
und bedrohete die Provinz Shiré. Hierdurch ward Saba-
gadis zum eiligen Rückzug gezwungen, um sein eigenes
Land zu decken; es kam an dem Ufer des Takazzé am
15. Februar 1831 zwischen beiden Häuptlingen zu einer
blutigen Schlacht, in der Sabagadis eine vollkommene Niederlage
erlitt und gefangen genommen ward. Da Ras
Maria in diesem Treffen ums Leben gekommen war, so
ward aus Rache jener Häuptling am folgenden Tage hingerichtet.
Seine Söhne flüchteten sich in die Stamm-Provinz
ihrer Familie, Agamé, während DetjatschUbi sich das übrige
Tigré zu unterwerfen suchte. Die alten Anhänger von Ras
Oeled Selassé und Ras Michael, welche stets die Familie
des Sabagadis als ihre erblichen Feinde betrachteten, schlugen
sich zu Ubi, und selbst ein Bruder des getödteten
Sabagadis,.Namens Saghedu, verband sich mit ihm, um
seine Neffen aus ihrem väterlichen Erbtheil zu vertreiben.
Auf diese Weise war damals ganz Tigré eine Beute der
Anarchie und des Bürgerkriegs. In Adowa machte ein
Sohn des N ebrida Aram von Axum die willkührlichsten
Erpressungen; Serrafel, ein Enkel Ras Michael’s, von mütterlicher
Seite her, pflanzte die Fahne des Bürgerkriegs
in der Provinz Shiré auf; Detjatsch W oldo R ufael, ein
Neffe von Ras Oeled Selassé, kämpfte um den Besitz der
Landschaft Enderta ; wegen der Provinz Agamé selbst
befehdeten sich O eled M ichael, der Sohn des Sabagadis,
und dessen Bruder, der zuvor erwähnte Schum Saghedu;
endlich waren zwei Aspiranten für die Provinz Temben
aufgetreten, nämlich Schum C hasai, gleichfalls ein Sohn
von Sabagadis, und ein gewisser S olengeda, dessen Abkunft
mir unbekannt ist*). Und unter diesen traurigén
*) Um nicht zu verwirren und zu ermüden, werde ich die poli-
Auspicien sollte ich meine Reise nach Abyssinien beginnen!
Ueberall nichts als Bürgerkrieg, Plünderung und Verheerung!
Ueberall ein durchaus gesetzloser Zustand ! Und
was diess gerade in Abyssinien heissen will, zeigen die
nur allzu treuen Schilderungen von Bruce und besonders
von Pearce.
Andererseits wurde meine Lage zu Massaua in Folge
des, oben in der Einleitung *) erwähnten, Zerwürfnisses
zwischen den türkischen und den regulirten egyptischen
Truppen in Arabien sehr kritisch. Nachdem diese Türken
die Kunde erhalten hatten, dass eine bedeutende Zahl
neuer Truppen gegen sie abgeschickt sey, verliessen sie
Djetta und zogen sich nach Jemen zurück, von wo wir zu
Massaua noch im Monat März die Nachricht ihrer Ankunft
erhielten**). Was dieseRebellen jetzt beabsichtigten, und
tischen Verhältnisse des westlichen Abyssiniens erst dann darstellen,
wenn ich die Erzählung' meiner Reise in dasselbe beginne.
*) S. oben pag. 42.
**) Während die Empörung in Djetta ausbrach, ward ein Theil
meines Eigenthums durch einen sonderbaren Zufall sehr gefährdet,
aber durch das mich während der ganzen Reise ungemein begünstigende
Glück auf eine merkwürdige Axt gerettet. Die traurigen Berichte
über den Zustand von Abyssinien hatten mich bestimmt, eine
Partie harter Thaler in Goldmünzen umzuwechseln, obgleich diese
dort gar keinen Cours haben, weil ich, bei einer etwa nothwendig
werdenden Flucht nach Senaar, vieles mit zu führende Silber nicht
leicht verbergen konnte. In Massaua finden sich keine Goldmünzen
vor; ich packte also heimlich 500 spanische Thaler in die Mitte einer
grossen Kiste ein, welche ganz mit Baumwolle und Seegras ausgefüllt
war, so dass sie im Verhältniss zu ihrer Grösse leicht war, und für
eine, naturhistorische Gegenstände enthaltende Kiste, wie ich deren
schon mehrere verschickt hatte, gehalten werden konnte. Diese übergab
ich, nebst einem Briefe an den englischen Agenten in Djetta, dem
Gouvernements-Secretair von Massaua, welcher so eben nach Djetta
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