war nicht verlegen, ihm die Lüge aufzuheften, dass wir uns
verirrt haben, und darum gehe er ihn an, dass er ihm Anleitung
gebe, um auf den gehörigen Weg zu kommen. Meine
Absicht lief dahin, die Strecke zwischen Abu Ghösch oder
Saris und Lätrün kennen zu lernen, und. man verlangte deshalb
Auskunft. Es wurde mitgetheilt, dass in dieser Strecke
die Nord-Südpfade mangeln, und dass nichts anders zu thun
sei, als nach Abu Ghösch hinaufzuschwenken. Ich wollte jedoch
eine Route improvisiren, wodurch es östlich zur Seite
gelassen würde. Schon gestern fehlte meinen Leuten die Lust
anzubeissen, nämlich einen ändern Weg zu wählen als den geraden
Rückweg über Abu Ghösch. Ich erklärte ihnen rund,
dass, wenn sie sich nicht für die Tour nach Kaianneh ent-
schliessen würden, ich nach Bet Naküba, von da in den
Wadi Ghuräb, nach Kessla, in den Wadi es-Sarär und weiter
hinab reisen würde. Diese Route sagte den Leuten, denen
ich das etwas bedenkliche Wesen nicht verüble, noch minder
zu; denn es kam, nach den Berichten, ihnen immer
schier vor, ich wolle durch, wo kein Loch sei. Wolan, ohne
einen ordentlichen Aufenthalt in Katanneh stiegen wir hinan
die Südwand des Thaies Mansür zuerst SW., dann S. 8 U.
30 Min. erblickte ich Jäfa, Ramleh und Lidd. 8 U. 35 Min.
gewannen wir die Höhe des Hanges. 8 U. 38 Min. standen
wir neben einem Thale, das Ost-West der Niederung zuzieht.
Der Weg war bis hieher, wie auch bis in die Entfernung
etwa einer halben Stunde von Abu Ghösch, sehr schlecht,
von mir selbst theilweise nur auf Gerathewol gewählt; ich
wollte ja um keinen Preis auf dem gleichen Pfade nach Abu
Ghösch zurückkehren. Ich sehe nun, dass meine so beschwerliche
Route wenig Ausbeute gewährt zwischen Abu Ghösch
und Lätrün; mithin gerade in der Gegend des Pilgerweges
ist das Land durch keine Quer- oder Nord-Südthäler zerschnitten
und folglich in dieser Richtung am wenigsten
leicht zugänglich, weswegen eben eine direkte oder gerad-
linichte Verbindung zwischen Nord (Katanneh) und Süd
(Saris), man könnte behaupten, nicht besteht oder doch
schwer erzwungen wird. Ich füge noch bei, dass die fragliehen
von Ost nach West abfallenden Thäler in der Regel
durch Fruchtbarkeit sich nicht empfehlen. Da herum konnte
ich also, trotz meiner Freizügigkeit als Fussgänger, nichts
Neues ans Licht ziehen, und ich war daher wider Lieb nach
der Hand genöthigt, E d u a r d Ro b i n s o n auf seinem Marsche
zu folgen. 8 U. 45 Min. erreichten wir den Weg von
Bet Nüba nach Abu Ghösch, und 8 U. 48 Min. waren wir,
immer in südlicher Richtung, auf der Gegenhöhe mit der
Aussicht nach Säris und Bet Mahsir oder dessen länglichtem
Hügelkopfe östlich daneben. Einmal verabsäumten Dolmetscher
und Führer, mir im sehr unebenen Thale zu
folgen, indem sie, das Leichtere dem Schwerem vorziehend,
es au umgehen vorhatten. Da flog unversehens ein
Stein daher und fiel in meiner Nähe nieder. Ich sah den
Thäter, einen Araber, und als ich sogleich meine Leute rief,
that er äusserst zahm und freundlich, und wies mit Geberden
und Worten dem vermeintlich Irrigen den Weg. Es
war nicht anders, als wenn der Araber hätte aus dem
Boden herausschlüpfen können; mein Rufen aber bewog
ihn, ebenso schnell wieder meinen Augen sich zu entziehen.
Vielleicht meinte der Kerl es nicht so ernstlich. Indessen
thut man immer wol, wenn man in einsamen Gegenden sich
nicht trennt, sondern zusammenhält. Der arme Ahmed mit,
seinen schlechten, durchlöcherten Schuhen und' seinen etwas
wunden Füssen suchte natürlich dornen- oder gesträuchfreie
und weniger holperige oder unebene Stellen aus. 8 U. 52
Min. kamen wir zu einem Ölbaumhain, durch den wir gegen
Ost hinanstiegen. 9 U. 17 Min. lag SO. in einer etwa viertelstündigen
Entfernung Abu Ghösch vor den Blicken, ich
muss sagen, vor meinen wehmüthigen Blicken, und wir ver-
liessen den Weg dahin, um uns südwärts oder südwestwärts
zu wenden. Bald erfreute ich mich des Anblickes von Säris
und Kessla ¿JLvJjt52. 9 U. 34 Min. geriethen wir in den
Jerusalem-Ramleher-Weg. Wir b,egegneten auf diesem einer
jüdischen Reisegesellschaft. Ein paar Jüdinnen machten sich
durch ihre Schönheit bemerklich, und man las auf den Gesiebtem
so recht in grossen, deutlichen Schriftzügen ihre
Tobler, Palästina. 12