E rd feu er.
Eine Erscheinung, die vielleicht mit dem unterirdischen
Vulcan-Procefs in Verbindung steht, vielleicht auch,
an manchen Puncten wenigstens, die Wirkung einer anderen
Ursache seyn kann, gewähren die sogenannten Erdfeuer.
Sie bestehen in einem, fast immer fortwährenden,
Aushauchen von Wasserstoffgas, theils in fortdauernd oder
abwechselnd entzündetem Zustande, theils durch äufsern
Anlafs augenblicklich entzündbar. Die Stellen der Erdoberfläche,
an welchen sie sich finden, sind nicht immer durch
äufsere Gestalt ausgezeichnet ; man sieht daselbst keine kraterähnlichen
Vertiefungen oder Löcher, sondern das Gas
entsteigt der scheinbar geschlossenen Erde. So sind die
Erdfeuer bei P ie tram a la und B arigazzo in Mittel-
Italien, bei D urazzo (Dyrrhachium), in M orea u. s. w.
beschaffen. Zu den merkwürdigsten gehören die von Baku.
Hier finden sie sich mit Schlamm-Vulcanen und mit eigentlich
vulcanischen Erscheinungen auf einem nicht grofsen
Bezirke vereinigt; an den vorhergenannten Puncten sind sie
weit, wenigstens von jetzt thätigen Vulcanen entfernt;
aber die Gegenden, in denen sie erscheinen, sind wenigstens
altvulcanischer Boden, und liegen in vulcanischen Erdgürteln
oder Erschütterungskreisen.
Künstlich hervorgebrachte Erdfeuer sind die F e u e rbrunnen
(H o-tsing) in China *). Hier steigen aus
Bohrlöchern, 1500 bis, 1800 Fufs tief, mächtige Strahlen
von entzündetem Wasserstoffgas mit furchtbarer Gewalt
empor, deren Hitze die kunstfleifsigen Chineser zu technischen
Zwecken zu verwenden wissen. Sollte dasDaseyn des
Hydrogens in den Erdfeuern und in diesen Feuerbrunnen
1) Hericart de Thury Considérations géologiques et physiques
sur la cause du jaillissement des eaux des puits forés etc.
Paris 1829. S. 55 f. — Humboldt fragments de géologie et
de climatologie Asiatiques. Paris 1831. T. I. S. 195.
nicht der Ansicht das Wort reden, dafs auch die Vulcane
bei ihren Ausbrüchen dieses Gas ausstofsen? Neuerlich
will man zu G ajarin e, im Bezirke von C onegliano im
Venezianischen, bei dem Bohren eines artesischen Brunnens
ebenfalls einen Strahl von Wasserstoffgas aus dem
Bohrloche erhalten haben 1).
Die warmen Q uellen.
Alles aus beträchtlichen Tiefen der Erde hervorgezogene
Wasser hat, besonders nach den neuerlich bei dem
Bohren Artesischer Brunnen gemachten Erfahrungen, einen
höheren Grad der Wärme als der der Atmosphäre ist.
Von dem Wasser, das sich in tiefen Bergwerken sammelt, gilt
dasselbe. Die merkwürdigste Erscheinung dieser Art aber
bieten diej eiligen Quellen, denen sehr hohe Wärmegrade, bis
zur Siedhitze, eigen ist. Dieser Quellen giebt es eine grofse
Menge in allen Gegenden der Erde. Vorzugsweise aber sind
sie eigen den vulcanischen Gegenden, und zwar zum Theil in
der Nähe thätiger Vulcane; dann den grofsen Gebirgsketten,
in deren Thälern und an deren Rändern sie in gröfster Menge
entspringen. Auch haben bei weitem die meisten ihren Ursprung
im Granit und in andern sogenannten Urfelsarten.
Eine grofse Anzahl dieser Quellen, die man seit Jahrhunderten
kennt, haben in diesem Zeiträume die hohen
ihnen eigenen Wärmegrade, manchen periodischen Wechsel
ausgenommen, unverändert beibelialten, Ihr Wasser
enthält mineralische Stoffe und Gase von derselben Art,
wie die, welche bei Ausbrüchen der Vulcane erscheinen.
Mehrere dieser Quellen haben bei grofsen, oft in bedeutender
Entfernung von ihrer Lage erfolgten Erdbeben
Störungen erlitten, theils in der Masse, theils in der Temperatur
des von ihnen gewöhnlich gelieferten Wassers,
oder sie sind getrübt worden, oder auch eine Zeitlang &us-
1) Poggendorff'’s Anna!, d. Physik u. Chemie. B. XXIX, S. 364.
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