oder in Folge des mit
dem Regen eintretenden Temperatur-lVechsels der W^asser-
masse: diess zu ermitteln, bleibt dem Scharfsinne anderer
Beobachter überlassen. Mir genügt es, die Thatsache
herauszuheben, dass die Perlenfischer zu Dahalak allgemein
versichern, nur nach heftigen Regen auf ein günstiges
Resultat ihrer Bemühung rechnen zu können. Die Fischerei
findet übrigens selten über ein paar hundert Klafter vom
Ufer entfernt, und immer auf Muschelbänken, die den
Fischern wohl bekannt sind, statt. Diese haben gewöhnlich
sechs bis zehn Klafter Tiefe, und werden, um die
Propagation der Mollusken nicht zu beeinträchtigen, nicht
jedes Jahrausgebeutet. Uebrigens ist die kleine Pintadina,
(in Dahalak Bereber genannt) von welcher Bruce eine
erträglich gute Abbildung gibt *), die einzige Art, auf
welche wegen feiner Perlen regelmässig gefischt wird; sonst
pflegt man auch die grosse Aricula (Pintadina margariti-
fera) in Massen einzusammeln , aber bloss wegen ihres
Verbrauchs zu Perlenmutter für den chinesischen Handel.
Von den Tauchern verlieren manche ihr Leben durch
die Haifische, die unbegreiflicher Weise mit einem einzigen
Biss ein ganzes Glied so zu sagen absägen. Ausser-
dem kommen gewöhnlich jedes Jahr einige Taucher dadurch
*) Die mittlere Figur auf Taf. 43 seiner Reisebeschreibung; die
beiden ändern Muschel-Abbildungen dieser Tafel, von denen die obere
eine Pinna, die untere eine Modiola darstellt, mögen zwar auch zufällig
feine Perlen enthalten, wie der schottische Reisende berichtet,
aber man fischt wenigstens zu Dahalak nicht nach ihr in dieser Absicht.