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 ihrer  Electricität  gegen  eine  nicht  electrisclie  Wolke  entlade. 
   Diese  Hypothese  ruhete  auf  schwachen  Stützen,  
 da  sogar  die  Thatsachen,  welche  sie  zu  begründen  vermocht  
 hätten,  gar  nicht,  oder  nur  sehr selten nachzuweisen  
 waren.  Sie  hat daher wenige Anhänger behalten,  und  
 ist  bei  den genaueren Beobachtungen ,  die man später über  
 Vulcan - Ausbrüche und Erdbeben  gemacht  hat,  ganz aufgegeben  
 worden. 
 Wenn  aber  gleich  nicht  angenommen  werden  kann,  
 dafs  die  Electricität  die  Erdbeben  hervorbringe,  so  ist es  
 doch Thatsaclie,  dafs  bei  diesen  oft,  und  bei den Vulcan-  
 Ausbrüchen  immer,  electrische  Erscheinungen  beobachtet  
 werden;  doch  solche,  die  man  als  Wirkungen,  nicht  als  
 Ursachen  der  ersteren  zu  betrachten  hat. 
 Die  Naturlehre  in  ihrem jetzigen  Stande  erkennt  die  
 Wirkungen  der  Electricität  und  des  Magnetismus  nur  als  
 verschiedene Aeufserungen Einer und derselben Kraft.  Besteht  
 daher  irgend  eine Beziehung zwischen Erdbeben und  
 der erstem,  so  wird eine solche sich auch auf den letztem  
 zu  erkennen geben.  Dieses ist auch in der That  der Fall. 
 In  vielen Fällen,  da  man Gelegenheit gehabt  hat,  die  
 Magnetnadel  bei  Erdbeben  zu  beobachten,  hat  man  eine  
 Störung  ihres  Ganges  wahrgenommen.  Die  gewöhnlichen  
 und  periodischen Abweichungs-Schwingungen  sind  schneller, 
   oder  in  anderer  Richtung  erfolgt,  oder  auch  wohl  
 gehemmt  worden.  Der  Beobachtung  der Magnetnadel  ist  
 überhaupt  erst  in  neuester  Zeit  eine  gröfsere  und  regel-  
 mäfsige  Sorge  gewidmet  worden;  daher  auch  gute  Beobachtungen  
 derselben,  gleichzeitig mit Erdbeben angestellt,  
 noch selten sind.  Das  Plötzliche  und Unerwartete im Phänomen  
 des  Erdbebens  macht  es  freilich  schwer,  genaue  
 Beobachtungen  von den Orten selbst zu erhalten,  an denen  
 sich  das  Erdbeben  ereignet,  wenn  auch  daselbst  die  Anstalten  
 zu  solchen  Beobachtungen  vorhanden  seyn  sollten, 
 was  von  den  wenigsten  Orten  zu  erwarten  ist.  Beobachtungen  
 der  Magnetnadel  aber,  die  am Orte des Erdbebens  
 angestellt  werden,  müssen  mit  um  so  gröfserer  Sorgfalt  
 und mit um  so vollkommenerm und zuverlässigem Apparate  
 angestellt werden, je mehr  die Erschütterung  selbst,  nach  
 Maasgabe  ihrer  Stärke,  die  Nadel  auf  eine  mechanische  
 Weise  in  Bewegung  setzen  kann,  an  welcher  der Magnetismus  
 völlig  unschuldig  ist. 
 Desto merkwürdiger aber sind die Störungen im Gange  
 der  Abweichungs -  und  Neigungs-Nadeln  bei  Erdbeben,  
 die  sich  in  beträchtlicher  Entfernung  von  dem  Beobachtungsorte  
 der  Nadel ereignen,  und  an  diesem  selbst nicht  
 empfunden  werden,  wie  z.  B.  zu  P a ris  am  19.  Februar  
 und  31.  Mai  1822  gleichzeitig  mit  einem  dort  nicht  empfundenen  
 Erdbeben,  das  Savoyen  traf und  einige  der  
 südlichsten  Gegenden  von  F ran k reich . 
 Wenn  diese  Wahrnehmung  sich  durch  weitere  gute  
 Beobachtungen  bestätigt,  so  wird  eine  Verbindung  zwischen  
 dem Erdvulcanismus  und dem Erdmagnetismus nicht  
 zu  läugnen  seyn. 
 Ja,  neuere  sehr  vorzügliche  Versuche  über  den  Magnetismus  
 überhaupt  leiten  auf die Ansicht  einer  sehr genauen  
 Verbindung  dieser  beiden  wichtigen  Verhältnisse.  
 Seebeclc hat  durch  die  seinigen 1)  gezeigt,  dafs zwei verschiedene  
 Metalle,  oder  auch Eines  allein,  an  den Berüh-  
 rungs-Puncten  ihrer  einander  ganz  genäherten  oder  auch  
 aneinander  geschmeltzten  Enden,  wenn  ihnen  an  diesen  
 Puncten  eine veränderte Temperatur beigebracht wird  (sie  
 erhitzt  oder  erkältet  werden),  zu ihren beiden Seiten entgegengesetzt  
 magnetische  Pole  bilden;  ferner,  dafs  eine  
 Metallkugel,  ebenfalls  aus  einem  oder  aus  mehreren Metallen  
 zusammengesetzt,  und  an  verschiedenen  Puncten 1 
 1)  Poggendorff's Annalen der Physik u. Chemie. B. VI (83). S. 280.  
 Bd.  IV.  Ekdbeb.  u.  Vulc.  J-J