54 Z usammenhang zwischen E rdbeben
fehlen, — wie Portugal und Spanien, Klein-Asia und Syrien,
Peru, — weit heftigeren und die Oberfläche mehr
zerstörenden Erdbeben unterworfen sind, als die Gegenden
dicht um den Fufs, der Vulcane; dafs in Zeiten lang
dauernder Ruhe der grofsen Vulcane auf den Linien, denen
diese angeboren, die Erdbeben häufiger sind als in Zeiten
öfterer Ausbrüche dieser Vulcane; endlich, dafs in denselben
Linien dann und wann vulcanische Ausbrüche an
Puncten erfolgen, wo der Boden vorher geschlossen war;
alle diese Umstände zeigen, dafs die Erscheinungen des
Vulcanismus und des Erdbebens nur verschiedene Aeufse-
rungen eines und desselben Wirkens sind, welches seinen
Sitz unter der oberen uns bekannten Rinde der Erde hat.
Dieses konnte auch schon aus der grofsen Aehnlichkeit,
bisweilen Gleichheit der Erscheinungen, geschlossen werden,
die, wie oben gezeigt worden ist, bei vulcanischen
Ausbrüchen, eben so wie bei Erdbeben, wahrsrenommen
werden. Man darf daher allerdings die Vulcane als Ausgangs
- und Ableitungs-Canäle für dasjenige ansehen, was
die Erdbeben verursacht.
Man hat in der That in vielen Fällen die gegenseitige
Beziehung zwischen Erdbeben und vulcanischen Ausbrüchen
erfahren; und dieses nicht nur wie gewöhnlich in der Nähe
eines bewegten Vulcans, sondern selbst auf sehr grofse
Entfernungen von demselben. Merkwürdige Beispiele hiervon
sind, dafs in dem Augenblicke des grofsen Erdbebens,
das L issabon am 1 . November 1755 traf, der Rauch des
vorher stark dampfenden Vesuv plötzlich verschwand,
dafs dasselbe im Jahre 1797 an dem Vulcan von P asto
im Königreiche von V enezuela in Südamerica geschah,
als die sechszig Lieues davon im Süden gelegenen Gegenden
vonRiobamba und H am bato durch das fürchterlichste
Erdbeben verwüstet wurden; und dafs im J. 1783,
in den Tagen des heftigen Erdbebens in Calabrien selbst,
der immer offene Schlund von S trom b o li verstopft zu
seyn schien und nur schwach dampfte.
Eben so mangelt es nicht an Beispielen dafür, dafs
während einer lange anhaltenden Ruhe der grofsen Vulcane,
in den zwischen denselben, nahe und ferne liegenden
Landstrichen die heftigsten Erdbeben erfolgt sind. Wir
erwähnen u. a. des Zeitraums vom J. 1500 bis 1631, in
welchem der V esuv ruhete und in welchem auch vom
Aetna nur wenige Ausbrüche nach Zwischenräumen mehrerer
Jahre erfolgten. In der Zeit zwischen den Ausbrüchen
des A etna in den Jahren 1537 und 1566 erfolgten
auf der Erschütterungs - Linie des M ittellän d isch en
M eeres und auch seitwärts derselben bis in die A lpenk
e tte fast jährlich Erdbeben, und darunter äufserst heftige
in Toscana, S icilien, C o n stan tin o p el, Palästina.
Zwischen dem letztem Ausbruche und dem von
1578 ebenso, die heftigsten zu F errara, in der Schweiz,
zu S ciacca in S ic ilie n , in C o n stan tin o p el und
auf Cypern. Zwischen diesem Ausbruche und dem von
1603 in den A zoren, in Pozzuoli, N eapel, O esterre
ic h , der von geringerer Stärke nicht zu gedenken.
Zwischen dem Ausbruch des A etna vom J. 1614 und dem
grofsen Ausbruche des Vesuv im J. 1631 abermals jährlich
Erdbeben auf dieser Linie, und zum Theil sehr heftig
in den A zoren, in C a la b rie n , N eapel, zu Arge
nt a, auf R hodus; dem Ausbruche selbst gingen die
heftigsten Erdstöfse voraus, nicht nur in Neap el, sondern
auch auf S icilien . Auch der Wechsel zwischen den
Ausbrüchen mehrerer Vulcane, die auf Einer dieser Li
nien liegen, zeugt für den Zusammenhang, der unter den
Wirkungen der Tiefe auf diese Erscheinungen besteht.
Von dem Wechsel zwischen den Ausbrüchen des Aetna