wickelten, expandirten Gase, die fortgetrieben, Auswege
suchen, schwächere Scheidewände zwischen Klüften durchbrechen,
chemische Wirkungen auf die in ihrem Wege
liegenden festen und flüssigen Stoffe, vorzüglich auf das
Wasser ausüben koimten; nur diese, denen bekanntlich zugleich
eine mächtige mechanische Kraft eigen ist, konnten
auf weite Entfernungen solche Erscheinungen hervorbringen,
wie sich damals an Seen in England und T e u tsc h -
landi an den Quellen zu T e p litz u. s. w. gezeigt haben.
Bei dieser Art von Wirkungen erklärt sich auch,
wie das auf Klüften und durch Höhlungen fortstrebende
Gas eine weite Gegend, die über solchen Klüften liegt,
unerschüttert lassen kann, wenn auf seinem Wege sich
seiner Ausbreitung keine Hemmung bietet, und wie die
Erschütterung der deckenden Oberfläche nur hie und da
über solchen Puncten erfolgt, wo von dem Gas ein Hin-
dernifs zu durchbrechen ist, und eine Bewegung des Wassers
vornehmlich da, wo das Gas endlich einen Ausweg
aus dem Innern sich wirklich bahnte.
Eine ganz andere Bewandtnifs scheint es mir mit der
wellenförmigen Bewegung des Oceans zu haben, die,
als der zweite Theil des grofsen Erdbebens, noch näher
zu beschreiben ist. Ueber diese liegen folgende Nachrichten
vor.
Es ist schon erwähnt worden, dafs unmittelbar nach
den Erdstöfsen eine hohe Fluth die Küste von P o rtu g al
überströmte, dafs darauf das Wasser zurückfiel, und dafs
diese Erscheinung dreimal wiederholte. Sie bestand also
zuerst in einem Zuströmen des Oceans von West nach
Ost. Damals stand ohnehin die regelmäfsige Fluth des
Meeres an der dortigen Küste bevor; das Weltmeer befand
sich also schon vor dem Erdstofse in einer Bewegung
Chronik. 441
von West nach Ost. Entstand nun, nach der von mir
oben geäufserten Vermuthung, eine tiefe Spalte und Kluft
im Grunde des Meeres an der Küste von P o rtu g a l, so
mufste das Wasser des Meeres Isich mit grofser Gewalt in
dieselbe stürzen, und das Fluthen gegen Osten mufste,
beträchtlich verstärkt, grofse nachstürzende Wellen hervorbringen.
Dafs dieses geschah, beweisen folgende Erscheinungen.
Bei M adeira, während völliger Windstille, 11 Uhr
45' Morg., zog das Meer sich zuerst um etliche Schritte
vom Ufer zurück; kam dann plötzlich fluthend wieder,
trat über das Ufer in die Stadt F u n ch al, fünfzehn Fufs
über hohen Wasserstand, wenngleich der Zeit nach dort
halbe Ebbe hätte seyn sollen. (Ebbe und Fluth sind dort
sieben Fufs.) Vier bis fünfmal wogte so das Meer zwischen
dem höchsten und tiefsten Wasserstand, doch jedesmal
etwas abnehmend. So geschah es an der Südküste
der Insel. An der Nordküste war das Ueberfluthen beträchtlicher;
dort fing die Erscheinung ebenfalls mit einem
Zurückziehen des Meeres an. Dieses Zurückziehen betrug
wohl Einhundert Schritte; dann kehrte das Wasser
plötzlich zurück, wodurch an dem Ufer viel zerstört
wurde *), Also wie in L issab o n — in Ost — die Erscheinung
mit einer gegen Ost gerichteten Fluth anfing,
so fing sie bei der weiter gegen Westen gelegenen Insel
M ad eira mit einer gegen Ost abziehenden Ebbe an,
der natürlichen Folge der nach der Zeit sich von Ost
nach West fortpflanzenden, aber nach dem Raume von
West nach Ost gerichteten Bewegung der Wellen. Es
war zu F u n ch al 9f Uhr Morgens als die Erscheinung
erfolgte; der Längen - Unterschied zwischen L issa b o n
und F unchal beträgt ungefähr sieben Grade, also in 1
1) Philos. Transact. a. a. 0 . S. 432—435.