den, in denen Erdbeben sich ereignen, und des Umfanges,
auf welchen ihre Wirkungen sich erstrecken. Der letztere
ist bald nur klein, bald sehr grofs.
Wohl nur von sehr wenigen Gegenden der Erde wird
behauptet werden können, dafs sie niemals Erdbeben empfunden
hätten. Unter den Ländern, von denen wir die
ältestenUeberlieferungen besitzen, w'jrd dieses nur von dem
Theile Aegyptens behauptet, der aus hochaufgeschwemm-
ten Nilschlamme besteht, — von dem sogenannten Delta.
Alexandria, auf Fels gebaut, hat allerdings Erdbeben gehabt.
Auch von der östlichen Küste Sü d a mer i ca’s,
vom P la ta stro m bis zu der M ag ellan isch en Meeren
g e, wird behauptet, dafs sie niemals Erdbeben erlitten
habe. Doch giebt es Gegenden, in denen Erdbeben äufserst
selten erfolgen, vielleicht in Jahrhunderten nicht; andere
hingegen, in welchen sie zu den nicht blos jährlich, sondern
wpit öfter wiederkehrenden, ja zu den ganz gewöhnlichen
Naturerscheinungen gerechnet werden. Uebrigens
läfst sich nicht behaupten, dafs die Felsarten, aus denen
der Boden besteht, in besonderer Beziehung zu den Erdbeben
ständen. Die Erfahrung hat gezeigt, dafs jede Felsart
erschüttert werden kann.
Die Gegenden der zuletzt erwähnten Art sind folgende.
In der alten Welt: Islan d ; die n ö rd lic h e n K üsten
des M itte llä n d isc h e n M eeres, insbesondere die
von denselben nach Süden in dieses Meer vorragenden
Halbinseln und die in demselben liegenden Inseln, auf einer
von den A zoren bis nach S yrien erstreckten Linie;
die N o rd k ü ste von A frica, von M aroeco bis
nach T rip o lis; eine mit diesen Linien fast parallel laufende
Linie von den P y re n ä e n längs den A lpen bis
nach C onsta n tin o p e l und von da längs der Nordküste
von K lein-A sia bis zu und durch den K aukasus laufende;
eine mitten durch K lein-A sia gehende;, eine
dergleichen -vom Nordende des C aspisehen M eeres
durch das A ltaig eb irg e bis Irk u tsk ; eine vom Tod-
ten M eere im Süden des C asp isch en vorbei durch
Ira n , die Gebirge M uz-tag und T h ian -C h an bis
nach C hina; und eine in ähnlicher Richtung durch die
Länder im Süden des Hirn a 1 aya - G eb irges. Dann
eine gekrümmte Linie von den A ndam an-Inseln durch
S um a tra , Java, G ilo lo , die P h ilip p in isc h e n ,
Ja p a n isc h e n und K u rilisch en In seln , durch
K am tschatka und die A leu tisch en In seln bis in
das nördlichste Festland von America. Auf dieser Linie
sind insbesondere die Jap a n isc h e n Inseln unaufhörlichen
Erdbeben unterworfen.
In der neuen Welt zieht sich von Süd nach Nord eine
solche Linie von C hile durch die ganze A n d esk ette
bis nach G uatem ala und Mexico. In M exico eine
von West nach Ost gerichtete. Durch die A n tillen eine
von den gröfseren, gegen Ost durch die kleinen und mit
diesen gegen Süd nach dem Südamericanischen Festlande
gebogen.
Im Grofsen Ocean läuft eine solche durch die M o-
lucken nach N eu -G u in ea, N e u -B rita n n ie n , die
S alom o n s-In seln , die N euen H eb rid en bis nach
N eu -S eel and; eine andere zieht sich durch die Marian
en ; auch die Sand w ich -In sein liegen in der
Richtung einer solchen Linie oder eines ihnen eigenthüm-
Iichen E r s c h ii 11 e r u n g s - K r e i s e s.
Dafs d iese Linien oder Erschütterungs-Kreise ein für
das Wesen der Erdbeben oder der Kräfte, welche dieselben
hervorbringen, sehr bemerkenswerther Umstand sind,
ergiebt sich aus sehr vielen Erscheinungen, deren unten
ausführlich gedacht werden wird. Besonders gehört dazu
die Richtung, in welcher Erschütterungen zu erfolgen pflegen.
Diese folgen in den meisten Fällen jenen Linien.
Die seit dem längsten Zeiträume beobachtete Linie des
Mittelländischen Meeres zeigt davon Beispiele in grofser