
Unwillen der Einwohner erregt, dass bereits mehrmals sehr
bedenkliche Empörungen, namentlich zu Aleppo, Damaskus
und Jerusalem ausgebrochen sind. Meistens wurden dieselben
von Constantinopel aus heimlich unterstützt, vielleicht
auch geradezu veranlasst, wie man aus der Desertion
mehrerer angesehenen Militaire der egyptischen Armee
vermuthen kann, die Mehemet Ali’s Heer verliessen, um
unter der Fahne des Sultans zu fechten. Alle diese iso-
lirten Empörungen aber wurden durch energische Mass-
regeln glücklich unterdrückt. Ob indessen Ibrahim Pascha
vermittelst gut bezahlter Truppen und seines grausamen
Despotismus immer Macht genug haben wird, um die syste*
matische Plünderung von ganz Syrien durchzusetzen, oder
ob er nicht vielmehr endlich doch einmal durch die vereinte
Kraft der ganzen Nation aus dem Lande vertrieben
werden wird, muss die Zukunft lehren. Syriens Bewohner
werden eben so wenig je für Mehemet Ali oder seine
Dynastie günstig gestimmt seyn, als das in Egypten der
Fall ist; wird nun einmal durch das gemeinsame Elend
der Parteihass unter ihnen verdrängt, dann wird auch die
ersehnte Rachestunde schlagen.
Während Ibrahim Pascha den Sultan in Syrien bekriegte,
drohete dem Mehemet Ali ganz unerwartet von Arabien
aus eine grosse Gefahr. Zweitausend Albaneser und türkische
Soldaten, welche als Besatzungen in Mekka, Djetta
und Taifa lagen, hatte man durch allerhand Mittel dahin
zu bringen gesucht, dass sie sich nach und nach selbst
veranlasst fühlen würden, unter den regelmässigen Truppencorps
Dienste zu suchen. Man hatte ihnen namentlich
den schuldigen Sold von beinahe 26 Monaten vorenthalten,
und ihre Rationen geschmälert und unregelmässig verabfolgt.
Dadurch waren sie zuerst zu lautem Murren aufgereizt
worden, und hatten zuletzt mit Auflehnung gedroht.
Allein nun hatte man sie im Frühjahr 1832 zu Mekka ganz
unvermuthet durch egyptisches regelmässiges Militair angreifen
lassen, und nur verzweifelte Gegenwehr und ein
schleuniger Rückzug nach Djetta, wobei sie fast alle ihre
Habseligkeiten einbüesten, hatte sie vor dem ihnen zugedachten
Verderben bewahrt. Mit vollem Recht über dieses
ruchlose Verfahren erbittert, bemächtigten sie sich in
Djetta des sämmtlichen Eigenthums Mehemet Ali’s, ohne
sich an anderem Privateigenthum zu vergreifen, obgleich
sie die Herren der Stadt waren; sie erwählten einen Führer
aus ihrer Mitte, Namens Turchi Bilmas, und zogen sich
gegen Ende des Jahres 1832 nach Jemen zurück *). Wie
ganz anders würden sich die Dinge im Oriente gestaltet
haben, wenn diese Truppen nach Norden gegen Syrien
gezogen wären, sich an die unzufriedenen Beduinen jener
Gegend angeschlossen und im Verein mit denselben die
gereizte Stimmung der syrischen Bevölkerung benutzt
hätten, um eine allgemeine Schilderhebung gegen Mehemet
Ali zu veranlassen! Auch war andrerseits im Hafen von
Djetta eine hinlängliche Anzahl 'grösser Schiffe in die
Hände von Turchi Bilmas gefallen, um seine sämmtlichen
Truppen nach Egypten übersetzen zu können, wo ihr
Auftreten unberechenbare Folgen hätte haben können.
Aber dieser der nöthigen Talente ermangelnde Häuptling
zog statt dessen miUseinen Truppen und den genom^
menen Schiffen nach Hodeida und Mocha, zwei angesehene
Handelsplätze in Jemen, brachte über ein Jahr in gänzlicher
Unthätigkeit zu, und machte sich gleichzeitig durch
*) Mehrere diese Empörung und ihre Unterdrückung betreffende
Begebenheiten werden ausführlich in meinem Reisebericht erzählt.