der dieses erzählt, fügt folgende Nachrichten hinzu. Einige
Paläste in Neapel, die über Gewölben erbaut sind,
in deren Mitte sich grofse Wasserbehälter befinden, sollen
bei Erdbeben, welche die Stadt trafen, unverletzt geblieben
seyn, z. B. der Palast des Fürsten Stigliano.
Unter dem Obelisken des heiligen Januarius daselbst soll
ein tiefer wasserhaltender Brunnen seyn, aus welchem
sich Luftlöcher an der Balustrade, die den Obelisken um-
giebt, öffnen, und der eigends zum Schutze dieses Monuments
gegen Zerstörung durch Erdbeben angelegt seyn
soll. Von Capua behauptet, nach Vivenzio, ein dortiger
Arzt, Laur. Zona, dafs diese Stadt wenig von den
im glücklichen C am panien so häufigen Erdbeben empfunden
habe, weil sie reich an gegrabenen Brunnen sey,
und weil der Flufs V olturno zwei Drittel der Stadt um-
fliefse. Endlich sagt Vivenzio von seiner Vaterstadt Nola:
es sey keine Nachricht vorhanden, dafs durch Erdbeben
bedeutender Schaden in derselben angerichtet worden sey;
sie enthalte aber im Innern und in ihren äufsern Umgebungen
eine Menge solcher Brunnen. Auch in A m erica
besteht die Meinung, dafs tiefe Brunnen die Wirkungen
der Erdbeben schwächen.
Dafs die heifsen Quellen, und die Mineralquellen überhaupt
eine ähnliche Ableitung zu gewähren scheinen, ist
schon erwähnt worden. Auch die Bergwerke möchten dieses
leisten; denn, so viele Beispiele es davon giebt, dafs
Erderschütterungen im Innern der Bergwerke, zum Theil
von Windstöfsen begleitet, empfunden worden sind; so
finden sich doch keine von bedeutenden Zerstörungen, die
von Erdbeben in Bergwerksgegenden verursacht worden
wären.
E rd b eb e n zeiger.
Die Wahrnehmung, dafs Erdbeben gewissen Strichen
vorzugsweise eigen sind, und das Verhältnifs dieser Striche
zu der Gestalt der Erdoberfläche, und zu einigen anderen
geologischen Erscheinungen giebt der Beobachtung über
die Richtung der Schwingungen bei einem sich mit solchen
äufsernden Erdbeben Interesse.
Man haï daher Werkzeuge ersonnen, welche diese
Richtung genauer angeben sollen, als dieses durch das
blos körperliche Gefühl gëschehen kann. Man hat sie Erdbebenmesser,
öder Erdbebenzeiger, Sismometër, Sismo-
grapli genannt. Zu Messung der Stärke der Erdstöfse
können sie indessen nur wenig dienen, besser zu Bezeichnung
der Richtung der Stöfse oder Schwingungen, wenn
jene nicht vertical erfolgen. Uns sind drei Arten davon
bekannt.
Die erste, in Italien schon länger im Gebrauch, besteht
in einer hbrizontal aufgestellten Scheibe oder Schale,
an deren Rande die Weltgegenden angezeichnet sind, und
die mit feinem Sande bestreut ist. Ueber der Mitte dieser
Schale ist ein Pendel so aufgehangen, dafs es nach allen
Richtungen gleich leicht schwingen kann. Dieses hat am
untern Ende, unter dem Gewichte eine Spitze, welche bei
jeder Schwingung des Pendels die Richtung derselben
durch eine in den Sand gezogene Linie bezeichnet.
Die Zweite ton Nicölo Santi angegebene besteht in
zwei Pendeln, die an zwei Wänden, deren eine von Nord
nach Süd, die andere von Ost nach West streicht, so
aufgehangen sind, dafs sie bei jeder Schwingung mittelst
eines an ihrem untern Ende befestigten ^Stückes weicher
Kreide oder eines andern leicht schreibenden Materials
von weifser Farbe, einen Bogen an die geschwärzte
Wand zeichnen. Diese Art Erdbebenzeiger kann allerdings
durch die Gröfse des arigezeichneten Bogens nicht blofs
die Richtung, sondern auch einigermafsen die Stärke des
Erdbebens beürtheilen lassen. Sie erscheint aber dadurch
unvollkommen, dafs sie nur vier Hauptrichtungen angiebt.
Man würde sie an vier Wänden, die in 45 Grad auf ein