Wäre die zuerst angeführte Zahl die richtige, so würde das
Ereignifs in das Jahr 107 fallen. Man glaubt, diese Insel sey
die, welche jetzt G rofse Kam m ene heifst und in der
Mitte des grofsen Erhebungs-Kraters liegt. Eine andere
Nachricht von Bildung einer neuen Insel bei S an to rin
giebt den Zeitpunct derselben an zwischen den Jahren
188 und 185. Indessen ist es sqhwer mit Sicherheit
auszumitteln, ob dieses Ereignifs ein von dem vorhergehenden
wirklich verschiedenes gewesen ist; oder ob
nicht vielleicht die späteren Berichterstatter von einem
und demselben zwei verschiedene doch einander ziemlich
nahe liegende Epochen angeben; denn es wird nur von
späteren Schriftstellern auf diese Weise erwähnt. Flu-
tarch i) setzt es in die Zeit der Verbindung des Makedonischen
P h ilip p mit den Römern, und führt ein Orakel
an, das dasselbe auf die Zeit, in welcher Carthago
von Rom besiegt werden würde, voraussagt, — eine Begebenheit,
welche nahe an die Zeit des Friedens zwischen
Rom und Philipp fällt. Justinus 1 2) sagt: „Eodem anno,
quo petente Philippo induciae duorum mensium datae, ut
pax, quae in Macedonia non conveniebat, Romae a senatu
peteretur, inter insulas Theram et Therasiam, medio
utnusque ripae et maris spatio terrae motus fuit: in quo
cum admiratione navigantium repente ex profundo cum
calidis aquis insula emersit.” Der Friede zwischen den
Römern und Philipp erfolgte unter den Consuln A. Marcellus
und Qu. Fabius Labeo, 567 U. C. 187 v. Chr. 3).
(Nach Anderen wird dieses Consulat in das Jahr 570 u.
571. ü. C. gesetzt.) Fausanias 4) erzählt nur die Ent1)
De Pythiae oraculis, ed. Reiskii Vol. VII. d 570
2) L. XXX. C. 4. F
S) L. XXX. C. 3. u. 4. — Orosius L. IV. C. 20
4) L. VIII. C. 33.
stehung der Insel als eine Begebenheit neuerer Zeit, ohne
genau den Zeitpunct für dieselbe anzugeben, und erwähnt
dabei, dafs zu gleicher Zeit dre Insel C hryse
bei Lemnos versunken sey, welchen letztem Vorfall ich
oben schon, als in die Zeit Alexanders des Grofsen gehörend,
angeführt habe. Fausanias nennt die Insel auch
H iera; die älteren Berichterstatter erwähnen ihres Namens
nicht. Livius J) erzählt dieselbe Begebenheit als
unter demselben Consulat, welches Justinus dafür an-
giebt, aber nicht bei S an to rin , sondern zwischen den
A eolischen (Liparischen) Inseln vorgefallen, mit den
Worten: „nuntiatum erat, haud procul Sicilia insulam,
quae non ante fuerat, novam editam e mari esse.” Er
setzt hinzu: „Annibalem hoc anno Antias Valerius deces-
sisse auctor est.” Fast eben so berichtet Orosius 2),
ebenfalls neben dem Tode HannibaVs: „In Sicilia tune
Vulcani insula, quae ante non fuerat, repente mari edita
cum miraculo omnium, usque ad nunc manet.” In dieser
Beschreibung ist die Nachricht merkwürdig, dafs die Insel
zu Orosius Zeit noch bestand, und der Name, den er derselben
beilegt. Fazello 3) hat daraus schliefsen wollen,
die noch jetzt V ulcano genannte Insel sey in jener Zeit
neu entstanden, was jedoch ein Irrthum ist. Die gröfsere
Insel V ulcano wird schon von Thukydides erwähnt 4),
mit der Angabe, dafs man Feuer und Rauch von ihr aufsteigen
sehe; er nennt sie H ie ra und bezeichnet sie als
cultivirt. Aber die kleine neben ihr liegende vulcanische
Insel oder vielmehr Klippe V u lcan ello könnte wohl
1) L. XXXIX. C. 56. 2) L. iv: C 20.
3) Cluver Sicilia antiqua L.II. C. 14, in Gracvii p. 507. Thcsaur. T. I.
4) L. III. C, 88.