Während der Fahrt von Alexandrien nach Jäfa wurde er
seekrank; dieselbe dauerte lang. Man machte sich an seinen
Kotier, und griff mit Gefrässigkeit seinen Vorrath an — es
waren die irdischen Überreste seines Vaters, und zu spät
entdeckte der Unglückliche in Jäfa den Verlust 82°. Die Juden
sind freilich auch mit anderer Erde von Jerusalem zufrieden,
und ich fand ganz neue Gräber auf Zion innerhalb der
Stadtmauer. Einem solchen Unfuge sollte gesteuert werden.
Die P r o p h e t e n g r ä b e r besuchte ich diesmal nur kurz.
Die Dimension von Nord nach Süd kam mir auffallend klein
vor, und in der That- mass ich vom Vorhofe (Rotunde) in
der Mitte hinab bis zu den südlichen Felsgräbern nur 28'
3", welche mit meiner frühem Messung übereinstimmen; leider
wurde aber davon bei der Verfertigung des Plans willkürlich
abgegangen 82!.
Wenn man auf dem Südpfade vom Ölberge westwärts
hinabsteigend, statt schief südwestwärts zu den Prophetengräbern
hinüberzubiegen, wenig Schritte geradeaus. Süd geht,
so trifft man eine sehr merkwürdige Todtengruft. Man
steigt durch eine enge Felsenöffnung hinab in eine ziemlich
kleine Todtenkammer, in welcher eine Reihe von Troggräbern
mit gemeinschaftlichem Gewölbe neben einander liegen. Von
da kommt man westwärts ohne besondern Eingang in ein
hart anstossendes, niedriges, roh in den Felsen gehauenes
Kämmerlein, in welchem auf dem Boden dicht an einander
neun Senkgräber liegen, die man, wenn sie besonders ständen,
Troggräber nennen würde. Da dieses Kämmerlein rundlich
erscheint, und die Gräber den ganzen Platz des Bodens
in der Richtung von Ost nach West einnehmen, so sind sie
ungleich lang (von Süd nach Nord). Die Zwischenwände,
3g" dick, sind so weich und bröcklicht, dass ich sie zuerst
für künstliche aus Thon und Erde hielt. Es sind diese
Gräber etwa l g ' breit und 9" tief. In der ersten Kammer
fand mein Führer, ein Grieche, Namens Epaminondas, welchen
die Protestanten in Jerusalem ein ziemlich geläufiges
Deutsch lehrten, noch das ganze Menschenskelett im Grabe,
mit dem Schädel gegen Mittag, und ich nahm da aus einem
der Gräber, die ziemlich zerstört sind, das obere Stück eines
rechten menschlichen Oberschenkelknochens von den wenigen
Knochenresten mit. Epaminondas erzählte, dass die Knochen
theilweise gleich in Staub zerfielen, als man sie beim ersten
Besuche berührte. Die so grosse Sparsamkeit in Benutzung
der Bodenfläche lässt schliessen, dass die Gräber keiner behäbigem
Klasse angehörten. Vielleicht sind es christliche
Gräber. Sie zeichnen sich übrigens in Wahrheit aus, und
verdienen die Beachtung reisender Forscher. Gleich östlich
daneben gibt es eine schönere Grabkammer, die erst, etwa
seit ein paar Jahren durch Einbrechen ihrer Westwand von
jener Grabkammer aus geöffnet wurde; der eigentliche Eingang
aber ist nördlich eingehauen, eine viereckige, enge, mit
Steinplatten zugedeckte Öffnung, die senkrecht etwa 6 ' tief
herabführt in einen sehr schmalen, kurzen. Gang, durch den
man in die Grabkämmer gelangt. Diese ist ziemlich eng und
niedrig, und hat auf der Ost-, Süd- und Westseite, auf letzterer
mit dem neu durchbrochenen Eingang, ein Troggrab
mit Wölbung (arcosolium). Im östlichen Troggrabe, im Südostwinkel,
findet sich noch ein Loch. Alles ist roh zugehauen.
Man könnte sich vorstellen, dass eine Verbindung
mit dem sogenannten Labyrinthe der Prophetengräber ausfindig
gemacht werden könnte. Das Merkwürdigste in den
neu untersuchten Todtengrüften ist vielleicht die noch unberührt
gebliebene Verschliessung, da man sonst nur aufgebrochene
oder geöffnete Gräber sieht822
An der östlichen Abdachung des Ölberges und am Südhange
des Skopus will man Gräber entdeckt haben, welche
den in Rom gesehenen vollkommen glichen; statt geräumiger
loculi zur Aufnahme von Särgen, Mumien oder Leichnamen,
wie man die jüdischen Gräber antrifft, gab es an den Wänden
des Gemachs eine grosse Menge kleiner Nischen, die kaum
gross genug waren, einen schmalen Aschenkrug oder ein
Thränengeschirr zu fassen 823. Wenn ich den allzu kurzen
Bericht recht verstehe, so stellen diese Gräber Kolumbarien,
wie in Bet Dschibrin, vor, und verdienen eine noch gründlichere
Untersuchung.