Hier linden wir also zwölf Fälle, in denen bei Erdbeben
das Barometer nicht gefallen ist, gegen neun, in
denen es gefallen ist. Die Zahl dieser Beispiele ist zwar
überhaupt gering gegen die der in dem Zeiträume, aus
welchem sie genommen sind, erfolgten Erdbeben; aber
sie sind die Einzigen, die wir in diesem Zeiträume gefunden
haben, da bei den Nachrichten von den zahlreichen
übrigen des gleichzeitigen, vorausgehenden oder nachfolgenden
Barometerstandes nicht gedacht ist. Sie stehen also
sehr vereinzelt da, und möchten in dieser Hinsicht wohl
gar Nichts beweisen, oder wenigstens nur bestätigen, dafs,
wie schon erwähnt, noch kein zureichender Grund vorhanden
ist, eine Regel im Verhalten des Barometerstandes
bei Erdbeben anzunehmen. Dasselbe beweist auch eine
sehr lehrreiche Zusammenstellung von den Barometerständen
bei sieben und fünfzig Erdbeben, die in den Jahren
von 1792 bis 1831 in Palermo beobachtet worden sind,
welche der von uns schon einmal rühmlichst erwähnte
Friedrich Hoffmann geliefert hat 1).
Der T herm om etrische Z ustand d er L uft.
Auch darüber, ob Veränderungen in dem Grade
der Wärme der Atmosphäre in wesentlicher, oder auch
in naher Verbindung mit Erdbeben und Vulcan-Ausbrüchen
stehen, haben die Wahrnehmungen noch auf keine Regel
geführt. Man hat zwar einige Male bemerkt, dafs einem
Erdbeben grofse Hitze vorausgegangen ist; aber man hat
auch eben so viele Beispiele davon, dafs selbst sehr heftige
Erdbeben bei allen Graden der Luftwärme und in allen
Jahreszeiten erfolgt sind; so dafs man eine den Erdbeben
vorausgehende Hitze durchaus nicht als ein regel-
mafsig erfolgendes Phänomen betrachten kann; was ebenX)
Poggendorff's Annalen der Physik S. 49 — 64. u. Chemie. Bd. XXIV. (100)
falls in der schon angeführten Schrift des Herrn Kries
deutlich erwiesen ist.
Eher möchten wir indessen zugeben , dafs Veränderungen
in der Luftwärme eine Folge der Erdbeben seyn
können ; denn es sind in der That Beispiele vorhanden,
dafs nach grofsen, weitverbreiteten Erdbeben sich solche
Veränderungen in dem Zustande der Atmosphäre, und
besonders in dem Wärmegrade derselben gezeigt haben,
welche man — da wenigstens andere Ursachen davon nicht
Wahrgenommen waren — vielleicht den Kräften zuschreiben
darf, die das Erdbeben hervorbrachte.
Ueberhaupt ist wahrscheinlicher, dafs die Erdbeben
und Vulcan-Ausbrüche, und überhaupt der vulcanische
Procefs in der Erde auf die Atmosphäre einwirken können,
als umgekehrt die in der Atmosphäre vorgehenden
Erscheinungen auf diesen, dem Erdball eigenthümlichen
und so überaus kräftigen Procefs. In allen zwischen dein
Erdball und seiner Atmosphäre bestehenden Verhältnissen
möchte doch wohl der erstere als der Hauptkörper (Prin-
cipale) und die Atmosphäre nur als ein Anhang (Acces-
sorium ) zu betrachten seyn. Sie ist das Kind der Erde
und wird von ihr genährt. Ihre Einflüsse auf dieselbe
streifen nur die Oberfläche des Erdballs, aber Einwirkungen
des letztem scheinen den ganzen Zustand der Atmosphäre
mit Ausnahme desjenigen Einflusses zu bedingen
, welchen Sonne und Mond auf die letztere hervorbringen,
der aber in Beziehung auf den Erdkörper selbst, wenigstens
was alles Meteorische betrifft, nur ein oberflächlicher
ist. Von den grofsen kosmischen Wirkungen, der
Attraction u. s. w. reden wir natürlicherweise hier nicht.
Wenn einige, auch nur wenige auffallende Erscheinungen
sich ein, oder vollends etliche Male zugleich zeigen,
oder kurz nach einander folgen; so ist die Welt nur
zu geneigt, eine Beziehung oder wohl gar eine ursächliche
Verbindung unter ihnen zu suchen, und darüber die hau