dabei: dafs, zufolge der Sage der Eingeborenen, dreizehn
Städte, deren Haupt Sodom gewesen, von dem Unfälle
betroffen worden seyen. Auch Tacitus *) gedenkt des Untergangs
dieser Städte. Josephus a) erwähnt des verbrannten
Ansehens, welches die Gegend dort zeige. Abulfeda 3)
bemerkt: dafs das Land der Lothiten am Ufer des Me-
phitischen Sees al Ardli al M akiubah (das umgewendete
Land) genannt werde, dafs es weder Felder noch
Wiesen noch Kräuter enthalte; dafs sein Boden schwarz
und mit Steinen bedeckt sey, an denen man noch ein gewisses
Zeichen wahrnehme davon, dafs sie zu denen gehörten
, von welchen die Lothiten getroffen worden seyen.
Auch die Erzählung von der Verwandlung der auf
der Flucht zurück gebliebenen Gattin Loth's in eine Salzsäule
wird durch den vulcanischen Ausbruch erklärt. Wurde
diese Frau vom Aschenregen überfallen und getödtet, vielleicht
so von Asche umhüllt, dafs ihre Leiche in aufrechter
Stellung gefunden wurde; so kann sie nach Verlauf
einiger Tage mit den auf vulcanische Auswürflinge sich
krystallinisch niederschlagenden Salzen so incrustirt worden
seyn, dafs man sie einer Salzsäule vergleichen konnte.
Ein Umstand, der die Begebenheit vpn Sodom der
merkwürdigsten Art von Erdbeben zugesellt, ist der, dafs
allem Vermuthen nach eine Erhebung des Landes damit
verbunden gewesen ist, die grofse Folgen gehabt hat. Man
hat nämlich Grund anzunehmen, dafs vor diesem Ereignisse
der T o d te See entweder noch gar nicht vorhanden
war, oder dafs er kleiner war als jetzt, und dafs wenigstens
der südliche Theil desselben aus einem Thale bestand,
das der Jo rd an durchströmte, und aus welchem
1) Histor. L. V. C. 6 u. 7.
2) Antiqu. L. I. C. 9 u. 12. — de bcllo L. IV. C. 8.
3) Reiske Prodidagm. in Menset Bibi, histor. T. I, P. 1. p, 141.
dieser Flufs seinen weitern Lauf bis zu seiner ehemaligen
Mündung in den A ilan itisch en Busen des R o th en
M eeres fortsetzte; dafs die bei Sodom erfolgte Erhebung
des Bodens das alte Jordanthal schlofs, dem Strome
den Abflufs nicht länger gestattete, und dafs aus diesem
Thale wenigstens der südliche Theil des Todten See’s sich
bildete.
Die Gründe dafür sind folgende. Man hat in neuerer
Zeit entdeckt, dafs von der Nordspitze des Ailanitischen
Busens, und ungefähr in gleicher verlängerter Richtung
desselben gegen NgO., sich eine Vertiefung des Arabischen
Landes, einem Flufsthale ähnlich, hinaufzieht bis an die
Gegend der zerstörten Städte. Die Araber nennen dieses
Thal Al G haur. An seinem nördlichen Ende findet sich
eine zwar nicht sehr bedeutende, aber doch den Ausflufs
des Wassers vom Todten See her in dieses Thal hindernde
Erhöhung des Bodens. Mehrere Reisende unserer Zeit
haben diesen alten Stromlauf gesehen und beschrieben1).
Ferner beschreibt Moses selbst den südlichen Theil des
Todten Sees als ein ehemaliges Thal — S iddim — nicht
nur ohne eines See’s in demselben zu erwähnen, sondern
vielmehr ausdrücklich der Umwandlung des Grundes in einen
See gedenkend; und ^war schildert er dasselbe in diesem
Zustande für einen Zeitpunct, der kurz vor der Zerstörung
der Städte fällt; bei der Zusammenkunft der gegen Ke-
dor Laomor verbündeten Könige von Sodom u. s. w. 1 2 3) ,
da er sagt: „diese kamen Alle zusammen in das Thal Siddim,
da nun das Salzmeer ist.“ Diese Zusammenkunft
erfolgte nach Äbrahanis Reise nach Aegypten, welche er
1) Léon de Laborde et Linant Voyage dans l’Arabie pétrée.
Paris 1830. fol. — K. Ritter Erdkunde T. II. S. 217 f.
2) Genesis 14, 3. ,,Omnes hi convenerunt in vallem sylvestrem:
quae nunc est mare salis.“ (Vulgata.)