
zeigte keine Spur von. Bewohnern. Dieser öde District
heisst K askasse, und ist als ein Schlupfwinkel von Räubern
berüchtigt, wesshalb denn auch unsere ganze Kara-
vane sich zur Verteidigung gegen etwaige Angriffe vorbereitete.
Eine Schaar grösser Raben, die mit vielem Gekrächze
aufstieg, und von uns wegflog, setzte die ganze
Gesellschaft in Schrecken; denn die Abyssinier betrachten
solche Zufälligkeiten als ein sehr schlimmes Omen. Um
den nachteiligen Folgen, den d-iess- im Falle-eines wirklichen
feindlichen Angriffs haben musste, einigermassen
vorzubeugen, kam ich auf den Gedanken, meinen Reisegefährten
mit einer freudigen Miene auszusprechen, wie
gut es wäre, diese Menge schöner Raben um uns zu sehen,
da, wie ich sie versicherte, man in. meinem. Vaterlande
nach einem alten Volksglauben diese bei uns seltenen
Vögel für ein sicheres Zeichen des guten Ausgangs einer
ungewissen Unternehmung halte, und da man ja auch aus
der Geschichte von dem Raben der Arche Nöäh’s diesen
Schluss, ziehen könne. Diese List schien in so fern ihren
Zweck zu erreichen, als meine Gefährten wenigstens die
Furcht einigermassen sich zu benehmen, und einander durch
wilde Geberden und durch Schwingen der Waffen Muth
und Vertrauen einzuflössen suchten, ja sogar etwaige Räuber
mit lauter Stimme und mit Schimpfworten zum Kampfe
herausforderten. Indessen war es, ungeachtet dieses selbst-
gepriesenen Muthes, doch gut, dass sie nicht, in den Fall
kamen, thätige Beweise desselben abzulegen.
Die Fortsetzung unsers Marsches führte uns zwischen
meist steil aufgethürmten Anhöhen von. Kalkmergel mit
Feuersteinnieren hin, deren Basis eisenhaltiger Sandstein zu
seyn schien; ich bedauerte, keine Zeit gehabt zu haben nac^r
Versteinerungen zu suchen, die mutmasslicher Weise sich
hier vorfinden müssen. Nach fünf Stunden erreichten wir
endlich wieder eine etwas angebaute Gegend, und lagerten
uns bei dem Flecken S anafé, wo ein Durchgangszoll
zu entrichten ist. Dieser Ort und die Umgegend steht als
ein Lehen unter der Verwaltung eines Schoho-Häuptlinges,
desMahommetaners Aito Ali. Ich hatte diesen Mann bereits
früher (März 1827) persönlich kennen gelernt, als er in
meinem. Schiffe von Massaua nach Djetta fuhr. In seiner
Gesellschaft befand sich damals der Engländer Coffin,
welcher auf eine? sogenannten Gesandtschafts-Reise be-.
griffen war und in Auftrag des damaligen Häuptlings von
Tigré, Detjatsch Sabagadis, nach Egypten und England
gehen sollte. Dieser liess seinen Begleiter Aito Ali in
Cairo sitzen, um zu-seinem alten Herrn, dem bekannten
Lord Valenfia, zu gehen, dessen Bediente er bis zu seiner
Ansiedelung in Abyssinien im Jahr. 1810 gewesen war, und
der, wie ich in der Folge berichten werde, aus altem
Wohlwollen für Coffin, dessen sogenannte diplomatische
Sendung bei <ler englischen Regierung einigermassen unterstützte.
Es war ein Glück für Aito Ali, dass er, als er ganz
verlassen sich in Egypten befand, daselbst die persönliche
Bekanntschaft der beiden Schweizer-Missionaire Gobat und
Kugler machte, die ihn mit Rath und That unterstützten.
Mit ihnen reiste er später (1829) nach Massaua zurück,
nachdem er lange auf Nachrichtefi von Coffin gewartet
hatte, der nie einen Versuch machte, an seinen Herrn in
Abyssinien irgend eine Nachricht gelangen zu lassen, und
erst im Jahr 1833 nach Abyssinien zurückkam. Aus Dankbarkeit
erwies sich dieser Mahommetaner den beiden
Missionairen bei ihrem Vordringen in Abyssinien in hohem
Grade nützlich, ja, ich wage zu behaupten, dass ohne seine
Bèihülfe ihrè Reise ganz unausführbar gewesen seyn-würde,