
hindurch die niedere Landschaft, sondern alle ziehen mit
dem Beginn der Regenzeit auf die abyssinischen Hochflächen,
und bleiben hier während derselben (Juni bis November).
Diejenigen, welche im Winter bei Hamhamo sich
aufhalten, bezeichnet man noch speciell mit dem Namen
T arua. Die Schoho’s sind insgesammt als Räuber berüchtigt;
wir waren desshalb auch am vorhergehenden Tage,
als sie uns in grösser Anzahl besuchten, sehr auf unserer
Hut gewesen, und die Wachen hatten in der Nacht zahllose
Steine geschleudert. Bei ihren Räubereien sind sie
durch das wilde lange Gebirgsthal, durch welches der Weg
geht,.sehr begünstigt. Die Handelsleute müssen sich dazu
bequemen, die;Gewährschaft eines sichern Durchzugs durch
dasselbe, gleich einer Art von Zollgebühr, mit Geld zu erkaufen;
und ausserdem erhält auf dem ganzen Wege von Oha
bis naehHalai jeder die Karavane besuchende Beduine ein
Brod, und jeder ihrer Häuptlinge etwas Tabak und Caffee.
Zu Hamhamo setzten wir uns Nachmittags wieder in
Marsch, und es ging südwestlich durch ein enges Thal zwischen
Schiefergebirgen hin, die sparsam mit Dornbäumen
und stellenweise mit vielen Aloe’s bewachsen waren*). Nach
einer Stunde hatten wir zu unserer Rechten eine von höhen,
lothrechten Felswänden ganz eingeengte Thalschlucht, in
welcher ein frisches, an der Mündung derselben aber schon
wieder versiegendes Bächlein rieselt. Diese sehr pittoreske
Schlucht heisst S chochara, und dient in unruhigen Zeiten
den lauernden Schoho’s zum Schlupfwinkel, um Reisende
zu berauben. Nachdem wir eine Stunde weiter, immer in
heissen, gibt (Valentia Yol. 3. pag. 225); jedenfalls ist diese Zahl auf
eine unerhörte Weise übertrieben.
*) Die Aloepilanze heisst hier Uri.
engem felsigem Thale gegangen waren, lagerten wir uns
an einem schönen Bache mit trefflichem Wasser, an welchem
der Weg von hier an bis an den Fuss des Taranta-
Passes beinahe ohne Unterbrechung hinzieht. In diesem
Gewässer fand ich viele kleine Fische, welche zwei neuen
Gobioarten angehörten*); sowie die zu Ailat eingesammelte
neue Art von Süsswasser-Schildkröten. Die Ufer des
Baches waren von Asclepias beschattet**), die beinahe
an allen Gewässern von Abyssinien vorkömmt, nur mit dem
Unterschied, dass sie, je nach den verschiedenen Districten,
in ganz entgegengesetzter Jahreszeit blühet. Hier war
gerade jetzt (Anfangs Mai) die Entwickelungsperiode ihrer
vortrefflich duftenden Blume; bei Gondar dagegen trat sie
im Monat October ein. Merkwürdig ist die tödlich betäubende
Eigenschaft, welche der Sirenen-Geruch oder der
Nectarsaft dieser Blume auf verschiedene Insecten ausübt;
denn nur ihm kann ich es zuschreiben, dass in dem Kelche
der meisten Blüthen sich ein todtes Insect befand; es waren
Mutillen, Wespen, Ghrysomelen und andere. Der Ort, wo
wir uns lagerten, heisst D obera. Ich fand in der Umgegend
anstehende Massen von Serpentinfels; die Hauptformation
der Gebirge ist aber fortwährend Thonschiefer.
Den ganzen Tag über war der Himmel bewölkt, dabei
herrschte Windstille; Abends fielen einige Regentropfen,
Nachts aber war wieder alles heiter und es wehte ein
frischer Nordostwind.
Der nächste Tag (2. Mai) brachte uns in vier Stunden
zu einer schönen Baumgruppe, Tubbo genannt, unter
, *) Beschrieben und abgebildet in meiner Abhandlung über neue
Nilfischarten, welche im zweiten Bande des Museum Senckenbergia-
num 1835 abgedruckt ward.
**) 'Kannahia laniflora Bob. Brown.