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 dem  Ankömmlinge  einen  Besuch  zu  machen,  eine  Aufmerksamkeit, 
   welche  von  dem  jungen  Manne  erwiedert  wurde.  
 Es  verlautete,  dass  der  neue  Bischof  seine  ganze  Aufmerksamkeit  
 zunächst  der Erbauung  und Einrichtung einer Kirche  
 und  eines  bischöflichen  Palastes  für  ihn  und  zwei  Dutzend  
 Priester,  eines  Hospitals,  einer  Herberge  für  einige  hundert  
 Pilger  und  mehrerer  Unterrichtsanstalten -  zuwenden  werde.  
 Bereits  entwarf  der  italienische  Architekt  P i e r o t t i   die  erforderlichen  
 Pläne.  Schon  hat  jener  auch  zwischen  dem  
 Damaskus- und  Stephansthor  ein  grosses  und  schönes Grundstück  
 gekauft.  Der  russische  Bischof  von  Melitopolis  wohnt  
 jeweilen  im  verschönerten  und  vergrösserten Palaste,  der  vor  
 dem  Krimfeldzuge  von  dem  russischen  Archimandriten  bewohnt  
 war.  Dieser  kam  erst  1848  nach  Jerusalem;  vor  
 dieser  Zeit  soll  nie  ein  russischer  Pope  einen  festen  Wohnsitz  
 in  dieser  Stadt  gehabt  haben.  Nach  Wiederherstellung  
 des  lateinischen  Patriarchats  1847  beeilte  sich  nämlich  die  
 russische  Regierung,  den  Archimandriten  P o r p h y r   nach  
 Jerusalem  zu  senden716. 
 Als  ich  noch  in  Jerusalem  weilte,  hiess  es,  dass  es  den  
 Griechen  gelungen  sei,  den  Platz  des  J o h a n n i t e r h o s p i t 
 a l s ,   nach  welchem  die  Lateiner  längst  schon  ein  lüsternes  
 Auge  richteten,  käuflich  an  sich  zu  bringen.  Wirklich  erhielt  
 1858  der  griechische  Patriarch  einen  Firmän,  welcher  den  
 Griechen  erlaubt,  an  der  schon  sehr  lange  Zeit  öde  gebliebenen, 
   gar  günstig  gelegenen  Stelle  eine Kirche,  ein  Hospital  
 und  eine  Pilgerherberge  zu  erbauen 717.  Dies  mag  für  die  
 Lateiner,  die,  möchte  man  sagen,  ein  gewisses  Recht  gehabt  
 hätten ,  auf  der  Trümmerstätte  der  glorreichen  Johanniter  
 sich  wieder  anzusiedeln,  sehr  schmerzlich  sein,  und  doch  
 dürfen  die  Christen  sich  Glück  wünschen,  dass  einmal  der  
 ekele  Platz  der  Gerbereien  verschwindet,  und  dass  hier,  in  
 solcher  Nähe  der  Grabkirche,  Reinlichkeit  und  Ordnung  einkehrt. 
   Mich  aber  drückt  die  Besorgniss,  dass  die  Griechen, 
   vom  Vandalismus  etwas  angesteckt,  schonungslos  alle  
 Verlassenschaften  der  Johanniterritter  beseitigen  werden. 
 Wahrscheinlich  stürzt  auch  bald  der  im  romanischen  Styl  
 erbaute,  dem  Portal  der  Kirche  zu  Podwinctz  in  Böhmen  
 mit  Skulpturen  nach  der  artistischen  Denkweise  des  elften  
 und  zwölften  Jahrhunderts  ähnliche  Bogen  durch  gewaltthä-  
 tige  Hand  zusammen,  den  ich  stets  mit  einer  Art  Ehrfurcht  
 betrachtete,  und  was  am  Christenwerke  der  Mohammedaner  
 verschonte,  mag  der  Christ  noch  zertrümmern. 
 Man  zeigte  mir  auf  Zion,  nahe  der  östlichen  Felswand,  
 da,  wo  jetzt  die  Gebäulichkeiten  der  amerikanischen  Mission  
 stehen,  in ziemlicher Regelmässigkeit  von  einander abstehende  
 Pfeiler,  die  ein Gewölbe  gestützt  haben  müssen,  und die man  
 für  Reste  einer  Kirche  hält.  Ich  will  diese  Meinung  nicht  
 geradezu  anfechten.  Dann  wären  es  wol  Überbleibsel  der  
 von  den  Kreuzfahrern  erbauten  d e u t s c h e n   Ma r i e n k a p 
 e l l e ,   die,  ein  Zubau  des  Ospital  des  Alemans,  in  dieser  
 Gegend  gelegen  haben  muss718.  Auch  sollen  in  der Moschee  
 el-Omari Spuren  einer christlichen Kirche  sich  vorfinden,  und  
 in  der  That  lag  hier  zur  Zeit  der'  lateinischen  Könige  die  
 S.  Martinskirche  (eqclesia S. Martini) 719;  K o n r a d   S c h i c k ,   
 der,  auf  meinen  Wunsch,  die  Moschee  besuchte,  sah  keine  
 Verzierungen  oder  sonstige  Spuren  einer  Kirche;  einzig  ein  
 Bögen  scheine  alt  zu  sein.  An  der  südlichen  Wand  der  
 Moschee  liege  der  Hof  eines  jüdischen  Hauses  Sehr  tief  und  
 unter  dem  Niveau  des  Sük  Häret  el-Jehüd.  Bedeutende  
 Überbleibsel  einer Kirche  sollen  auch  zwischen dem Kaiserbad  
 (Hammäm  es-Sultan)  und  dem  Serai  oder  dem  sogenannten  
 Palaste  des  Pilatus  gefunden  werden 72°.  Die  Lage  stimmt  
 mit  der  Kirche  des  Marienkrampfes  überein;  allein  Sc h i c k   
 untersuchte  da  und  fand  nichts,  bemerkte  jedoch,  dass  in  
 dem  Derwischkloster  noch  Reste  gefunden  werden  können,  
 in  welches  hineinzukommen  aber  nicht  leicht  halte.  —  Die  
 Ruinen  der  Kirche  Jakobs  Alphäus,  gleich  hinter  (östlich)  
 der  protestantischen  Christuskirche,  führt  man  als  sehens-  
 werth  ins  Zeitalter  der  Kreuzfahrer  zurück 72 K 
 Die  An n a k i r c h e .   Aus  Dankbarkeit  gegen  Frankreich,  
 welches  der  Türkei  in  ihrem  jüngsten  Kriege  gegen  Russland  
 beistand,  tra t  der  türkische  Kaiser  diese  Kirche  an