D a v y 1) (Bruder des berühmten H um phry') versuchten
Erklärung der oder wenigstens mancher Erdbeben in
G riech en lan d und auf den Ionischen Inseln. Man hat
bei C ep h alo n ia eine Meeresströmung entdeckt, die
durch Oeffnungen mit ziemlicher Gewalt in den Boden
der Insel eindringt. Diese Erscheinung veranlafst I). anzunehmen,
dafs die auf den Ionischen Inseln häufig erfolgenden
Erdbeben, die er defshalb ö rtlic h e nennt,
durch das Eindringen des Meerwassers in den Boden und
das Aufquellen des Mergels, aus dem derselbe dort besteht,
verursacht werden, da sie in den aus festem Felsen,
Granit, Thonschiefer u. s. w. bestehenden Theilen
dieser Inseln seltener erfolgten. Hiermit würde aber auch
nur ein Localphänomen erklärt werden, nicht anwendbar
auf die grofsen Erdbeben, welche die Io n isch en Inseln
mehrmals zugleich mit entfernt liegenden Gegenden
getroffen haben.
Erläuterung der einzelnen Erscheinungen.
Das u n te rird isc h e G etöse.
Die Töne, die bei Erdbeben, und weit stärker bei
vulcanischen Ausbrüchen, aus dem Innern gehört werden,
ein Rasseln, donnerähnliches Rollen, dem vAbfeuern groben
Geschützes ähnliches Knallen, die besonders und am
stärksten unmittelbar vor dem Aufbrechen des Bodens
und bei jedem erneuerten Auswerfen aus den Kratern
oder den neuentstandenen Spalten gehört werden, sind
ohne Zweifel die Wirkung theils der plötzlichen Dilatation
des Wasserdampfes, indem es vorher zusammengeprefst
eine Decke gesprengt hat und sich in den Schlund des
1) Edinburgh New philos. Journ. Vol. XX. S. 116. — Daraus
in Poggendorffs Ann. d. Physik. B. XXXVIII. S. 419.
Vulcans Luft macht oder in irgend eine unterirdische
Höhlung; theils vielleicht auch anderer Zersetzungen und
Verwandlung fester und flüssiger Stoffe in Gas. Dafs
jeder dieser Vorgänge mit tönenden Explosionen verbunden
zu seyn pflegt, ist bekannt. Der unterirdische Donner
wird stärker oder schwächer seyn, je nachdem die Menge
der Stoffe, mit welcher die Veränderung vorgeht, grofs
oder klein ist, oder je stärker der Widerstand gewesen
ist, welchen die sich expandirenden Stoffe zu überwinden
gehabt haben. Er wird in ein anhaltendes Rollen übergehen,
wenn er von den Wänden mehrerer unter sich
Verbundener Höhlen wiederhallt. Dafs aber überhaupt,
und insbesondere in den vulcanischen Landstrichen, sich
hohle Räume unter dem Boden befinden, und zwar spaltenförmige
in die Länge gezogene — eine Gestalt, die
alle auch in der oberen Erdrinde aufgefundene Höhlen
haben — kann wohl als ausgemacht angenommen werden.
Das E rh eb en und Z e rre ifse n des Bodens.
Ein Erheben des Bodens ist unvermeidlich, wenn unter
demselben die eben bemerkte Verwandlung fester und
flüssiger Stoffe in die Gestalt von Dampf und Gas erfolgt.
Diese elastischen Wesen verlangen einen sehr vielmal grö-
fsern Raum als die Stoffe, aus denen sie sich entwickelten.
Sie verbreiten sich mit ungeheuerer Kraft, und, befinden
sie sich unter starkem Drucke und eingeschlossen, so werden
sie die sie umgebenden Wände und Decken hinauszudrängen
suchen, und der Widerstand wird da weichen,
wo er am schwächsten ist. Ist daher bei einer im Innern
der Erde erfolgenden plötzlichen Bildung von Wasserdampf
oder einem andern elastischen Gas der über der Stelle,
wo diese Bildung vorgeht, nach der Erdoberfläche hin
liegende der schwächste Theil der festen Umgebung, so
wird derselbe zuerst Weichen, d. i. gehoben werden. Da