
Pflanzenmasse überdeckt wird; der Genuss dieses Wassers
ist fiir den Menschen äusserst nachtheilig, indem es per-
niciose Fieber erzeugt, wird aber regelmässig zum Tränken
aller Viehheerden der Nachbargegend benutzt. Der schmale
Bach, der permanent von dem Becken abfliesst, versiegt
zwei hundert Schritte davon im Sande, wobei an seinen
Ufern Efflorescenzen von Bittersalz Zurückbleiben. Die
nächste Umgegend zeichnet sich durch schönen Baumschlag
aus, ist aber durch rund um liegende Hügelgruppen beengt.
Eine kurze Strecke ging unser Weg steil aufwärts
über die Lager des eben erwähnten weisslichen Gesteins
zu einer wellenförmigen Fläche voller kleiner Hügel, die
aus vulcanischen Felsen bestehen und mit niedern verkrüppelten
Dornbäumen spärlich bewachsen sind. Bald kommt
man, immer in westlicher Richtung gehend, an eine Hügelkette
von Glimmerschiefer, zwischen denen das eingeschnittene
Thal meistens nur zehn Schritte breit ist. An
einer Stelle schien mir der Weg achtzig Fuss lang durch
Menschenhände in der Felsenschichte ausgehauen zu Seyn;
vermuthlich ein Werk jener Zeit, wo ein Handelsverkehr
von Axum aus über Dobarua hierdurch seinen regelmässigen
Zug nach der Meeresküste hatte; dieselbe Strasse
wird auch noch heut zu Tage von kleinen Handelsgesellschaften
begangen, die aus der abyssinischen Provinz
Hamazen kommen; sie soll aber oft sehr unsicher seyn,
und man ist ausserdem wegen des Mangels grösserer Ansiedelungen,
in denen Märkte gehalten werden, genöthigt,
beinahe alle Nahrungsmittel für die ganze Reise mit sich
zu führen. Dieser enge, felsige Weg ist überall mit schlanken
Bäumen überwachsen, von denen indessen keiner die
Höhe von dreissig Fuss überschreitet. Nach anderthalb
Stunden gelangten wir in die verhältnissmässig weite Thalfläche
Modat, die sich in nordsüdlicher Richtung am Fusse
der westlichen Hochgebirge hinzieht; sie hat eine Breite
von fünfviertel Stunden, ist beinahe durchaus mit schönen
Bäumen und niederem Gebüsch bedeckt, und wird von
dem tief eingewühlten Bette eines Stromes durchschlängelt.
In derselben befinden sich mehrere Dörfer, von denen
das bedeutendste Ailat heisst, und das auf dem Wege
liegt, der über die benachbarte heisse Quelle nach der
abyssinischen Stadt Dobarua führt. *)
Modat hat am Abhange der es begrenzenden Berge
viele Weideplätze, welche insgesammt mehr oder weniger
von Bäumen beschattet werden, und Viehzucht ist die
ausschliessliche Beschäftigung der Bewohner dieses Thals.
Nur einige wenige Strecken sind urbar gemacht, und werden
in besonders regnerischen Jahren mit Durra bepflanzt.
Die Bewohner von Modat stammen, ihrer eigenen Angabe
nach, aus der nordwestlichen Gegend Tacka, und gehören
demnach zu dem Stamme der Habab, welche in Verbindung
der Abade- und Bisharie-Nomaden und den Stamm-
Bewohnern von Dongola von mir mit dem Namen Ethio-
pier bezeichnet wurden. **) Ein längliches Gesicht, eine
*) Der ganze Weg von Massaua bis Ailat, welchen ich zwölfmal
zurücklegte, ist lO'/s Stunden l^ng, aber wegen der verschiedenen Windungen
und des beständigen Auf- und Absteigens desselben beträgt die
directe Entfernung zwischen beiden Orten nur etwa % eines geographischen
Längengrads. Ich hebe diess besonders hervor, weil in der
neuesten, von Berghaus bearbeiteten Karte des rothen Meeres und
Abyssiniens diese Entfernung, nach den Berichten eines preussisclien
Reisenden, der im Jahr 1825 von Massaua nach Ailat ging, als einen
ganzen Längengrad betragend angegeben wurde.
**) In Lord Valentia’s- Reise ist auf Tafel 35 unter dem Namen
Suakini Arab eine gute Abbildung der typischen Gesichtszttge der
ethiopischen Race.