resgrundes aufgesprengt worden ist, und dafs ihre Wände,
oder wenigstens eine derselben, in die Tiefe gestürzt sind.
Wahrscheinlicher Weise lag die unterirdische Kluft in der
Richtung des Meridians von L issa b o n und hatte eine
Erstreckung von- mehreren Graden. Stürzte nun nach erfolgtem
Sprengen der Decke die östliche Wand in die
Tiefe des Abgrundes, so mufsten die beschriebenen Erscheinungen
sich zeigen. Darauf deutet auch die bei den
Erschütterungen wahrgenomraene Richtung derselben von
Ost nach West. Da das Sprengen der Decke der Kluft
auf dem Grunde des Oceans erfolgte , so mufste natürlicherweise
das Wasser in Menge und mit grofser Gewalt
in die dadurch entstandene ungeheure Höhle stürzen, deren
grofse Tiefe sich durch die Erscheinungen bei L issabon
und M ogador verräth und deren Breite, obgleich
wir diese nicht kennen, sehr ansehnlich gewesen seyn
mufs, wie sich aus den Vorfällen am Kai zu L issabon
und an der Klippenreihe zu M ogador ergiebt. Die
Menge des Wassers, die sich in den entstandenen Abgrund
stürzte, mufste natürlicherweise ein plötzliches und
sehr gewaltsames Nachstürzen des nächstumgebenden Wassers
verursachen, und so konnte die Wellenbewegung entstehen,
die — wie nachher gezeigt werden wird — sich
im Ocean bis zu den westindischen Inseln fortpflanzte,
ohne dafs auch dort ein Erdbeben statt fand.
Auf M adeira, zu Funchal an der südlichen Küste,
erfolgte der Stofs 9 U. 30 Min. dortiger Zeit. Zuerst
hörte man rollendes Getöse, dann folgte eine schnelle
schwingende Bewegung des Bodens, die eine Minute lang
bald stärker, bald schwächer dauerte. Das Getöse währte
fort in dieser Zeit und starb während derselben langsam
dahin, wie ferner Donner; der Tag war schön und die
Luft still1 1 2).
1) Philos. Transact. a. a. 0. S. 432— 435.
Chronik. 435
In S panien wurde an mehreren aufser den schon
genannten Orten und fast in allen Theilen des Königreichs
das Erdbeben mehr oder weniger stark gefühlt. In Gra-:
nada 9 ü. 45 Min. — In S ev illa, 10 U., dauerten die
Erschütterungen acht Minuten. Man empfand sie in Rota,
C hiclana, Medina, V eger, P o rt Sta M aria, S.Lu-
car de B aram ede, C arm ona, la P u e b la , Mo-
g u er, M alaga, in den ganzen Grafschaften Nie bla
und H u elv a, in A yam onte und A lbufera. ZuCor-
d o v a dauerten die ersten Erschütterungen acht Minuten,
die darauf folgenden vierundzwanzig Secunden. ' Zu Al-
ca 1 a re a l und zu M alacesco wurden die Hauptkirchen
verwüstet, und das Dorf G u e b ija r, eine Lieue von der
letztgenannten Stadt, versank. B u jalan ce wurde verwüstet.
Bei L uque öffnete sich ein Schlund, der Dünste
aushauchte, die Thieren nachtheilig wurden. Die Kirche
von B elalcazar versank. — In C orunna dauerten die
Erschütterungen fünf Minuten, und auch dort erfolgte ein
siebenmaliges Steigen und Zurückziehen des Meeres x). —
In M adrid, wo einige Tage vor dem Erdbeben das Wasser
in den Brunnen gefallen und trübe geworden seyn soll,
und in der umliegenden Gegend empfand man den Stofs
10 U. 5 Min. dortiger Zeit, es folgten ihm mehrere, welche
Gebäude erschütterten und zwei eiserne Kreuze umwarfen.
Dort waren die Bewegungen von Süd nach Nord gerichtet.
Sie dauerten länger als fünf Minuten und wurden
auf mehr als vierzig Lieues in der Runde empfunden. Bald
nach den Stöfsen stieg das Wasser in den Brunnen wieder
a). — An einigen Orten sollen leuchtende Streifen am
Himmel gesehen worden seyn, als zu Pa st ei, David,
C a ste lla r de S an-E steban, H uelm a, C a z o rla .—
1) Coli. acad. a. a. 0 . S. 629 — 631.
2) Philos. Transact. a. a. O. S. 423. — Coli. acad. S. 631.
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