
worden. Auf dem ganzen Marsche waren alle Lastträger in
lautloser Stille einhergeschritten; nur zuweilen hörte man
sie unter der Schwere ihrer Bürde keuchen; es ist daher
sicher nur etwas ganz Zufälliges gewesen, wenn diejenigen,
welche Salt für diesen Weg gedungen hatte, abwech*-
selnd Lieder anstimmten, um die Beschwerlichkeiten des
Wegs einander vergessen zu machen;*) auch wäre dieses
Mittel, wenn es wirklich angewandt wurde, ein höchst sonderbares
auf einem Wege, wo man in Zeit von drei Stunden
mit einer schweren Last auf den Schultern einen sechstausend
Fuss hohen Berg empor zu steigen hat, und also
die Brust ungemein angestrengt wird. Der Schoho, dessen
Ochse meine Glocke trug, war einer der letzten, welcher
am Lagerplatze anlangte; er erklärte hier geradezu, dass,
wenn ich den ihm übergebenen Pack nicht in zwei gleiche
Theile trennen würde, es rein unmöglich sey, ihn weiter
zu führen. Die grosse und schwere Masse der Glocke war
wirklich durchaus nicht so aufzuladen, dass sie auf dem
Rücken des Lastthiers fest lag, sondern rutschte bald auf
eine von beiden Seiten, bald vor- oder rückwärts; und es
blieb am Ende nichts Anders übrig, als diese Ladung durch
zwei Männer im Gleichgewicht halten zu lassen, was aber
öfters wegen der Felsvorsprünge oder hervorstehender
Baumäste kaum ausführbar war. Es war etwas schwierig,
einem Schoho die Unmöglichkeit, eine Glocke zu theilen,
begreiflich zu machen; und eine vermehrte Ration Brod
für seine Gehülfen konnte allein alle neuen Einwendungen
wegen der Beförderung der Glocke beseitigen.
In der Umgegend bemerkt man in den Felsschluchten
einzelne Gruppen von Kronleuchter-Euphorbien, welche
*) Salt voyage to Abyssinia 4°. pag. 235. Ritter’s Afrika, pag. 184.
hier Kolkul genannt werden*), und mit der Höhe des
Gebirgs an Häufigkeit zunehmen; die vorherrschende Baumvegetation
ist aber Mimosengesträuch. Mitten auf dem Wege
überfiel uns ein Gewitter mit etwas Regen, aber Abends
und Nachts ward es wieder ganz heiter, wobei ein starker
kalter Thau sich bildete. Am nächsten Morgen (7. Mai)
setzten wir uns bald nach Sonnenaufgang wieder in Marsch
und stiegen in direct westlicher Richtung ziemlich steil
bergauf; jedoch bedurfte es keiner besondern Anstrengung,
um in l 3/4 Stunden den höchsten Punct des Berges
zu erreichen, so dass also ein unbeladener Fussgän-
ger in 3% Stunden vom Fusse des Berges bei Mahio bis
auf die Höhe gelangen kann. Hier treffen die beiden
Wege von Assubo und Sumfeito wieder zusammen, und
nur von dieser Stelle aus erblickt man auf dem Gebirge
am nordöstlichen Horizonte den Meeresspiegel. Von hier
aus bis zum Dorfe H alai ist noch beiläufig eine Stunde
Wegs, wobei man über eine hügelige, theilweise mit einzelstehenden
und sehr grossen Juniperus-Bäumen bewachsene
Hochfläche kommt. Die meisten Stämme dieser Bäume
waren vorzugsweise in die Breite gewachsen, so dass, während
ihr innerer Kern ganz zerstört war, die äussere Hülle
oft zehn Fuss und mehr Durchmesser hatte. Diese Bäume
lieissen hier Sag-ti**), und finden sich auch in schönen
Gruppen um viele abyssinische Kirchen, welche auf iso-
lirten.Höhen stehen.***) Die Aeste aller Bäume bei Halai
*) Siehe die Abbildung derselben bei Bruce Taf. 10.
**) Salt pag. 236 bezeichnet diese Bäume als Cedern, und benennt
sie Tüd.
***) Nacii Dr. Fresenius (Museum Senckenb. II. pag. 114) weichen
die von mir eingcsammelten Exemplare dieser Bäume in nichts Wesentlichem
von Juniperus virginiana ab.