Einen V ulcan nennt man eine Stelle des Erdbodens,
an welcher die durch einen vulcanischen Ausbruch entstanr
dene Oeffnung ungeschlossen bleibt, und fortfährt, Ausbrüchen
den Weg nach der Oberfläche darzubieten.
Die bleibende Oeffnung eines Vulcans nennt man den
K rater desselben.
E rscheinungen bei Erdbeben.
Die ein Erdbeben bezeichnenden Erscheinungen, welche
sich theils sämmtlich zugleich, theils nicht alle zugleich
zeigen, von denen aber die erste allein, und neben ihr von
den übrigen jede einzelne schon genügt, den Charakter des
Erdbebens zu bestimmen, sind folgende :
1. B ew egung des festen B odens. Diese erfolgt
auf verschiedene Weise, a) W ellenförm ig. Die
Erde wogt wie die Oberfläche einer Flüssigkeit, oder vielmehr
wie eine auf einer Flüssigkeit ausgebreitete feste aber
biegsame Fläche, so dafs die Bewegung steigend und fallend
und einer gewissen Richtung folgend empfunden wird.
Diese Bewegung folgt entweder nur Einer Richtung, oder
sie kehrt auf derselben Linie in entgegengesetzter Richtung
zurück, b) R ü tte ln d ; wenn die Bewegung unregelmäfsig
aber wiederholend ist, und w^gen dieser Unregelmäfsigkeit
ihre Richtung nach einer bestimmten Gegend nicht angegeben
werden kann. Eine solche Bewegung kann auch beinahe
kreisförmig erscheinen, in welchem Falle man sie eine
w irb eln d e (v o rtic o so ) nennt, c) S to fsen d , wenn
die Bewegung in einzelnen senkrecht oder fast senkrecht
von unten nach oben gerichteten Stöfscn besteht.
2. E rh eb en des B odens. Diese erfolgt nicht
immer so, dafs, wie bei der wellenförmigen Bewegung, der
gehobene Theil wieder zurücksinkt, sondern bisweilen erfolgt
eine bleibende Hebung des Bodens, und zwar dann
und wann auf sehr grofse Strecken Landes , wie 1690 in
W e stin d ie n , 1750, 1822 und 1835 in C hile.
7
3. Z e rre ifsen des Bodens. Dieses erfolgt bei
Erdbeben zwar nicht jederzeit, aber zuweilen und zwar auf
verschiedene Weise. Entweder entstehen mehr oder weniger
lange und breite Erdspalte, die gewöhnlich in ziemlich
gerader Richtung fortlaufen, seltener sich kreuzen; oder
die Erde sinkt in die Tiefe, wo dann die eigentlichen Erdfälle
entstehen; oder das Zerreifsen entsteht durch die
Hebung. Bei dem Einsinken sowohl als bei dem Erheben
des Bodens erfolgt eine Unterbrechung des natürlichen
Schichtenbaues der Erdrinde, indem das von jenen Wirkungen
nicht getroffene Stück des Bodens seine Lage behält,
das bewegte hingegen neben ihm in die Höhe oder in die
Tiefe geschoben wird. Dabei kann auf der Trennungslinie
eine offene Kluft entstehen oder auch nicht; letzteres w'enn
das Verschieben ohne Entfernung des bewegten Theiles
abwärts von dem liegen bleibenden erfolgt. Beispiele von
bedeutendem Einsinken und Verschieben der Oberfläche
liefern die Erdbeben von 1693 in S icilien und Jam
aica, 1151 auf St. D om ingo, 1755 in L issabon
und M ogador, 1757 in den A zoren, 1783 in Cala-
b rien u. s'. w.
4. A u ssto fsen von Gas. Dieses findet häufig
bei Erdbeben statt, selbst wenn keine sichtbaren Oeffnun-
gen in der Erdoberfläche entstehen. Die aufsteigenden
oder durch die Spalten ausgestofsenen Gase sind vön der
atmosphärischen Luft verschieden.
5. A nsw erfen von fe ste n oder flü ssig e n
S to ffen durch die Spalten; erfolgt nicht selten, vornehmlich
wenn an dem bewegten Puncte sich nicht zu tief
unter der Oberfläche lockere Massen wie Sand und dergleichen
oder Wasser befinden, welche dann oft durch
die Oeffnungen auf die Oberfläche geworfen werden. Beispiele
von solchem Auswerfen geben unter andern die Erdbeben
1703 zu Aquila, 1706 zu Sulmona, 1107 in der Provence,
1112 zu Boseley, 1727 in Nordamerica, 1737 in