den, und durch die Philosophical Transactions gehegt und
angefeuert wurde. Auch in T e u tsc h la n d , bei den vielen
Hauptstädten verschiedenen Maasstabes, war schon
ein mehr verbreiteter Sinn für solche Wahrnehmungen
vorhanden; weniger in F ra n k re ic h , wo das Interesse
der Provinzen auch in geistiger Hinsicht in dem der Hauptstadt
gleichsam unterging; und am allerwenigsten in dem
finstern Spanien. Dort sind die Erschütterungen vom
1. November gewifs noch an vielen Orten empfunden worden,
von denen es an Nachrichten darüber fehlt. Ueber-
haupt ist zu beklagen, dafs selbst die aus P o rtu g a l,
Spanien und mehreren anderen Ländern davon zusara-
mengebrachten zum kleinsten Theile nur mit wissenschaftlichem
Sinne abgefafst lind gehörig verbürgt sind;
besonders da gerade dieses Erdbeben als eine so ausgezeichnete
Erscheinung dasteht, von welcher, wenigstens
in E u ro p a , sich während mehrerer Jahrhunderte eine
ähnliche nicht gezeigt hat. Bei manchen grofsen Erdbeben
im östlichen A sia, C hina und in S üdam erica und
N eu sp an ien , mögen vielleicht die Wirkungen eben so
grofs und verbreitet gewesen seyn; aber von diesen mangeln
uns freilich die genaueren Nachrichten gänzlich.
Man darf wohl annehmen, dafs die in sehr weit von
dem Schauplätze des stärksten Ausbruchs dieses Erdbebens
gelegenen Gegenden wahrgenommenen und mit demselben
in Verbindung gebrachten Erscheinungen verschiedener
Art, auch die eigentlichen Bebungen der festen Erdoberfläche,
nicht blofs die mechanisch erfolgte Fortpflanzung
des Stofses durch die Felslager waren. Dazu sind
theils die Entfernungen der verschiedenen davon getroffenen
Puncte von einander zu grofs; theils ist die Beschaffenheit
der Erdrinde zwischen ihnen in Stoff und Bau Zu
verschiedenartig; theils liefse sich, wenn man alle diese
Erscheinungen nur einem solchen mechanischen Fortpflanzen
des ersten Stofses zuschreiben wollte, nicht wohl begreifen,
wie eine Bewegung des festen Bodens zwar an
zwei weit von einander entfernt gelegenen Puncten, aber
in der dazwischen liegenden Gegend gar nicht empfunden
worden seyn sollte. Dieses aber ist nicht nur bei dem
Erdbeben vom 1. November 1755, sondern schon bei sehr
vielen anderen weit verbreiteten bemerkt worden. Es
würde auch z. B. unbegreiflich seyn, wie ein mechanisch
fortgepflanzter Erdstofs, der fähig war, das ruhig in einem
kleinen Teiche stehende Wasser zu heftigem Fluthen und
Ebben zu bringen, nicht auch von den dicht neben diesem
•i Teiche auf festem Boden stehenden Personen sollte empfunden,
und folglich diesem festen Boden die Erschütterung
gar nicht mitgetheilt worden seyn. Was hätte aber
in diesem Falle das Wasser bewegen können?
Die Erscheinungen, die sich bei dem Erdbeben an
stehenden Landgewässern und an Quellen gezeigt haben,
sind in dieser Hinsicht sehr beachtenswerth; und sie sind
es vornehmlich, die beweisen, dafs bei Erdbeben aufser
den Wirkungen, die ein blofs mechanischer Stofs auch
wohl auf eine gewisse Entfernung äufsern kann, noch andere
thätig eingreifen, die man nicht zu den mechanischen
rechnen kann, und dafs diese nicht blofs den ersten oder
mehrere Stöfse an einem Puncte hervorbringen, sondern
noch weiter hin, und länger fort zu wirken vermögen.
Das Ausbleiben, oder stärker Auswerfen, die Trübung und
Färbung des Wassers von Quellen, die mehrere hundert
Meilen von dem stärksten Ausbruchs - Puncte des Erdbebens
entfernt liegen, konnte durchaus nicht die Folge
eines blofs mechanisch fortgepflanzten Stofses seyn. Hierzu
müssen andere Ursachen gewirkt haben, Ursachen chemischer
Natur. Nur chemische Zersetzungen (die magnetischen
und elektrischen Wirkungen begreife ich hierunter),
Wirkungen der auf unterirdischen Klüften erzeugten, ent