und des Vesuv habe ich an einem anderen Orte eine Zusammenstellung
gegeben 1).
Um noch Beispiele aus der neuesten Zeit Beizubringen,
gedenken wir der bedeutenden Zahl von Erdbeben, die
sich im Erschütterungs-Kreise des M itte llä n d isc h e n
M eeres in den Jahren 1825 und 1826 ereigneten, welche
ebenfalls in den Zeitraum einer mehrjährigen Ruhe der
beiden grofsen Vulcane dieses Kreises fallen2). Diese
Wahrnehmung bestätigte sich auch in den zunächst folgenden
Jahren. Bis in das Jahr 1832 zeigte keiner dieser
beiden Vulcane andre Bewegungen, als dann und wann ein
schwaches Ausstofsen aus seinem Krater. Aber es erfolgten
die heftigsten Erdbeben im J. 1827 im N eap o litanischen
wiederholt, auf Sicilien, in Klein-Asia, Lissabon,
in der Moldau, in den Alpen. Im J. 1828 in
vielen derselben Gegenden ein äufserst heftiges Erdbeben
auf Isc h ia , in C alab rien , zu Sm yrna, am C aspi-
sch en M eere, in V alen cia, Genua u. s. w. Im J.
1829 erfolgten die heftigsten Erdbeben in M urcia, während
mehrerer Monate, zu A ncona, in M acédonien,
C o n stan tin o p el, U ngarn, C fem ona, S ie b e n b ü rgen,
M oldau und S ü d -R u fs la n d , 1830 an einigen
Orten Ita lie n s und besonders in den A lpen und Karpathen,
1831 in N eapel, C alabrien, P iem o n t, auf
Samos, zu A leppo, und endlich im Julius erfolgte der
Ausbruch im Meere südlich von S icilien, der die nachher
wieder zerstörte Insel F e rd in a n d e a hervorhob;
erst im September gerieth der Vesuv in Bewegung und*
im December in wirklichen Ausbruch. Von dieser Zeit an,
und nachdem im J. 1832 auch der A etna einen grofsen
1) Geschichte der Veränderungen der Erdoberfläche,S. 408. Th. III!
2) Poggendorff's Annal, d. Phys. Bd. XVIII. (94). S. 55.
Ausbruch gemacht hatte, sind Erdbeben in dem Erschütterungs
Kreise des Mittelländischen Meeres ein Paar Jahre
hindurch sehr selten erfolgt.
Auch aus den Americanischen Erschütterungs - Linien
würde man gewifs nicht wenig ähnliche Beispiele erhalten,
wenn die Wahrnehmungen der Erscheinungen in den dortigen
Gegenden nicht erst in der neuesten Zeit in einigem
Zusammenhänge zu unserer Kenntnifs gelangten. Aber einer
der ausgezeichnetsten Vorfälle dieser Art mag schon genügen,
dieses zu beweisen: der Ausbruch des Vulcans auf
der Westindischen Insel S* V incent am 21. April 1812,
mit welchem sogleich die seit dem December des vorhergegangenen
Jahres bis dahin immer wiederholt zu Carac-
cas in Südamerica erfolgten Erdstöfse aufhörten 1). Ca-
raccas ist von jener Insel dreifsig bis vierzig geographische
Meilen entfernt, und das Caräibisclie Meer erfüllt das tiefe
Becken zwischen beiden Puncten.
Die hier als Beweis für die zwischen vulcanischen
Ausbrüchen und Erdbeben bestehende Beziehung angeführte
Wahrnehmung gilt auch von den Erdbeben allein.
Auch bei diesen hat sich, tmd zwar nicht selten, ein Zusammenhang
zwischen zwei sehr weit von einander entfernten
Puncten der Erdoberfläche kund gegeben. Oft sind
zwei so gelegene Puncte gleichzeitig bis auf die Minute
und selbst auf die Weise erschüttert worden, dafs man auf
zwischen ihnen und in derselben Linie liegenden Puncten
nicht das Mindeste von der Bewegung bemerkt hat. Beispiele
davon sind in der Chronik mehrere zu finden.
Diese Thatsache, so wie die vorhergehende, beweisen,
aurser der genauen Beziehung aller dieser Erscheinungen,
sowohl ihrer Natur nach, als in ihrem örtlichen Wirken,
1) A. v. Humboldt Voyage aux terres équinox. du nouveau Con
tinent. Relat. histor. T. II. S. 4.