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 wegens  aber,  so  wie  an  den  übrigen  Küsten  des  B a ltischen  
 Meeres,  davon  Nichts  wahrzunehmen  ist1).  Das  
 nördliche  Polen  und  Rufsland  haben  ebenfalls  keine  Vul-  
 cane,  und  bleiben  sehr  von  Erdbeben  verschont. 
 Dagegen  ist  der  Erschütterungs - Kreis  des  M itte llän 
 d isch en   M eeres,  den  wir  oben  bezeichnet  haben,  
 mit  seiner  Erstreckung  auf  einer  Seite  bis  zu  den  Azoren 
 ,  und  auf  der  andern  bis  tief  in  A sia  hinein —»  eia  
 Gürtel  von  150  Längengraden  zwischen  dem  30.  und  40°  
 N.  Br.  sich  von  West  nach  Ost  erstreckend,  —  der  Sitz  
 einer  bedeutenden  Menge  von  thätigen  Vulcanen  und  von  
 Puncten,  an denen sich einzelne Ausbrüche ereignet haben.  
 Zugleich  ist  es  diese  Linie,  oder  vielmehr  dieser  Gürtel,  
 in welchem  sich  von  den  ältesten Zeiten  her die  fürchterlichsten  
 und  verwüstenden  Erdbeben  ereignet  haben,  von  
 denen  die  alte  Welt  getroffen  worden  ist.  Dieser  gegen  
 zehn  Grade  breite  Gürtel  reicht  in  Nord  bis  an  die  Py-,  
 re n ä e n ,  C evennen,  A lpen,  K a rp a th e n ,  über  die  
 Don au-M ü n d u n g en   bis  in  die  M oldau,  das  südlic 
 h e   R ufsland  bis  in  die  Gegend  von  K iew ,  in  das  
 A ssow sche  M eer,  den  K a u k a su s  und  die  hohen  
 S ü d a sia tisc h e n   G eb irg sk etten .  In  Süden  scheint  
 er  seine  Gränze  zu  haben  an  der Westafricanischen Küste  
 um M o g a d o r,  vielleicht an den C a n a risc h e n ln se  In.  
 Er begreift ferner  den A tlas,  die  N ord k ü ste  von Aeg 
 y p ten ,  P alästin a,  N o rd -P e rsie n   u. s. w.  Die  in  
 diesem  Striche  am  häufigsten  von  Erdbeben  getroffenen  
 Gegenden  liegen  nicht  blos  unmittelbar  an  den  Vulcanen,  
 sondern  zwischen  denselben  gleichsam  vertheilt,  und  oft  
 in  bedeutender  Entfernung.  Solche  Gegenden  sind  vor- 
 1)  L. v.  Buch  Reise  durch  Norwegen n.  Lappland,  Th. I. S. 252.  
 307.  443.  Th.  II.  S.  65.  279.  285.  290.  291.  —  N.  Brun-  
 crona  u  C. P. Hällström  in  Abhandll.  d.  Kön. Schwed. Akad.  
 zu  Stockholm  1823,  u.  in  Poggendorff Annal.  d.  Phys.  B. II.  
 (78).  S.  308  f. 
 DER  VULCANE. 19 
 züglich:  L issabon,  die  Spanische  Provinz  M urcia,  die  
 Kiiste  A fricas  von  O ran  bis  A lg ie r,  S icilien,  Ca-  
 la b rie n ,  N eap el,  die  Ion isch en   In seln ,  Morea,  
 M acédonien  und  T h ra c ie n ,  namentlich  die  Gegend  
 von C o n stan tin o p el,  mehrere Puncte in K1 e i n - A s i a,  
 C ypern,  die  Küste  von  S yrien,  P ersien. 
 Eine grofse Zahl von merkwürdigen Erscheinungen daselbst  
 zeigt  deutlich,  dafs  ein  unterirdischer,  wahrscheinlich  
 in  beträchtlicher. Tiefe  liegender  Zusammenhang  unter  
 den Ursachen besteht, welche diese Erscheinungen hervorbringen, 
   da  sich  die  Wirkungen,  in  Ausbrüchen  und  
 mehr  oder  weniger  starken  Erschütterungen  bald  gleichzeitig  
 ,  bald  auf  eine  wahrhaft  merkwürdige  Weise  abwechselnd  
 zeigen,  oft  auf  grofse  Entfernungen  sich  augenblicklich  
 fortpflanzen;  zu  anderer Zeit  in  einer Gegend  
 eben  dann  aufhören ,  wenn  sie  an  einem  andern  Puncte  
 desselben  Erschütterungs - Kreises  anfangen  und  da  selbst  
 das  Meer  in  seinen  tiefsten  Stellen  die  Fortpflanzung  der  
 Bewegungen  des  Bodens  nicht  immer  unterbricht.  Dieser  
 letztere  Umstand  insbesondere  nöthigt  anzunehmen,  dafs  
 die  Kräfte,  welche  solche  Erschütterungen  hervorbringen,  
 wenigstens  unter dem  Grunde  des Meeres  entwickelt werden  
 müssen. 
 In diesem grofsen Erschütterungs-Kreise erfolgen häufig  
 Ausbrüche  an  Puncten,  die  keine  gewöhnlich  thätigen  
 Vulcane  enthalten.  Dahin  gehören  die  vielen  Erhebungen  
 neuer Inseln  und Berge:  in  den Azoren  1628,  1720,  1757,  
 1811, — im Meere von Sicilien 1831, — zwischen den Liparischen  
 Inseln  187  J.  vor  Chr.  G.,  —  des  Monte  Nuovo  
 bei Pozzuoli  1538, <— des  Hügels  bei  Methone, — der Erhebungen  
 neuer Inseln  bei  Santoi'in  zu  verschiedenen Zeiten, 
   197,  84  vor,  45,  713,  1427,  1507,  1573,  1637,  1650  
 u. 1707 nach Chr. G.  und  bei  Cypern  1822.  Mehrere  auffallende  
 Beispiele  von  Wechselwirkung  des  vulcanischen  
 Processes  in  diesem  Striche  wird  unsere  Chronik  liefern. 
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