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 Erschütterung  ging von Nord  nach  Süd.  Auf einem  Felde  
 brach  an  zwei  Stellen  die  Erde  auf und  warf  eine Menge  
 Steine  aus,  die  das  Feld bedeckten und unfruchtbar  machten. 
   Dann  sprang  Wasser  sehr  hoch  aus  diesen  Oeffnun-  
 gen,  das  wie  Seifenwasser aussah,  aber  geschmacklos war.  
 Bei  S ig illo ,  zweiundzwanzig  ital.  Meilen  von  A quila,  
 entstand  an  demselben  Tage  auf dem  flachen  Gipfel  eines  
 Berges  ein  irregulär  geformter  Schlund,  fünfundzwanzig  
 Toisen  im  gröfsten  Durchmesser,  in welchem man in dreihundert  
 Toisen  noch  keinen  Grund  fand.  Drei  Tage  lang  
 drangen  Rauch  und  Flammen aus demselben hervor *),  die  
 Stadt M o n tereale  wurde Eine Elle hoch überschwemmt,  
 von  salzigem  aus  der  Erde  empordringenden Wasser.  Bei  
 dem  kleinen  Flusse  P izzo li  öffnete  sich  ebenfalls  ein  
 Schlund  sechszig  Schritte  im Durchmesser,  aus  welchem  
 mit Heftigkeit eine hohe Wassersäule emporstieg.  Der Berg  
 bei R utiglione spaltete sich und litt Einstürze.  Die Erd-  
 stöfse dauerten  noch viele Tage fort;  in  Aquila  will man  
 vom 2. bis 25. Febr. deren Einhundert und  sechszig gezählt  
 haben.  Bei R ieti,  acht geogr. Meilen  westl.  von  Aquila,  
 wurde  ein  vorher  immer  trocken  gewesenes  Thal  in  eine  
 Art  von  Morast  verwandelt  durch  Einstürze  von  Massen  
 der  benachbarten  Berge,  die  den  Abflufs des Wassers hinderten. 
   In Rom fühlte man die Erschütterung stark; an der  
 Mündung  der  T ib e r  zog  das  Meer  sich  zurück und kam  
 erst  nach  dem  Erdstofs  wieder.  Auch  in  S p o leto   und  
 einigen  davon  nahe  liegenden  Orten  empfand  man  den  
 Stofs.  Zu  Rom  empfand  man  ebenfalls an  den folgenden  
 Tagen,  bis  zum  25.  täglich  zwei  bis  drei.Erschütterungen1  
 2),  so  wie  auch  einigemal  zu  S p o leto   und  zu Mar 
 in o 3);  die  erste  Erschütterung  am  2.'  war  zuerst  ein 
 1)  Maraldi  a.  a.  O. 
 2)  Coli.  acad.  T.  VI.  S.  596. 
 3)  Keferstein,  S.  305. 
 senkrechter  Stofs,  darauf eine  horizontale  Bewegung.  Die  
 folgenden Stöfse waren immer gleichförmig,  entweder senkrecht  
 oder  horizontal*). 
 1703,  am  25.  Februar.  In  Rom,  den  ganzen  Tag  
 Regen  mit  heftigem  Winde.  Gegen  Abend  wurde  es  still,  
 und  es  erfolgte  ein  Erdstofs,  drei  Stunden  später ein sehr  
 heftiger,  fünfzehn  Secunden  dauernd;  Eine  Stunde  später  
 noch  einer;  5 U. ital.  Zeit,  ein  kurzer,  aber starker Stofs;  
 6  U.  zwei  leichte  Stöfse;  9 U. abermals  zwei;  von  da  bis  
 zu Sonnenaufgang  blieb  die Erde immerfort bewegt.  Diese  
 Erdbeben wurden auch zu  E ugubio im Herzogthum Ur-  
 bino,  zu  P erugia  und  in  der  umliegenden  Gegend  empfunden  
 2). 
 Bei  diesen  Erdbeben  will  man  in  Spoleto  und  einigen  
 anderen Orten  folgende physikalische Wahrnehmungen  
 gemacht  haben.  Die  Stöfse  erfolgten  periodisch  9 U.  ital.  
 Zeit.  Bei  heiterem  Himmel,  wenn  zugleich  die Luft  wie  
 mit  einem  warmen  Dunste  beladen  war,  wie  auch  wenn  
 längliche,  leichte  rothe  Wolken  in  der  Luft  schwebten,  
 erfolgte  ein  starker  Stofs.  Der Mond  war  roth,  dunkel  
 und  von  einem  bleifarbenen  Kreise  umgeben.  Oft  ging  
 ein Windstofs  mit  plötzlichem ungewöhnlichen  Pfeifen dem  
 Stöfse  voraus  oder  begleitete ihn.  Man hörte  Getöse  wie  
 von einer  unterirdischen Batterie,  und ein Schwirren  C/re-  
 missement)  in  der  Luft,  das  doch  nicht  einmal  die  
 Blätter  der  Bäume  bewegte.  Trübewerden  der  Quellwasser. 
   Geschrei  der  Hühner,  Enten  und  kleinen  Vögel;  
 plötzliche  Flucht  der  Tauben  und  ein  länger  als  gewöhnlich  
 fortgesetzter  Flug  derselben.  Unruhe  der  Pferde,  
 Ochsen und anderer vierfüfsigen Thiere,' Bellen der Hunde 3). 
 1)  Coli,  acad,  a.  a.  0. 
 2)  Ebendas. 
 3) Ebendas.