gehen, dafs die Kette der And es längs dem grofsen
Ocean und demselben nahe hinstreicht, die grofsen Gebirge
A s i a ’ s und E u r o p a ’ s aber den innern Kern gro-
fser Festländer bilden, was besonders für A sia gilt.
Diese Ketten haben die ganze Gestalt dieses Landes bestimmt.
Daher ist vielleicht der Mangel an vulcanischen
Oeffnungen der Grund zu Erhebung einer so grofsen Masse
Landes geworden.
Sind nun die vulcanischen Oeffnungen die Ableitungs-
Canäle für die gewaltigen Wirkungen des unterirdischen
Vulcan-Processes, so ist wohl denkbar, dafs in Gegenden,
wo diese Ableitungs-Canäle, und besonders da wo sie in
Menge vorhanden sind, die Wirkung der innern Kraft nie
die Stärke erlangen kann, gröfsere Landstriche zu erheben,
und dafs dort der Meeresboden in seiner Tiefe liegen
bleibt, während in Gegenden, wo die Ausgangs-Canäle für
die durch den unterirdischen Procefs bereiteten Dämpfe
mangelten, die concentrirte Kraft ganze Länder zu erheben
vermochte. Daher vielleicht die Nähe des Meeres an
den meisten thätigen Vulcanen, deren bei weitem überwiegende
Mehrzahl sich an Küsten und auf Inseln befindet.
Die Behauptung, dafs unsere thätigen Vulcane nur die
Ableitungs-Canäle für jene Wirkungen sind, gleichsam die
Essen auf dem ungeheueren vulcanischen Herde der Tiefe,
nicht auf einzelnen hie und da bestehenden Vulcanherden,
ist neuerlich sehr bestimmt von den angesehensten Geologen
und Beobachtern der vulcanischen Erscheinungen ausgesprochen
worden. Sie ist so in die Augen fallend und
naturgemein, dafs sie auch schon von den Naturforschern
der alten Zeit angenommen worden zu seyn scheint,
welche die Ursachen der Erdbeben und vulcanischen Erscheinungen
schon in demjenigen suchten,, was wir Gas
und Dampf nennen, und was die Griechen mit itvEvpu x),
X) Aristoteles Meteorol. L. II. C. 8. — Plinius H. N.L.II. C. 80., 82.
die Römer mit S p iritu s bezeichneten. Plinius erkennt
in diesen Stoffen die Kraft, welche sowohl die Erhebung
durch Erdbeben als die Vulcan-Ausbrüche bewirkt, wenn
er bei Gelegenheit der Erzählung von neu erhobenen Inseln
sagt: Eadern nascentium causa terrarum est, cum idem
ille Spiritus, attollendo potens solo, non valuit erum-
pere i).. Aber auch unter dem Volke war, und ist noch in
mehreren den Erdbeben sehr unterworfenen Gegenden,
die Meinung angenommen, dafs überhaupt Oeffnungen in
der Erde, auch künstlich angelegte, solche Ableitung der
unterirdischen Dämpfe bewirken könnten, dafs sie einen
Schutz wenigstens gegen die schlimmsten Wirkungen dieser
Phänomene gewährten.
Brunnen, Höhlen, Schächte der Bergwerke hielten die
Alten für solche Schutzmittel 1 2), und diese Meinung hat
sich bis in jüngere Zeiten herab erhalten. Die ersten Römer
sollen unter dem Capitolium Brunnen angelegt haben,
um dasselbe gegen die zerstörenden Wirkungen der Erdbeben
zu schützen; und wirklich' soll gerade dieser Iheil
des so oft erschütterten Rom nie von den Erschütterungen
viel gelitten haben.' Zu U dine in F ria u l sollen
vier sehr tiefe und alte Brunnen seyn, welche, einer dort
gangbaren Tradition zufolge, in einer Zeit, da dort die
Erdbeben viele Zerstörung angerichtet hatten, ebenfalls
als Schutzmittel gegen künftige gegraben wurden. Der
Erfolg davon soll erwünscht gewesen seyn. Vivemio 3),
1) Hist. nat. L.II. C.85. (87.)
2) Plinius, H. N. L.II. C. 84. (89.)
3) Giov. Vivenzio Istoria e Teoria de’ tremuoti ed in partico-
lare di quelli della Calabria e di ‘Messina di 1783. Napoli
1783. 4. ra. K. S. CXLVII. u. in d. neuen vermehrten 1788
in. d. Titel: Istoria de’ tremuoti avvenuti nella Provinzia della
Calabria ulteriore e nella Citta di Messina nell’ anno 1783
etc. etc. 4. in 2 Theilen Vol. I. p. 75. — Für die Thatsa-
che von Udine citirt er: Toaldo Saggio meteorologico. Pa-
dova 1770. P. III. Art. 6. p. 136.