Pater P a o l o An to n io d a Mo r e t t a 847 , der Garten von
seinen Besitzern, den Franziskanern, mit einer Mauer umfangen,
welche nur auf der Ostseite durch eine Thüre den
Zugang gestattet. In der Nordostecke steht ein kleines
Häuschen, bei eintretendem Regen als Obdach für den bei
Tage hier weilenden Religionsmann (religiosus) und Gärtner
in ei ner Person. Ich könnte nicht behaupten, dass die
Stätte, auf der ich diesmal wie früher acht Ölbäume zählte,
durch den Mauerumfang gewonnen hätte 84 8. Wie die Bäume,
werden gleichfalls Blick und Gedanken eingesperrt. Das
Hineinpflanzen von ein paar Zypressen im Südwestwinkel der
Gartenmauer stört au ch . mehr oder minder den ursprünglichen
Karakter eines Olivenhains; aber lieblicher ist es und
kulturfreundlicher in dem auch wolriechender Gewächse nicht
ermangelnden Garten unter der sorgfältigen Hand des leutseligen
Franziskaners. Das Kloster war bei der Wahl eines
Hüters von Gethsemane besonders klug und glücklich.
Nach der Ansicht der Griechen soll Gethsemane weiter
gegen Mitternacht liegen, und 'Wirklich schlossen sie in dieser
Meinung auch eine Stelle ein 849. Wahrscheinlich werden
auch die Armenier nachfolgen, und dann bekommt der Pilger
eine noch grössere Auswahl von Gethsemanes.
Bekanntlich hat die Ka p e l l e oder Höhle d e s Blut -
s c hwe i s s e s , in welcher ein neuer, sehr schöner kleiner
Altar von weissem Marmor, das Geschenk eines Italieners,
aufgestellt ward 850, oben ein Loch oder eine Lichtöffnung.
Buhen warfen da Steine und der Regen schwemmte Erde
hinein. Ich möchte diese Entweihung noch eine unschuldige
nennen im Gegenhalte einer ändern dadurch, dass ein nicht
wenig betrunkener Mann dem Pilger die Höhle zeigte85 h
Um jedoch jener Entweihung zu wehren, zogen im Christmonat
1857, während meiner Anwesenheit in Jerusalem, die
Franziskaner eine Mauer im Viereck um die Öffnung herum,
was nichts weniger als einen schönen Anblick gewährt. Wenn
man übrigens ganz in der Ordnung findet, dass die Mönche
bestrebt sind, der Entweihung vorzubauen, so muss es dagegen
bedenklich erscheinen, dass der Patriarch Va l e r g a
aus dieser Höhle einen gelblich-weissen Kalkstein von 11"
Länge, 8 " Breite und 6 " 6 Dicke herausbrechen liess,
damit er in Köln für S. Mauritius als Grundstein verwendet
werde 852.
Weiter oben ist die Gr o t t e , wo d i e Ap o s t e l da s
G l a u b e n s b e k e n n t n i s s a b g e f a s s t haben sollen, nun
zerstört, und man erkennt die frühere Konstrukzion nicht
mehr.
Die H im m e l f a h r t s k i r c h e a u f dem Öl b e rge . Bekanntlich
umschloss zur Zeit des Königreichs Jerusalem ein
Bau in Form eines gleichseitigen Achteckes die Himmelfahrtskapelle.
Nach Messungen, die ich machte, dürfen die noch
stehenden Mauerwände nicht durchgehends als solche der
alten Kirche betrachtet werden; denn von Nord nach Süd
misst sie 100' 3", von West nach Ost nur 76' 3" 853. Die
Wandung bildet heute noch ein Achteck, allein ein ungleichseitiges.
Die nördliche Achtseite misst richtig 30' 4 " , hingegen
die südwestliche nur 27' 9", und nicht in allen Ecken
stehen noch Säulenfüsse. Auch zwischen der Kapelle und
der äussern Wandung erhielten sich noch einige, nämlich
sechs, Postamente, die aber unregelmässig aus einander
stehen, so im Westen zwei 42' 10" statt etwa 20' oder,
wenn eines daraus fiele, etwa 35 '; im Norden oder Nordwesten
beträgt die Entfernung 16' 6 " und im Nordosten
19' 3". Aus diesen Messungen geht deutlich hervor, dass
nur Reste vom alten Oktogon vorhanden sind, dass allerdings
im Andenken an das früher bestandene ein unvollkommenes
Achteck erhalten, und die Säulenfüsse später willkürlich
und sehr ungeschickt versetzt wurden. Gegen Ost
stehen ein paar viereckige Maueransätze, die gelegentlich den
Christen als Altäre dienen. In die Mauerwandung sind auch
eiserne Ringe eingelassen, an welche Seile befestigt werden,
wenn am Tage der Auffahrt die Bekenner der verschiedenen
christlichen Kulte die Zelte aufschlagen, um ihre Zeremonien
zu verrichten. Südlich oder südwestlich an die Kirchenreste
schliesst sich die Wohnung eines Mohammedaners und auch
eine Art Moschee an, nördlich und östlich Häuser von Mos