
 
        
         
		Ob  dieser  Ausbruch  derjenige  ist,  an  welchen  sich  die  
 Erzählung  von  der  Kindestreue  der  Catanischen  Brüder  
 Amphinomus  und  Anapis  knüpft,  die  ihre Eltern  aus der  
 verheerten  Stadt  trugen,  und  die der Lavastrom,  sich um  
 sie  her  in  zwei  Arme  theilend,  unversehrt  mit  ihrer  geliebten  
 Beute  entkommen  liefs  —  bleibt  ungewifs  *). 
 425.  —  Im sechsten Jahre  des Peloponnesischen S ie ges. 
   —  Bei anhaltenden Erdbeben in der  Gegend von Oro-  
 bia  in  E uboea  trat  das Meer mit steigender Fluth über,  
 verschlang  einen Theil des Landes,  so  dafs da,  wo  vorher  
 Land war, jetzt Meer ist.  Bei der Insel A t a 1 a n t e ,  den Lo-  
 krern  gegenüber,  wurde  ein  Stück  von  dem  dasigen Fort  
 der Athenienser abgerissen.  Das Zurückziehen und schnelle  
 Wiederherfluthen des Meeres wird dabei bemerkt, und durch  
 die  Erdstöfse  zu  erklären  versucht  1 2).  Diodor 3)  erzählt  
 den  Vorfall  wie  folgt:  „Das  Erdbeben  war  in  vielen  Gegenden  
 Griechenlands  so  heftig,  dafs  verschiedene  Seestädte  
 durch  Ueberschwemmung  des  Meeres  zu  Grunde  
 gerichtet  wurden;  und  dafs  bei  L okris  auf  der Halbinsel  
 die  Landenge  durchgerissen  wurde,  und  so  die  Insel  
 A talan te  entstand.“  Diese Nachricht ist  von  vielen spätem  
 Schriftstellern  nacherzählt  worden  4). 
 424.  Im Frühlinge, und da kurz vorher  eine  Sonnen-  
 finsternifs gewesen war, ein Erdbeben im P e 1 o p o n n e s 5). 
 1)  Ueber diese Geschichte  s.  Cornelius Severus od.  Lucilius Aetna  
 V.  621 — 642. —  Valer.  Maxim. L. V.  C. 4. ext. 4. — Martia-  
 lis 7, 23. —  Seneca de Benefic.  L. III. C.  37 u. 6, 36. —  Claudianus  
 V. 41.—  Salmasius ad Solinum p. 78  b.  E.  C.  5.—  Clu-  
 ver Sicil.  antiqua C.  9.  p.  120. 
 2)  Thukydides L.  III.  C. 89. 
 3)  L. XII. C. 59. 
 4)  Seneca Natural. Quaest. 6, 24.—  Strabo L. I. p.  69Casaub. —  
 Orosius L.II. C.18.—Boeckh Corp. inscript. graec. T.II. p.335.—  
 Humboldt krit. Untersuchungen über die Neue Welt. 
 5)  Thukydides L. IV.  C. 52. 
 Dafs  auch  in  Rom  um  dieselbe  Zeit  ein  Erdbeben  
 gewesen  seyn  soll,  erzählen  Bernhertz  und  Ragor  ï)  in  
 ihren Verzeichnissen,  sich auf Thukydides beziehend.  Dieser  
 aber  sagt  davon  Nichts.  •  Auch Livius  gedenkt  dieses  
 Erdbebens  in  Rom  nicht  2). 
 395.  —  357  U.  C.  Trib.  Mil.  L.  Valer.  Potitus,  M.  
 Valer.  Maximus,  M.  Furius  Camillus,  L. Fur.  Medul-  
 linus,  Qu.  Servit.  Fidenas,  Qu.  Sulpic.  Camerinus.  —  
 Plötzliches  Steigen  des  A lbaner  S e e ’s  ohne  vorhergegangenen  
 Regen.  Dieses  Ereignifs  machte so grofses Aufsehen, 
   und  wurde  als  ein  so  bedenkliches  Wunder  oder  
 Vorzeichen  angesehen,  dafs  man  von Rom  aus  das  Delphische  
 Orakel  darüber  befragen  liefs.  Die  Antwort  desselben  
 lautete:  dafs  dié  Römer  V e ji,  welche  Stadt  sie  
 eben  belagerten,  nicht  eher  einnehmen  würden,  bis  sie  
 den See seines Wassers  beraubten,  welches  sie  aber  nicht  
 in das Meer,  sondern  auf  ihre Felder leiten müfsten.  Eine  
 gleiche  Deutung  hatte  auch  ein  Vejischer Wahrsager  dem  
 Ereignisse  gegeben  3).  Dieses  mufs  von  so  aufserordent-  
 licher  Art  gewesen  seyn,  dafs  man  wohl  annehmen  kann,  
 es  möge  durch  eine  unterirdische  Bewegung  unter  dem  
 alten  Vulcan - Krater  (denn  ein  solcher  ist  der  A lb an er  
 See)  hervorgebracht  worden  seyn4). 
 392.  —  Olymp.  96.  —  In  dieses  Jahr  setzt  Ferrara 
 1)  Bernhertz a.  a. O. S.  40. — Ragor  a. a. O..S.  38. 
 2)  Die Collection  académique  a.  a.  O.  S. 490 u. 491  führt  zwei  
 Erdbeben an :  im J.  420 zu A then und  im J.  3 9 8 oder 3 9 7  
 in E lis.  Aus welchen Quellen der Sammler dièse Nachrichten  
 geschöpft  hat,  darüber  habe  ich  keine  Nachweisung  finden  
 können. 
 3)  Livius L. V. C. 15  u.  16. 
 4)  Die Collect,  acad.  setzt  in  d.  J.  382  ein Erdbeben,  welches  
 auf der Strafse voh L ak ed aem on   nach O ly n th  in T h ra -  
 c ie n  erfolgt seyn soll, ohne  Angabe  der richt. Quelle  dieser  Nach