Zu U rre ra verschwand das Wasser in einem kleinen
Teiche. In L illo erhob sich ein Wirbelwind; zu Day-
m ial spürte man Schwefelgeruch. Zu X eres will man
bemerkt haben, dafs der Wein in Gefäfsen sich veränderte
(s altera) und dafs vier Stunden vor dem Erdbeben Sai-
petergeist in Gährung gerieth. Die Hausthiere zitterten,
das Rindvieh hielt die Köpfe in die Höhe, Schweine drückten
sich nahe an einander, u. s. w.1).
Im westlichen Theile von F ra n k re ic h , von Süden
nach Norden fortschreitend, wurde dieses Erdbeben als
solches empfunden in und um Cognac, B ordeaux, wo
die einige Minuten dauernde Erschütterung nur ■ 'schwach,
aber von einer ungewöhnlichen Bewegung des Wassers der
G aronne begleitet war;(zu Angouleme, wo man auch
unterirdisches Getöse hörte und wo ein Erdspalt entstand.
Auch zu C a e n würde die Erschütterung empfunden. —
Im südlichen F ra n k re ic h weiter gegen Osten zu An-
duse in L anguedoc, zu E rg u lt, C uers, V aucluse,
St. A uban und G em enox in der P ro v e n c e , wo
Quellen plötzlich getrübt wurden 1 2).
Im untern und mittlern Ita lie n wurden zwar keine
Erderschütterungen wahrgenommen, aber eine höchst merkwürdige
Erscheinung zeigte sich am V e s u v. Dieser hatte
vor dem Erdbeben mehrere Tage nach einander Rauch
ausgestofsen, und in dem Augenblicke der Erdstöfse zu
L issabon schlug die Rauchsäule in den Krater zurück,
1) Coli, acad. S. 633. — Ich nehme hier alle Nachrichten auf,
wie ich sie finde. Ob sie alle die Erscheinungen richtig angeben,
und nicht von erregter Einbildungskraft manches hinzugesetzt
worden ist, was sich eben so wenig erweisen lassen
würde, als die angeblichen Feuerausbrüche aus den Erdspalten
in Portugal, mag .dahin gestellt bleiben. Die Coli,
acad. berichtet überhaupt 2) Coli. acad. a. a. 0. gern Wunderbares.
C h ro n ik . 431
und der Gipfel des Vulcans erschien rein wie in vollkommener
Ruhe *).
In Ober-Italien empfand man zu M ailand 11 U. 30'
dortiger Zeit ein leichtes Beben. Die Kronleuchter in den
Kirchen bewegten sich, aus den Canälen trat das Wasser
über das Ufer, und Gefäfse voll Flüssigkeiten schwebbten
über. — In T u rin empfand man Nichts2).
Stärker aber wurden die Erschütterungen, oder einige
ohne Zweifel mit denselben in Verbindung stehende Erscheinungen
in den Alpen und in der Schwerz wahrgenommen.
— Der Lago m aggiore stieg und sank plötzlich.
— Zu Aix in Savoyen wurde eine der warmen
Quellen, die S ch w efelq u elle, wenige Minuten nach
dem Zeitpuncte des Erdbebens getrübt, und führte so vielen
Sand mit sich, dafs sie einen Bodensatz davon machte.
Eine andere, die A laun q u e lle , litt dabei nicht die
mindeste Veränderung, woraus man schliefst, dafs beide
nicht einerlei Ursprung haben3). Man könnte aber auch
daraus schliefsen, dafs bei gleichem Ursprünge beider
Quellen, die eine auf ihrem Wege zum Ausbruch durch
Sand, die andere durch festen Stein laufe. — Der G enfe
r-S e e soll sich an dem Ende bei G enf auf einige
Augenblicke zurückgezogen haben 4). —| Die Quellen bei
M ontreux, B lonay und C o rsie r bis nach V i 11 e -
neuve und A igle wurden plötzlich mehr oder weniger
trübe.— Bei der Quelle der O rbe hörte man ein unterirdisches
Getöse, und der Flufs schien während einiger
Augenblicke angeschwollen. In einer unterirdischen Mühle
bei Locle, die fast dreihundert Fufs tief liegt, hörte
1) Seyfart S. 189. —- Humboldt Voy. 1. u. 2. an melireren Stellen.
2) Philos. Transact, a. a. 0. S. 613. — Coll. acad. S. 632.
3) Revue encyclopédique 1825. Mai. S. 326. 4) Philos. Transact, a. a. 0. S. 438.