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 sage  zum  Grunde  liegt,  vom  einer  bedeutenden Flutl  die  
 sich  in  einem  gewissen  Theile  der  Erde  ereignet  hat,  
 von  welchem  eine  weitgreifende  Volker-Verbreitung  ausgegangen  
 ist;  dafs  diese  Sage,  allmählich  mit  religiösen  
 Begriffen  verschmolzen,  zu  einem  mit  diesen  und  mit anderen  
 Naturbegebenheiten  verwebten  Mythos  geworden;  
 von  jedem  Volke  nach  Ablauf  mehrerer  Menschenalter  
 auf  das  von  ihm  bewohnte  Land  übergetragen;  ünd  von  
 Mythographen,  auch  endlich  von  Historikern  zur  historischen  
 Thatsache  erhoben worden  ist.  Unter  allen  hierüber  
 aufgestellten  Ansichten  scheint  mir  daher  die  von  
 Buttmann  angeführte,  welche  eben  dahin  geht,  die  natürlichste, 
   vernünftigste,  und  durch  alle  Umstände  am  
 besten begründete  zu  seyn. 
 2227.  Untergang  der  Städte  am  südlichen  Ende  des  
 T o d te n   M e e re s:  Sodom,  G om orrha,  Z eboim   
 und  Adama.  Dieses  Ereignifs .ist  das  älteste  Erdbeben, 
   von  welchem  eine  Nachricht  vorhanden  ist,  die  
 man  eine  historische  nennen  kann.  Denn  ohne  Zweifel  
 fand  dort  ein  mit  vulcanischen  Ausbrüchen  verbundenes  
 Erdbeben  statt,  welches  wahrscheinlicher Weise  zugleich  
 eine  solche  Erhebung  des  Landes  daselbst  hervorbrachte, 
 dafs  der  Abflufs  des  J o rd .  .* a n   in  den  A ila n itisc h e n   B usen  des  R o th en   M eeres  abgedämmt  wurde,  und  
 der T b d te   See entweder zuerst entstand, oder doch weit  
 über  seine  vorige  Südgränze  hinaus  über  ein  sonst  trock-  
 nes  Thal,  S iddim ,  ausgedehnt  wurde. 
 Ueber  den  Zeitpunct  dieses  Ereignisses,  und  dafs  
 dasselbe  erfolgt  seyn  mufs  als  Abraham  gegen  hundert  
 Jahre  alt  war,  habe  ich  mich  an  einem  andern  Orte  ausführlich  
 erklärt  1).  Dafs  es  ein  mit  vulcanischen  Aus1) 
   Veränderungen  der  Erdoberfläche  Th.  II.  S.  219. 
 brüchen  verbundenes  Erdbeben  gewesen  ist,  erhellt  aus  
 der  Mosaischen  Beschreibung  1).  Moses  sagt  zwar  nur:  
 „der  Herr  liefs  Feuer  vom Himmel  regnen“ ;  und  spricht  
 nicht  davon,  dafs  ein  Ausbruch  aus  der Erde  erfolgt  sey.  
 Da  indessen  weit  und  breit  um  den  Schauplatz  dieser Begebenheit, 
   und  auch  um  die  Gegenden ,  in  denen Moses  
 lebte,  kein  thätiger  Vulcan  vorhanden  ist;  —  der nächste  
 möchte  der  zweihundert  geogr. Meilen  vom  Todten  See  
 entfernte,  auch  jetzt  noch  wenig  bekannte  D em avend  
 seyn;  —  so  kann  man  sich  wohl  denken,  dafs  Moses von  
 der  Beschaffenheit  der  Vulcane  und  von  ihren  Wirkungen  
 keine  nähere  Kenntnifs  hatte.  Oder,  da  er  das  Ereignifs  
 als  ein  Strafgericht  Gottes  darstellte,  begnügte  er  sich,  
 den  Theil  desselben  hervorzuheben,  der  dasselbe  in  ein  
 solches  Licht  stellte:  das  Herabfallen  der  ausgeworfenen  
 vulcanischen  Stoffe  auf  die  Städte,  die dadurch verbrannt  
 und  verschüttet  wurden.  Sie  scheinen  zum  Theil  das  
 Schicksal  von  Herculaneum  und  Pompeji  gehabt  zu  haben, 
   und  der  Vorfall  am  Todten  See  war  ohne  Zweifel  
 ein  dem  vesuvischen  Ausbruche  vom  Jahre  79  ähnlicher  
 und  von  diesem  nur  darin  verschieden,  dafs an der Stelle,  
 wo  der  erstere sich ereignete,  vorher kein Vulcan bestand,  
 sondern  die  dort  vorher  ruhende  Erde  frisch  aufgebro-  
 chen  wurde ,  wie  auf  Island  oft  geschieht. 
 Auch  spätere  Schriftsteller  schreiben  den  Untergang  
 der  Städte  einem  vulcanischen  Ausbruche  zu.  Strabo  
 sagt:  Eratosthenes habe  ihn zwar dem Hervorbrechen unterirdischer  
 Gewässer zugeschrieben; er selbst aber glaube,  
 ihn  unterirdischem  Feuer  und  Erdbeben  zuschreiben  zu  
 müssen;  was  er  auch  durch  die  Beschaffenheit  der  Gegend  
 und  der  Steine darin zu beweisen sucht.  Er bemerkt 
 1)  Genesis,  18  u.  19. 
 2)  L.  XVI.  T.  VI.  (ed.  Tzschuckc'),  p.  374.  
 Bd. IV.  E rdbeb.  u. Vulc.